Ein Wildkaninchen sitzt am Waldrand, wirkt apathisch, zeigt keine Scheu – ein ungewöhnliches Bild, das immer häufiger beobachtet wird und auf die Hasenpest hindeutet. In Niedersachsen mehren sich die Fälle von Tularämie, besser bekannt als Hasenpest, zuletzt gab es bestätigte Meldungen aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont und aus Peine. Die Infektionskrankheit betrifft vor allem wildlebende Hasen und Nagetiere, kann aber auch auf den Menschen und Haustiere übergehen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden im Jahr 2024 bundesweit 197 Erkrankungen bei Menschen registriert – ein deutliches Plus im Vergleich zu den Vorjahren, in denen meist weniger als 30 Fälle pro Jahr dokumentiert wurden. Besonders betroffen waren Bayern und Baden-Württemberg. Bereits im neuen Jahr sind fünf weitere Fälle hinzugekommen.

Unsichtbare Gefahr in Wald und Wiese?

Die Hasenpest wird durch das Bakterium Francisella tularensis ausgelöst. Es gilt als hochinfektiös. Besonders gefährdet sind Menschen, die engen Kontakt zur Natur haben: Jägerinnen und Jäger, Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter, aber auch Spaziergänger oder Gartenbesitzer können sich infizieren – sei es durch Kontakt mit erkrankten Tieren, kontaminiertes Wasser oder auch durch Insektenstiche.

Trügerische Symptome – schwer zu erkennen

Beim Menschen äußert sich die Tularämie meist mit grippeähnlichen Beschwerden: Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Je nach Art der Ansteckung können weitere Symptome hinzukommen – etwa Geschwüre an der Haut, Bindehautentzündungen oder Atembeschwerden bis hin zur Lungenentzündung. Die Diagnose ist oft schwierig, denn die Beschwerden lassen sich nicht ohne Weiteres von anderen Krankheiten unterscheiden. Wird die Infektion zu spät erkannt und nicht mit den passenden Antibiotika behandelt, kann sie im schlimmsten Fall tödlich verlaufen.

Kranke Tiere verlieren ihre Scheu

Auch bei Wildtieren ist die Krankheit schwer zu erkennen. Bei infizierten Hasen und Kaninchen zeigen sich oft hohes Fieber, schnelle Atmung, Gewichtsverlust und auffälliges Verhalten. Viele Tiere wirken apathisch und nähern sich Menschen – ein Warnsignal, das ernst genommen werden sollte. In solchen Fällen empfiehlt das RKI, Abstand zu halten und verdächtige Tiere den zuständigen Behörden zu melden.

Schutzmaßnahmen im Alltag

Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollten bestimmte Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Besonders Jägerinnen und Jäger sollten bei der Verarbeitung von Wildtieren Handschuhe tragen, auffällige Tiere melden und beim Abbalgen eine Atemschutzmaske nutzen. Fleisch von Hasen und Kaninchen gehört gut durchgegart auf den Teller. Wasser aus Oberflächenquellen oder Brunnen sollte in betroffenen Regionen vor dem Verzehr abgekocht werden. Auch Hundebesitzer sollten wachsam sein: Zwar erkranken Hunde selten schwer, sie können das Bakterium jedoch übertragen.