Für die christlichen Kirchen ist unsere Demokratie unverhandelbar | Schaumburger Wochenblatt

20.02.2025 16:54

Für die christlichen Kirchen ist unsere Demokratie unverhandelbar

Pastor Dirk Gniesmer. (Foto: privat)
Pastor Dirk Gniesmer. (Foto: privat)
Pastor Dirk Gniesmer. (Foto: privat)
Pastor Dirk Gniesmer. (Foto: privat)
Pastor Dirk Gniesmer. (Foto: privat)

von Pastor Dirk Gniesmer, Johannis-Kirchengemeinde Rinteln und Kapellengemeinde Todenmann

Am Sonntag ist es so weit. Wir alle sind aufgerufen, den nächsten Bundestag zu wählen. In einem gemeinsamen Aufruf der Evang. Kirche in Deutschland, der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und der Deutschen Bischofskonferenz heißt es dazu:

„Für die christlichen Kirchen ist unsere Demokratie unverhandelbar. Auf dieses Fundament sind wir stolz. Wir sind überzeugt, dass die Stärken unserer Demokratie – dazu gehören vor allem das Aushandeln von Kompromissen und der Schutz von Minderheiten – auch in Krisenzeiten greifen. Die aktuellen politischen Debatten fordern diese wehrhafte Demokratie heraus. Wenn sich unsere Gesellschaft immer mehr polarisiert, bis sich Menschen unversöhnlich gegenüberstehen, haben extremistische Kräfte leichtes Spiel. Wir halten daran fest, dass Extremismus und vor allem völkischer Nationalismus mit dem Christentum nicht vereinbar sind. Daher appellieren wir an alle Wahlberechtigten: Bitte gehen Sie zur Wahl und wählen Sie Parteien, die sich für unsere Demokratie einsetzen!“

Vom christlichen Glauben her gibt es für die Wahl klare Kriterien. An so manchen Kirchen hängen sie als Plakate oder große Transparente:
„Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt“.

Die Würde jedes Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist unsere Verpflichtung. Die Menschenrechte sind unverletzlich und unveräußerbar. So unser Grundgesetz. Jegliche Verfolgung und Diskriminierung von Menschen, nur weil sie fremd, anders orientiert, andersgläubig sind, ist damit ausgeschlossen. Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und auch religiöser Extremismus dürfen bei uns keinen Platz haben.

Nächstenliebe ist mehr als der Ausschluss der Extreme. Es ist ein aktiver Einsatz für diejenigen, die Hilfe brauchen: für Schutzbedürftige Minderheiten, für Benachteiligte und eben auch für Schutzsuchende. Gerade vor dem Hintergrund unserer deutschen Geschichte dürfen wir das Asylrecht nicht völlig über Bord werfen.

Zusammenhalt, d.h. Miteinander und Kompromisse müssen nach der Wahl wieder möglich sein. Gesellschaftliche Spaltungen müssen durch Annäherung überwunden werden. Es darf nicht sein, dass wir uns aufteilen in „Wir und die“. Es darf nicht sein, dass in vorschnellen politischen Aktionismus ganz Menschengruppen pauschal verurteilt werden. Auch Migranten sind Teil unserer Gesellschaft, teilen die gleichen Sorgen, werden zu Opfern schlimmer Anschläge.
Es darf doch nicht so weit kommen, dass ein 12-jähriges afghanisches Mädchen bei einer Demo in Bayern die Bühne betritt und sich unter Tränen bei Terroropfern entschuldigt, weil sie es so empfindet, dass jetzt alle Menschen aus Afghanistan als böse angesehen werden.
Dass Täter mit aller Härte bestraft werden und mögliche Gefährdungen im Keim erstickt werden müssen, schließt dies absolut nicht aus.
Einige Bibelworte als Wahlkriterien können nicht schaden: „Gott schuf den Menschen, alle Menschen nach seinem Bilde“. „Gott setzte den Menschen in die Welt, um sie zu bewahren“. „Suche den Frieden und jage ihm nach.“ „Du sollst den Fremden nicht bedrücken.“ „Wenn einer leidet, so leiden alle.“

Also: wählen gehen und aktive engagiert bleiben auch nach dem 23, Februar.

www.ekd.de/kirchen-appell-zur-bundestagswahl-demokratie-staerken-88362.htm

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