In den letzten Monaten war die Diskussion um das Bauprojekt der Deutschen Bahn zwischen Hannover und Bielefeld abgeebbt, mit der überraschenden Veröffentlichung von zwölf genaueren Streckenvarianten unter der Woche hat die Bahn diese wieder aufflammen lassen. Für Schaumburg sehen manche Varianten der ICE-Trasse einen Verlauf in Teilabschnitten nahe der Bestandsstrecke vor, andere deutlich abweichend. Besonders für Bückeburg und auch den Raum Bad Nenndorf zeichnen sich tiefgehende Eingriffe ab.
Die nur mit minimalem Vorlauf angekündigte Veröffentlichung schlug fast wie eine Bombe ein bei Anwohnern, Bürgerinitiativen und heimischen Politikern. Mit weiterhin zwölf Streckenvarianten bleibt die Unsicherheit hoch, durch welche Teile des Landkreises die neue Trasse einst verlaufen könnte. Die Strecken-Varianten sind unter www.hannover-bielefeld.de einsehbar.
Zwölf Varianten:
Vereinfacht gesagt verlaufen die Varianten V1 bis V6 im Raum von Bad Nenndorf bis in den Raum Bückeburg nahe der Bestandsstrecke. Die Varianten V7 bis V12 dagegen sehen auch für diesen Abschnitt eine stärkere Verschwenkung (nach Süden) vor. 7 bis 9 führen dabei durch den Bückeberg. Die Varianten 10 bis 12 führen durch das Auetal. Um den Anschluss an Bückeburg und Minden sicherzustellen, planen die Varianten V7 bis V12 mit einer sogenannten Spange. Also einem weiteren nord-südlich verlaufender Schienenstrang, der diese Anbindung sichert.
Gerade der Raum Bückeburg wäre erheblich vom Streckenbau betroffen, praktisch in allen Varianten. Für die Samtgemeinde Nenndorf, Teile der Samtgemeinde Rodenberg und das Auetal aber auch die Samtgemeinde Lindhorst oder den Raum Stadthagen ist dies von der gewählten Variante abhängig.
Samtgemeinde Nenndorf: Die Varianten eins bis neun führen zu einer Durchschneidung der Samtgemeinde Nenndorf im Raum Suthfeld. Die Schnellfahrstrecke würde zwischen Helsinghausen und Kreuzriehe verlegt und ab etwa Beckedorf die Bestandsstrecke erreichen und parallel zu dieser verlaufen. Nicht betroffen wäre Bad Nenndorf bei den Varianten mit Tunnellösung unter dem Deister (Varianten 9 bis 12).
Bückeburg: Bei den bestandsnahen Varianten im Raum Stadthagen wird der Neubau nahe an Bückeburg entlang verlaufen. In 1, 2 wird die Neubaustrecke nördlich von Achum und Scheie sowie Bückeburg und südlich der Niederung entlanggeführt. Sie durchschneidet die Verbindung zwischen Evesen und Röcke, um in Richtung Minden weiterzulaufen. Die Varianten 3, 4 und 5 vermeiden diese Führung durch den Raum Evesen indem sie stärker nach Süden abknicken. Bei 3 und 4 ist ein Tunnellösung ab etwa Röcke südlich an Röcke vorbei vorgesehen. V5 und V6 sehen das Abknicken vom Bestand schon etwas früher ab Helpsen vor und führen südlich um Bückeburg herum. Sie sehen beim Flugplatz Achum wie etwa auf Höhe Ahnsen Tunnellösungen vor.
Durch den Bückeberg: Die Varianten 7 bis 9 planen mit einem Tunnel durch den Bückeburg und so einer südlichen Verschwenkung. Die Strecke würde im Auetal hinter Katrinhagen wieder auftauchen und bei Buchholz wieder in einen Tunnel gehen.
Auetal und Deistertunnel: Die Varianten 10 bis 12 untertunneln den Deister und vermeiden so den Raum Nenndorf. Im Raum Apelern würde die Strecke ein Stück oberirdisch verlaufen. Dann wieder über Teile des Auetals im Tunnel verlaufen, um hinter Rehren wieder aufzutauchen und ab etwa Buchholz erneut in einen Tunnel zu gehen. Für Rinteln sind verschiedene Tunnellösungen angedacht.
Auch Varianten durch das Auetal oder durch den Bückeberg lassen Bückeburg nicht unberührt. Schließlich soll wie oben erwähnt die Spange erstellt werden, die Minden an die Schnellfahrstrecke anbindet.
Regionalgespräche der Bahn:
Die Bahn will die Öffentlichkeit nun einbinden und ihr über den Internetauftritt die Möglichkeit geben, Hinweise zu einzubringen und Bedenken anzumelden. Regionalgespräche der Bahn zum gleichen Zweck werden folgen, die Veröffentlichung im Internet soll auch als Vorbereitung der Teilnehmer auf diese dienen. Peter Mantik, Pressesprecher der Bahn, betonte, dass man sich noch immer in einer Vorplanung befinde. Die dargestellten Korridore für die Varianten seien einen Kilometer breit. Neben der Auswahl der Varianten müsse noch eine viel genauere Planung erfolgen. Die Zeit bis zur Festlegung auf einen wirklichen engeren Streckenverlauf sei noch sehr lang. Die Bahn ermuntere alle Anwohner auf, sich in die Beteiligungsverfahren einzubringen und auch ihre ganz persönlichen Bedenken im Detail einzubringen.
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