An zwei Terminen informierten Volker Vorwerk und Marvin Jekel von der DB-InfraGo AG die Bürger und die Politik über die Frage, wie und auf welcher Strecke der Deutschland-Takt zwischen Bielefeld und Hannover realisiert werden soll. Zumindest war das ihr Ansatz, denn so richtig viel Erkenntnisgewinn hatten die Veranstaltungen nicht. Am Dienstag bei der Vorstellungsveranstaltung für die Bürger, dominierte die Bürgerinitiative aus dem Auetal. Die forderte: „Keine ICE-Trasse durch das Auetal!“ Mit roten Karten ausgestattet machten sie auf der Veranstaltung mobil für ihr Anliegen. Peinlich wurde es am Mittwoch für die beiden Planer, denn sie kamen nicht nur eine halbe Stunde zu spät zu ihrer eigenen Einladung, sondern hatten sich auch nicht um die Vorbereitung der technischen Voraussetzungen für ihren angekündigten Vortrag gekümmert. Bürgermeisterin Andrea Lange las den Bahnmitarbeitern dann auch die Leviten: „Ich erwarte heute von ihnen auf die Fragen keine Worthülsen, sondern konkrete Antworten!“ Und Lange weiter: „Bringt uns endlich in die Lage nachzuvollziehen, was ihr macht!“ Lange drang auf ein transparenteres Verfahren, musste im Laufe der Veranstaltung allerdings ebenso wie die anderen Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und interessierten Bürgern feststellen, dass es an den Basics für ein nachvollziehbares Verstehen der Planungen fehlt. Weder Vorwerk noch Jekel konnten oder wollten die Kriterien, die die Gewichtung der Einschränkungen für die Menschen durch den Bau der Trasse darstellen, offen legen. Ganz konkret heißt das: Was zählt wie viel? Kann man das Kloster in Möllenbeck mit dem Schloss in Bückeburg in Relation setzen? Gibt es eine Gewichtung bei der Entscheidung zur Frage des Kiesabbaus oder bei Naturschutzgebieten? Und wenn ja, in welchem Verhältnis stehen diese zueinander? Gibt es ein Zusammenwirken der Bahnplaner mit beispielsweise Straßenplanern? Das alles werde bis Jahresende auf der Homepage (https://www.hannover-bielefeld.de/) nachgeliefert, versprach Jekel, der der neue Projektleiter der Strecke Bielefeld-Hannover ist.
Ende 2025 reduziert sich die Variantenzahl
Die Trassenvarianten von derzeit zwölf sollen sich durch die laufenden Planungen bis Ende 2025 auf maximal vier reduziert haben. Dann folgen Probebohrungen und tiefergehende Planungen, die noch Jahre dauern werden. Der Dreiklang der Parameter dafür ist immer gleich: 300 km/h, maximal 8 Promille Steigung oder Gefälle, große Kurvenradien für die schnellen Züge. Damit soll die Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover von 48 auf 31 Minuten gedrückt werden. Und diese 31 Minuten seien auch unverhandelbar, so die Planer, denn die seien Bestandteil des Planungsauftrages des Bundes. Volker Vorwerk stellte daher auch den Kosten-Nutzen-Faktor darauf ab: „Je kürzer die Fahrzeit, desto höher der volkswirtschaftliche Nutzen!“
Der Zeitplan
Marvin Jekel schilderte den Zeitplan der Planungen: Nach Reduzierung der Trassenvarianten gibt es etwa vier Jahre Vorplanungen, dann die parlamentarische Befassung im Bundestagsverkehrsausschuss, dann einen Beschluss etwa im Jahr 2029. Es folgen die Entwurfs- und Genehmigungsplanungen und alles mündet in einer Baugenehmigung für die dann favorisierte Trasse. Realistisch gesehen könnte der erste Spatenstich also in etwa 30 Jahren sein.
Die Fragen aus der Politik
Die Bahn-Planer sind Kummer offensichtlich gewohnt. Den Antworten auf die Fragen der Kommunalpolitiker mangelte es an Substanz: Wird das Kloster bei den Planungen berücksichtigt? „Ja!“ Hat der Kiesabbau Einfluss auf die Planungen? „Ja, wie alles andere auch!“ Werden Hochwasserparameter berechnet? „Ja, Hochwasser braucht Retentionsflächen, und die werden berechnet!“ Für Rinteln heißt das konkret, dass die Stadt bis zur Feststellung, ob es eine Trasse mit Auswirkungen auf die Stadt wird, kaum eine Planungssicherheit hat. Gleiches gilt natürlich auch für die anderen Schaumburger Kommunen. Am 5. November findet das nächste Regionaltreffen in Bückeburg statt. Vielleicht gibt es da ja schon mehr Infos.