Strompreise müssen weiter runtergehen | Schaumburger Wochenblatt

12.07.2024 09:03

Strompreise müssen weiter runtergehen

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies mit Bundeswirtschaftminister Robert Habeck und Ardagh-Geschäftsfüher Jens Schaefer. (Foto: nd)
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies mit Bundeswirtschaftminister Robert Habeck und Ardagh-Geschäftsfüher Jens Schaefer. (Foto: nd)
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies mit Bundeswirtschaftminister Robert Habeck und Ardagh-Geschäftsfüher Jens Schaefer. (Foto: nd)
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies mit Bundeswirtschaftminister Robert Habeck und Ardagh-Geschäftsfüher Jens Schaefer. (Foto: nd)
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies mit Bundeswirtschaftminister Robert Habeck und Ardagh-Geschäftsfüher Jens Schaefer. (Foto: nd)

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, machte diese Woche auf einer Sommerreise durch Deutschland Station in Obernkirchen, um Ardagh Glass zu besichtigen.  Der Behälterglashersteller Ardagh Glass Packaging hatte bereits Ende vergangenen Jahres seine neue Schmelzwanne „NextGen Furnace“ eingeweiht, die sich der Bundesminister jetzt einmal selbst vor Ort anschaute – denn die Schmelzwanne wurde durch den Bund mit Fördermitteln in Höhe von 12,4 Millionen Euro gefördert. Sie gilt derzeit als ein Leuchtturmprojekt für die Branche. Ardagh stellte sich dabei der Herausforderung, die Glasproduktion von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Alternativen umzustellen und erprobt die nun elektrifizierte Schmelzwanne in Obernkirchen. Habeck wollte daher auch als einer seiner ersten Fragen vor Ort mehr von diesem Meilenstein wissen. 

Die neuartige Hybrid-Technologie in Obernkirchen erreicht aktuell eine Reduktion der CO2-Emissionen von 64 Prozent und ist damit ein Meilenstein für die Dekarbonisierung der Glasindustrie. Zuvor hatte man mit einer Einsparnis von etwa 60 Prozent gerechnet. „Wir brauchen daher Unternehmen wie Ardagh Glass Packaging. Projekte wie die NextGen Furnace stehen für die nachhaltige Erneuerung unserer Wirtschaft“, sagte Bundeswirtschaftsminister Habeck bei seinem Besuch in Obernkirchen. Die Schmelzwanne, die mit ihrer innovativen Hybrid-Technologie weltweit die erste ihrer Art ist, wird mit 60 Prozent erneuerbarem Strom und zu 40 Prozent mit Gas betrieben. Der herkömmliche Energiemix für die Glasproduktion liegt in der Regel bei 90 Prozent Gas und 10 Prozent Strom. Zudem wird ein Altglasscherben-Anteil von bis zu 70 Prozent eingesetzt.  In den ersten Monaten 2024 konnte Ardagh bei der Produktion in Obernkirchen somit bereits rund 18.000 Tonnen CO2 einsparen. Solche Projekte stünden für die nachhaltige Erneuerung der deutschen Wirtschaft, so Habeck: „Dieses Projekt ist ein Beispiel dafür, dass der klimafreundliche Umbau der energieintensiven Glasindustrie in Deutschland gelingen kann.“ Bei voller Auslastung produziert die Anlage bis zu 350 Tonnen Behälterglas pro Tag. Die Behälterglasindustrie ist dabei mit einem Umsatz von rund 2 Milliarden Euro ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Deutschland.  

Appell an die Politik

Ardagh-Geschäftsführer Jens Schaefer nutzte den Besuchs Habecks aber nicht nur für die Rückschau, was man schon in Obernkirchen auf den Weg bringen konnte, er nutze den Besuch auch für einen Appell: „Mit unserer NextGen Furnace sind wir den ersten Schritt gegangen und haben unseren Willen und die Fähigkeit gezeigt, neue Wege zur Dekarbonisierung zu beschreiten. Jetzt ist die Politik am Zug: Um das volle Potenzial neuer Technologien auszuschöpfen, braucht es in Deutschland die nötige Infrastruktur. Denn als energieintensive Industrie sind wir auf die verlässliche Verfügbarkeit von ausreichend grünem Strom zu marktfähigen Preisen angewiesen.“  

Bei Habeck stieß er damit nicht auf taube Ohren – dass Strompreise weiter runtergehen müssen, sei eines seiner Ziele, bestätigte er.  Ardagh unterstützt das Ziel der Bundesrepublik, bis 2045 klimaneutral zu werden und treibt die Transformation zu einer klimaneutralen Industrie aktiv voran. Damit das gelingt, müssen laut Geschäftsführer Jens Schaefer aber einige Rahmenbedingungen geschaffen werden – neben den marktfähigen Strompreise wird auch eine gute  Wasserstoffinfrastruktur eingefordert. Die NextGen Furnace kann schon jetzt mit bis zu 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen betrieben werden. So lassen sich dann rein rechnerisch jährlich bis zu 45.000 Tonnen CO2 einsparen. 

Stichpunkt grüner Wasserstoff

Eine Nachricht, die das Bundesumweltministerium am Tag der Sommerreise veröffentlichte, dürfte in Obernkirchen auf große Zustimmung gestoßen sein und gehört auch zu einer der Forderungen, die der Glasproduzent an die Politik richtete: Die Ergebnisse der ersten Ausschreibungsrunde für den Import grüner Wasserstoffprodukte liegen vor. Zwischen 2027 und 2033 werden demnach mindestens 259 Tausend Tonnen grünen Ammoniaks nach Deutschland exportiert. Der Produktionspreis liegt bei 811 Euro je Tonne. Daraus kann ein Preis von weniger als 4,50 Euro pro Kilogramm grünen Wasserstoffs abgeleitet werden. Bisher liegt der Preis noch bei über 7 Euro je Kilogramm. 

Bei der NextGen Furnace könnte Ardagh die restlichen 20 Prozent Erdgas komplett durch grünen Wasserstoff ersetzen und damit vollständig auf erneuerbare Energien umsteigen. Die Voraussetzungen dafür: die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff zu angemessenen Marktpreisen und der Anschluss aller Ardagh-Glass-Packaging-Werke an das Wasserstoff-Kernnetz. Zumindest bei den Preisen ist der Weg dafür geebnet.


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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