Das bedeutet die ICE-Trasse für die Landwirtschaft | Schaumburger Wochenblatt

10.10.2024 09:31

Das bedeutet die ICE-Trasse für die Landwirtschaft

Thema ist auch die ICE-Neubaustrecke Bielefeld - Hannover. (Foto: Leonid ANDRONOV)
Thema ist auch die ICE-Neubaustrecke Bielefeld - Hannover. (Foto: Leonid ANDRONOV)
Thema ist auch die ICE-Neubaustrecke Bielefeld - Hannover. (Foto: Leonid ANDRONOV)
Thema ist auch die ICE-Neubaustrecke Bielefeld - Hannover. (Foto: Leonid ANDRONOV)
Thema ist auch die ICE-Neubaustrecke Bielefeld - Hannover. (Foto: Leonid ANDRONOV)

Die Diskussion um den Deutschlandtakt und den möglichen Neubau einer ICE-Trasse zwischen Hannover und Bielefeld sorgt weiter für großen Unmut in der Region. In den betroffenen Landkreisen, darunter auch Schaumburg, sehen sich natürlich auch zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Schätzungsweise 1.100 Betriebe liegen im Suchraum für die geplante Trasse in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, davon allein etwa 400 im Landkreis Schaumburg, hatte das Landvolk Weserbergland schon vor einiger Zeit kritisiert. Diese Schätzungen stammen aus der Zeit, als die Trassen-Vorschläge der Deutschen Bahn noch nicht veröffentlicht waren - denn da stand noch gar nicht fest, wie viel Land der Bahn zum Opfer fallen könnte.
Eine Neubautrasse würde somit pro eingesparter Minute Fahrtzeit rund 60 Hektar Fläche kosten – etwa die Größe eines durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betriebs in Deutschland.

Diesen erheblichen Eingriff in die Natur und Landwirtschaft lehnen viele der betroffenen Bürger und Landwirte entschieden ab: Sie plädieren für einen „Deutschlandtakt mit Augenmaß“, der Rücksicht auf die bestehenden Strukturen und die betroffenen Menschen nimmt. Erste entsprechende Veranstaltungen im Landkreis gab es bereits, in denen sich die womöglich Betroffenen Luft machten.
Landvolk-Geschäftsführer Henning Brünjes hat uns daher jetzt noch einmal erläutert, worin die Kritik genau begründet und wie Schaumburg betroffen ist.

Eine Neubautrasse würde nach der ursprünglichen Schätzung pro eingesparter Minute Fahrtzeit rund 60 Hektar Fläche kosten – etwa die Größe eines durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betriebs in Deutschland. Diesen erheblichen Eingriff in die Natur und Landwirtschaft lehnen viele der betroffenen Bürger und Landwirte entschieden ab: Sie plädieren für einen „Deutschlandtakt mit Augenmaß“, der Rücksicht auf die bestehenden Strukturen und die betroffenen Menschen nimmt.
Landvolk-Geschäftsführer Henning Brünjes hat uns daher jetzt noch einmal erläutert, worin die Kritik genau begründet und wie Schaumburg betroffen ist.

”Die Bahn will unser Anliegen nicht verstehen”, leitet Brünjes ein: „Nachdem die Bahn die Öffentlichkeit mehrere Jahre lang mit einem zeitaufwändigen und für Laien nicht überschaubaren Bürgerdialog 'beschäftigt' hat, kommt sie nun im Sommer dieses Jahres ganz plötzlich mit zwölf Trassenvarianten heraus. Das Landvolk und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband haben bereits vor längerer Zeit - wie die Umweltverbände auch - gegen die Art und Weise des Bürgerdialogs protestiert, weil das bisherige Verfahren für Laien intransparent war und weil die Bahn sich einem Vergleich mit einem zweigleisigen Ausbau der derzeitigen Bestandsstrecke bisher verschlossen hat.”

Ihre heutige Behauptung, man habe die Bestandstrasse untersucht, ist verwunderlich: Eigentlich wurde ein Ausbau der Bestandstrasse immer mit dem „Totschlag“-Argument beiseite gewischt, damit könne man die Reduzierung der Fahrtzeit auf 31 Minuten auf diesem Streckenabschnitt nicht erreichen, erklärt Brünjes.

”Trotz aufgezeigter Alternativen halten die Planer also sklavisch am Deutschlandtakt fest. Hier fehlt aber eine breite und aufrichtige Debatte über dessen tatsächlichen Nutzen. Die Landwirtschaft ist wie bei allen Infrastrukturmaßnahmen immer einer der Verlierer, weil jede Art des Bahnausbaus zu Flächenverlusten und Zerschneidung von Flächenstrukturen führen wird. Unser Anliegen ist es hier daher weiterhin, den Flächenverlust für die Landwirtschaft möglichst gering zu halten. Und dazu gehört auch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Ausbau der Bestandstrasse ohne sklavische Zeitvorgaben. Die nun vorgestellten zwölf Varianten stellen in Abschnitten eine Nähe zur Bestandstrasse in Aussicht. Dies ist dann aber faktisch auch ein Neubau, nur eben in der Nähe der bestehenden Strecke. In Sachen Flächenverlust ist so nichts gewonnen.”

Relation beachten

Wie wäre der Ausbau der bereits vorhandenen Bahnstrecke als Alternative? Zwar ist auch hierbei eine gewisse Flächeninanspruchnahme unumgänglich, dennoch wäre der Gesamtverbrauch an landwirtschaftlicher Fläche deutlich geringer. Zudem würde ein Ausbau der Bestandsstrecke den bestehenden ÖPNV in der Region sichern und die Zerschneidung gewachsener Infrastruktur vermeiden.

Unabhängige Untersuchungen zeigen, dass auch ein Ausbau der bestehenden Strecke zu einer Fahrtzeitverkürzung beitragen kann, die sich gut in den geplanten Deutschlandtakt integrieren ließe. Die Forderung lautet daher: Ein Ausbau statt eines Neubaus, um die Landwirtschaft zu schützen, die Lebensgrundlage vieler Familien zu erhalten und eine umweltfreundlichere Lösung zu finden, die den regionalen Bedürfnissen gerecht wird.


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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