Vermeintlich einfache Antworten würden in Fragen der inneren Sicherheit nicht weiterhelfen, so der CDU-Landtagsabgeordnete und Ex-Innenminister Uwe Schünemann sinngemäß während der Diskussion im Stadthäger Ratskeller. Dies gilt auch für Stadthagen und bedeutet leider, dass eine rasche, umfassende Verbesserung des Sicherheitsgefühls nicht erreichbar sein wird. Was nicht bedeutet, die Hände in den Schoß zu legen.
Schon in der Wahrnehmung der Lage klaffen die Einschätzungen weit auseinander. Die Polizei und die Verwaltung verweisen auf die Statistik, in der Stadthagen unauffällig ist und bei der Kriminalitätsbelastung merklich unter dem Landesdurchschnitt liegt. Teile der Bürgerschaft ordnen die Situation jedoch als sehr bedrohlich ein, wie bei öffentlichen Diskussionen sowie in den sozialen Medien klar wird. Dabei sind dies nicht nur Scharfmacher oder die typischen Überbesorgten. Von Familien wird berichtet, die seit einiger Zeit auf das Elterntaxi zurückgreifen in Situationen, in denen sich die Kinder sonst aufs Fahrrad schwangen. Bestimmte Bereiche der Stadt würden von Teilen der Bürgerschaft zu späterer Stunde nicht mehr aufgesucht, so die Aussagen.
Für Ängste sorgen, wie vielfach zum Ausdruck gebracht, die Gruppen von jungen Männern, die sich im Innenstadtbereich aufhalten. Die Polizei räumt gewisse Probleme ein, sieht jedoch keine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Bürger. Verschiedene Maßnahmen von verstärktem Streifendienst von Polizei, Ordnungsamt und Sicherheitsdienst sind eingeleitet, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen und provokativ auftretenden Jugendlichen Grenzen aufzuzeigen. Begleitet werden soll dies von verstärkter Sozialarbeit mit den jungen Leuten. Viele beruhigt dies noch nicht, die Unsicherheit, ob berechtigt oder unberechtigt, bleibt, wie auch wieder bei der Diskussion während der CDU-Veranstaltung deutlich wurde.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass der eingeschlagene Weg grundsätzlich falsch ist. Es wird einen langen Atem, die Einbindung vieler Akteure, Ressourcen und Hartnäckigkeit brauchen sowie stetige Anpassungen des Konzeptes, um das Sicherheitsgefühl schrittweise zu erhöhen und Vertrauen zwischen den verschiedenen Teilen der Stadtgesellschaft zu vermitteln. Möglicherweise könnte eine Videoüberwachung einen Beitrag leisten, ein Patentrezept ist auch sie nicht. Mit einer Verdrängung der Jugendlichen aus dem Zentrum wäre nichts gewonnen. Das würde nur die Zonen der Unsicherheit verschieben und die Möglichkeit zur angestrebten, stärkeren gesellschaftlichen Einbindung der jungen Leute verringern.