Ersatz-Quartier steht bereit | Schaumburger Wochenblatt

23.03.2025 09:16

Ersatz-Quartier steht bereit

Mit Ausdauer: Das Storchenpaar baut auf dem Drahtgeflecht unvermindert weiter an einem Nest. (Foto: gi)
Mit Ausdauer: Das Storchenpaar baut auf dem Drahtgeflecht unvermindert weiter an einem Nest. (Foto: gi)
Mit Ausdauer: Das Storchenpaar baut auf dem Drahtgeflecht unvermindert weiter an einem Nest. (Foto: gi)
Mit Ausdauer: Das Storchenpaar baut auf dem Drahtgeflecht unvermindert weiter an einem Nest. (Foto: gi)
Mit Ausdauer: Das Storchenpaar baut auf dem Drahtgeflecht unvermindert weiter an einem Nest. (Foto: gi)

Die Störche in Bokeloh bleiben ein Gesprächsthema. Von Tierquälerei ist die Rede. Auch werde die jahrzehntelange fachliche Kompetenz des Storchenbeauftragten in Frage gestellt. Der klärt weiterhin über die Sachlage auf.

In unserer Ausgabe vom 25. Januar haben wir das erste Mal über den unumgänglichen Umzug der Störche, die bisher auf dem Nest des Daches der Familie Baudach im Mittelpunkt des Ortes ansässig gewesen sind, berichtet. Das Nest auf dem Schornstein wurde entfernt. Der Naturschutzbeauftragte für die Weißstorchbetreuung der Region Hannover, Reinhard Löhmer, sagte dazu auf Nachfrage: „Natürlich ist es bedauerlich, dass das Nest entfernt wurde, das gibt es etwa seit den 1980er Jahren.“ Doch Löhmer kann die Maßnahme des Eigentümers verstehen, die Störche hinterlassen viel Dreck, betroffen seien vor allem die Dachziegel. Wenige hundert Meter entfernt wurde eine neue „Wohnung“ für die Störche aufgestellt. Doch die nimmt bisher das Storchenpaar nicht an, es ist weiterhin am Bauen eines Nestes auf und um das Drahtgeflecht auf dem Baudach-Schornstein.

Das Gesprächsthema

Die Störche sind nach wie vor Gesprächsthema im Kalidorf. Bürger beklagen, dass die Störche leiden würden, ja, es wird auch von Tierquälerei gesprochen und die jahrzehntelange fachliche Kompetenz von Löhmer in Frage gestellt. Wir haben noch einmal mit dem Storchenexperten gesprochen, er hat die Sachlage am 17. März wie folgt beschrieben. „Falls es begründete Argumente für den Abbau eines Storchennestes gibt, dann ist die Umsiedlung auf eine Masthilfe im Storchenschutz das Mittel der Wahl“, so Löhmer. Das sei in den vergangenen 25 Jahren auch in der Region Hannover vielfach erfolgreich durchgeführt worden. So auch 2017 in Bokeloh, als ein Nest von einem Kamin in der Dorfstraße 50 entfernt werden musste. „Das Mastnest in einer Weide an der Schlossstraße wurde sofort angenommen und ist seither jährlich besetzt“, fährt der Storchenbeauftragte fort. Derartige Umsiedlungen seien immer abgestimmt und genehmigt mit und von der Unteren Naturschutzbehörde, die auch finanziell einspringe.

Es stürzen auch Nester ab

„Zur Biologie der Störche gehört, dass ihre Nester nicht von Dauer und regelmäßig Neubauten erforderlich sind. Beispiele dafür gibt es in der Baum-Kolonie in Mesmerode, wo pro Jahr bis zu drei Nester (auch mit Eiern und Jungvögel) bei Extremwetter abstürzen“, berichtet der Storchenexperte. Zumeist bauten Störche an alter Stelle innerhalb einer Woche ein neues Nest. Insbesondere bei den baumbrütenden Störchen sei zu beobachten, dass sie sich im Geäst sehr geschickt und sicher bewegen. Diese Geschicklichkeit könne man auch bei dem „Mittelpunkt-Brutpaar“ auf der Drahthaube erkennen. Der Draht sei stabil, die Maschen groß, so dass eine Verletzung nicht wirklich gegeben war und bisher auch nicht erfolgt ist. „Die Störche ruhen sogar auf einem Bein stehend auf dem Draht“, fügt Löhmer hinzu. Die Gesetzgebung lasse Eingriffe am Brutplatz in diesem Stadium der Brutzeit nicht mehr zu. „Man muss das Paar gewähren lassen. Möglich ist, dass sie auf der Haube doch noch ein Nest zustande bringen, in dem gebrütet werden kann. Ansonsten steht ein Ersatz-Quartier bereit. Nach der Saison wird zu entscheiden sein, was weiter geschehen soll“, so der Naturschutzbeauftragte.


Hans-Heiner Giebel (gi)
Hans-Heiner Giebel (gi)

Freier Journalist

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