Graugänse verstehen lernen | Schaumburger Wochenblatt

Graugänse verstehen lernen

Fühlen sich wohl am Steinhuder Meer: Graugänse. (Foto: wb)
Fühlen sich wohl am Steinhuder Meer: Graugänse. (Foto: wb)
Fühlen sich wohl am Steinhuder Meer: Graugänse. (Foto: wb)
Fühlen sich wohl am Steinhuder Meer: Graugänse. (Foto: wb)
Fühlen sich wohl am Steinhuder Meer: Graugänse. (Foto: wb)

Wie berichtet sind Graugänse ein immer größeres Ärgernis auf der Badeinsel. Auf Nachfrage dieser Zeitung haben nach der ÖSSM (Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer) auch der NABU und der BUND Stellung zur aktuellen Gänseproblematik genommen.

Wiederansiedlung

Wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) auf Nachfrage mitteilte, war die Graugans in Niedersachsen zwischen 1900 und 1948 ausgestorben. Nach Auffassung von Reinhard Löhmer, Ornithologe des BUND Region Hannover, ging die Wiederansiedlung in den 1970er vom Dümmer aus. Mit Eientnahme und Hausgänsen als Ziehmüttern wurde eine Gefangenschaftsvermehrung mit größtem Erfolg gestartet, so Löhmer. Mit Zunahme des Brutbestandes wurden Mutterfamilien am Dümmer eingefangen und in geeigneten Biotopen in Niedersachsen wie das Steinhuder Meer oder Riddagshausen ausgesetzt, so Löhmer. 2016 gab es bereits einen Brutpaarbestand von 15.000 bis 18.000 Paaren niedersachsenweit, von denen nicht wenige am Steinhuder Meer Quartier bezogen haben.

Entdeckung Badeinsel

Mit der Vermehrung der Graugänse am Steinhuder Meer haben die Vögel auch die 1975 fertiggestellte Badeinsel für sich entdeckt. Ein künstliches Paradies für Menschen und Graugänse, denn sie erfüllt alles, was diese Vögel lieben und brauchen, um sich wohlzufühlen. So führt der NABU aus: „Die Badeinsel wird mittlerweile deshalb von zahlreichen Graugans-Paaren besiedelt, weil hier die Ansprüche dieser Art hervorragend erfüllt werden.“ Um dies zu verstehen, muss man sich mit der Biologie und Ökologie der Graugans beschäftigen, so der NABU in einem Schreiben an den Ortsrat. So suchen Graugänse weidend ihre Nahrung hauptsächlich an Land und weniger im Wasser. Dabei ernähren sie sich sowohl von Land- als auch von Wasserpflanzen und zwar hauptsächlich von kurzen Gräsern und Kräutern sowie in geringerem Umfang von Stauden und Wurzeln. Im Herbst suchen sie auch Maisstoppelfelder auf, äsen aber auch auf Feldern mit Raps und Wintergetreide. Mit den laufend gemähten Wiesenflächen ist die Badeinsel somit eine ideale Gänseweide. „Vor allem für Familien mit nicht flüggen Jungvögeln oder Altvögeln in der Vollmauser. Der See liegt als Komfortgewässer in unmittelbarer Nähe“, so der NABU. Die starke Vermehrung führt er auf eine Intensivierung der Landwirtschaft und die immer milderen Winter zurück.

Reduzierung der Graugänse

Nach Auffassung des NABU gibt es kein Patentrezept zur Lösung der Graugans Problematik. Denkbar wären nur kleine Lösungen, wie die Verschlechterung des Nahrungsangebotes durch Verwandlung der Liegewiese in eine Sandfläche. „Alternativ könnte man zumindest die Liegewiese einzäunen, so dass Gänsefamilien mit flugunfähigen Jungvögeln diese nicht erreichen können“, so der NABU und führt weiter aus: „Da die Altvögel die Jungvögel bewachen und sich nicht weit davon entfernen, werden auch die flugfähigen Eltern das eingezäunte Gebiet meiden.“ Die bereits im Ortsrat diskutierte Eientnahme wird eher skeptisch gesehen, da sie über Jahre erfolgen müsste und es auch zu Nachgelegen kommen könnte. Denkbar wären auch Vogelscheuchen und Falkner mit größeren Greifvögeln, da Gänse panische Angst vor Seeadlern haben.


Verena Walter-Bockhorn (wb)
Verena Walter-Bockhorn (wb)

Freie Journalistin

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