Die zurückliegenden Monate haben Niedersachsen einen Niederschlagsrekord beschert. Es war demnach der nasseste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, so das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Das hat dazu geführt, dass sich die sehr niedrigen Grundwasserstände mehr als nur erholen konnten und lokal zu Höchstständen angewachsen sind - und das sehr viel schneller als gedacht.
Der Dauerregen, der zum Weihnachtshochwasser führte, hat aber auch die Kanalisationen einer starken Belastung ausgesetzt, in Wunstorf vor allem aus Richtung Idensen, Mesmerode und Bokeloh sowie teilweise Steinhude. Einige Pumpen liefen demnach unter Volllast. Die Kläranlage konnte die anfallende Abwassermenge jedoch klären und ableiten. Sie war zu keiner Zeit in der Funktion beeinträchtigt, wie die Leiterin der Stadtentwässerung, Alexandra Perschel, kürzlich im Bauausschuss sagte.
Als Konsequenz müsse es aber weitere Anpassungen geben, da damit gerechnet wird, dass Extremwetterereignisse zunehmen werden. Darunter werden Dauer- oder Starkregenereignisse auf der einen sowie Dürren auf der anderen Seite verstanden. Es müssen daher Flächen für Regenrückhaltung, Versickerung, aber auch für Speicherung hergestellt werden. Außerdem gilt es, den Überflutungs- sowie Hochwasserschutz zu betrachten und neu zu bewerten. SPD und CDU bekräftigen diese Überlegungen mit einem Antrag.
Wunstorf verfügt über zirka 188 Kilometer Schmutzwasserkanäle, 191 Kilometer Regenwasserkanäle und noch etwa 3,5 Kilometer Mischwasserkanäle (in Luthe), über etwa 36 Kilometer Druckrohrleitungen, 49 Pumpstationen und zirka 235 Kilometer offene Gräben und Gewässer. Versickerungsmulden umfassen eine Fläche von etwa 39.000 Quadratmetern.
Alle Kanäle werden seit 1993 regelmäßig befahren und überprüft. Das nennt sich Generalentwässerungsplan. Die Bestandsanalyse hat ergeben, dass die vorhandenen Schmutzwasserkanäle hydraulisch gut dimensioniert sind, es allerdings nur noch begrenzte Kapazitäten im Leitungsnetz für Erweiterungen gibt. Das betrifft vor allem die Südstadt. Kolenfeld soll daher eine eigene Verbindung zum Klärwerk in Luthe über das Gewerbegebiet erhalten. Damit würde das Netz in der Südstadt entlastet.
Bei den Regenwasserkanälen gibt es den größten Anpassungsbedarf, da hier noch Regeln gelten, die die Herausforderungen des Klimawandels nicht berücksichtigen. Demnach gibt es Bereiche des Kanalsystems, die bei Starkregenereignissen überstauen und somit für Schäden sorgen können. Ein Problem ist beispielsweise die Unterführung an der Kolenfelder Straße. ”Das kriegen wir nicht in den Griff”, so Perschel. Grundsätzliche Lösungen sind: Entwässerung durch Kanäle, Einleitung in Gewässer, Regenrückhaltung in Becken und die Versickerung in Mulden, Rigolen und Becken.
Ein weiterer Punkt sind neue gesetzliche Vorgaben, wonach Regenwasser behandelt und zurückgehalten werden muss. Dabei geht es darum, Fremdstoffe und Sedimente vor der Einleitung in Gewässer herauszufiltern. Das betrifft zum Beispiel das Steinhuder Meer. Dort müssen dann Filteranlagen gebaut werden. Das ist schwierig in der Umsetzung, da geeignete Standorte und Flächen für die Bauwerke zur Verfügung stehen müssen. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet rund 30 Einleitestellen. Eine Regenwasserbehandlungsanlage steht am Luther See. In Steinhude ist der Antrag auf Fördermittel für eine weitere Anlage gestellt. Diese soll dabei helfen, der Schlammneubildung entgegenzuwirken.