„Segen to go“ | Schaumburger Wochenblatt

20.03.2025 15:12

„Segen to go“

Vikar Alexander Stichternath (Foto: privat)
Vikar Alexander Stichternath (Foto: privat)
Vikar Alexander Stichternath (Foto: privat)
Vikar Alexander Stichternath (Foto: privat)
Vikar Alexander Stichternath (Foto: privat)

„Gott segne dich und behüte dich“. Wie oft haben Sie diesen Satz schon gehört?

„Gott segne dich und behüte dich“. Wie oft haben Sie diesen Satz schon gehört?

Wer ab und zu in die Kirche geht oder kürzlich bei einer Taufe, Hochzeit oder Beerdigung war, kennt ihn – den „Aaronitischen Segen.“ Er gehört zum Gottesdienst so sicher dazu wie das sprichwörtliche „Amen“. Aber was ist mit Menschen, die selten oder nie in die Kirche gehen? Wann wird ihnen Segen zugesprochen? Wahrscheinlich selten oder nie!
Dabei ist ein Segen etwas Wertvolles. Davon bin ich überzeugt. Im Segen schenkt Gott den Menschen alles Gute. Aber: Viele Menschen erhalten dieses Segensgeschenk eben selten oder nie. Allerdings nicht, weil der Schenkende geizig wäre. Im Gegenteil! Gott gibt reichlich – und auch auf Seiten der Empfangenden besteht durchaus eine Bereitschaft, dieses Geschenk anzunehmen. Wo hakt es also? Naja, dazwischen. In der Vermittlung. In Zeiten des Onlineshoppings könnte man sagen: In der Logistik. Es liegt sicher nicht daran, dass die „Geistlichen“ keinen Segen spenden wollen – im Gegenteil! Vielmehr hakt es an der Nahtstelle: Es gibt wenig Anlässe, bei denen gesegnet wird. Der klassische Gottesdienst ist für Viele nicht (mehr) das passende Format.

Kontaktflächen für Segen zu schaffen – das war das Anliegen des zurückliegenden „Segensfestes“ in Hessisch Oldendorf. Am 16. März wurde dort rekordverdächtig gesegnet. An fünf Stationen konnten Menschen, die gerade auf dem Frühlingsfest „HO blüht auf“ unterwegs waren, sich segnen lassen. Ganz spontan und unkompliziert, ohne Bedingungen oder Verpflichtungen. Ein breites Portfolio an Segensangeboten stand zur Auswahl: Vom „Segen für Beziehungen“ mit einem selbstgeknüpften Beziehungsband über den „Segen für Neuanfänge“ mit Blumensamen und mutmachendem Segensspruch bis hin zu einem erfrischenden „Frühlingssegen“ mit verschiedenen Säften und Goldstaub. Für die Kleinsten gab es zum Segen Klebe-Tattoos.

Das Feedback war eindeutig: So wünschen sich Menschen Kirche. Ganz im Hier und Jetzt, auf Augenhöhe, ohne Zwang und voll guter Laune. Kirche außerhalb ihrer schützenden Mauern. Großzügig wurde da umgegangen mit dem, worüber selbst die Kirche nicht verfügt, was auch sie immer wieder nur als ein Geschenk erhalten kann: Die Zusage, dass Gott den Menschen Gutes schenkt. Nicht, damit die Menschen sich auf dieser Zusage nur ausruhen – sondern damit sie selbst zu einem Segen werden. Denn Gott sprach zu Abra(ha)m: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ (Genesis 12,2). Räume zu öffnen für Menschen und ihre Anliegen. Das empfinde ich als eine zentrale Aufgabe der Kirche. Dorthin zu gehen, wo das Leben ist, wo die Menschen sind. Um dort Kontaktflächen zu schaffen: Für Gespräche, für soziales Engagement – und eben auch: für Segen.


Dirk Sassmann
Dirk Sassmann

DS

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