Lyhren gehört zu den Orten im Raum Rodenberg/Bad Nenndorf, die im Zuge der starken Niederschläge am vergangenen Wochenende vom Hochwasser schwer getroffen wurden. Viele Anwohner sehen sich in einer doppelt verzwickten Lage: Einerseits sind sie durch den Salzbach stets von Hochwasser bedroht. Andererseits sind Teile des Ortes als Überschwemmungsgebiet eingeordnet worden, was Einschränkungen für ihre Grundstücke mit sich bringt (wie berichtet).
Rund zehn Häuser waren in Lyhren von den jüngsten Überschwemmungen betroffen. Neben Wasser wurde auch Schlamm in die Gebäude gespült, mit entsprechenden Folgen. Feuerwehr und Anwohner arbeiteten über Stunden, um die Schäden in Grenzen zu halten. Wie in Bad Nenndorf, Kreuzriehe sowie in Lyhrens Nachbarorten Soldorf und Groß Hegesdorf lief das Wasser in Keller und überflutete Straßen. Es war das vierte Starkregenereignis, das Teile Schaumburgs in den vergangenen Wochen traf.
Unter Einwohnern Lyhrens wächst der Frust. Sie äußern einerseits den Vorwurf, dass die Gemeinde Apelern (Lyhren ist ein Ortsteil Apelerns) es in den vergangenen rund 25 Jahren versäumt habe, umfangreichere Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu treffen. Andererseits informierte der Landkreis im Mai in einer Pressemitteilung, dass der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Areale im Umfeld des Pohler Baches und des Salzbaches (fließt durch Lyhren) als Überschwemmungsgebiet für ein 100-jähriges Hochwasser eingeordnet hatte.
Dies hat Einschränkungen für die Anwohner zur Folge. Die Errichtung und Erweiterung „baulicher Anlagen“ ist auf diesen Grundstücken weitgehend untersagt. „Ich dürfte nicht einmal mehr eine Mauer bauen“, erklärte Gerhard Schiffer, Anwohner am Salzbach in Lyhren. Gegenstände dürfen nicht längerfristig gelagert werden, wenn sie den Wasserabfluss behindern oder fortgeschwemmt werden können. Hintergrund ist, dass der Wasserabfluss und die Ausbreitung des Wassers im Hochwasserfalle nicht behindert werden soll. Zudem ist es unter anderem verboten, neue Ölheizungen zu installieren. Bestehende Tanks müssen hochwassersicher nachgerüstet werden.
Gerhard Schiffer und Andreas Iber, ebenfalls Anwohner im Lyhren, hatten eine Bürgerversammlung mit Vertretern des Gemeinderates organisiert. Die Veranstaltung sollte über Folgen der Einordnung durch die Landesbehörde NLWKN als Überschwemmungsgebiet informieren.
Vor den letzten Hochwasserereignissen hatte Schiffer über die Versammlung im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt informiert. Ärgerlich sei, führte er dabei aus, dass Bewohner aus Lyhren seit vielen Jahren die Hochwassergefahr angesprochen hätten, die Gemeinde jedoch nicht ausreichende Maßnahmen ergriffen habe. Schiffer verwies auf eine Versammlung aus dem Jahre 1999, in der Anwohner die Problematik schilderten und die Gemeinde zum Handeln aufforderten. Der Versammlung damals waren ebenfalls Hochwasserereignisse mit Schäden in den Häusern vorausgegangen. In ihrem Rahmen wurden Forderungen nach verschiedenen Hochwassermaßnahmen formuliert. Unter anderem die, ein Regerückhaltebecken zwischen Reinsdorf und Lyhren zu errichten. Hiervon würden zudem Soldorf und Rodenberg, weiter bachabwärts gelegen, Entlastung erfahren. Weitere Punkte waren die Wiederherstellung von Gräben und die Vertiefung des Salzbaches. Umgesetzt habe die Gemeinde davon nichts. Immerhin eine Alarmanlage sei installiert worden, die bei hohen Wasserstände warnt, so Schiffer. Diese funktioniere, allerdings sei hier eine andere Einstellung zu wählen, um eine längere Vorwarnzeit zu erreichen.
Das Regenrückhaltebecken sei unter anderem schwierig umzusetzen, weil die Eigentümer ihre Flächen dafür verkaufen müssten, wie der Gemeinde-Rat in der Vergangenheit ausführte. Neben dem direkten Schutz vor dem Hochwasser durch verschiedene Maßnahmen erhoffen sich die Anwohner eine weitere Folge. Werden im Vorfeld Lyhrens Möglichkeiten zum Ausbreiten und Zurückhalten von Hochwasser geschaffen, könnte die Landesbehörde auch das Überschwemmungsgebiet in Lyhren mit seinen einschränkenden Verordnungen wieder verkleinern, so die Hoffnung. Das Thema Hochwasserschutz dürfte angesichts der Ereignisse zuletzt nun wieder auf die Tagesordnung rücken. Lyhrener Bürger versandten ein entsprechendes Schreiben an Rat und Verwaltung.
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