„Ich wollte nach meiner Tour nur noch kurz tanken und dann Feierabend machen“, berichtet Thilo Fischer. Doch dann kam für den Mitarbeiter im Fahrdienst des ASB Regionalverbandes Leine-Weser alles anders: Von einer Sekunde zur anderen setzte sein Herz aus, er verlor das Bewusstsein und stürzte an der Harting-Tankstelle in Nienstädt zu Boden. Was danach passierte, erfuhr er erst drei Wochen später – beim Treffen mit Anna-Maria Hanc.
Die 20-Jährige aus Seggebruch jobbte gerade in der Tankstelle, als das Herz des 59-Jährigen aussetzte. Zum Glück hatte sie im Rahmen ihrer Ausbildung zur Erzieherin vor einigen Monaten einen Erste Hilfe-Kurs absolviert. Die Frau wählte den Notruf und rannte zu dem Bewusstlosen an der Tanksäule. „Ich habe sofort gesehen, dass ich mit der Herzdruckmassage beginnen muss“, berichtet sie. Ohne zu zögern legt sie los, wechselt sich mit einem Kunden, der zur Hilfe geeilt war ab und hält Kontakt zu den Notfallrettern. Nach rund 15 Minuten treffen die Notärztin und der Rettungswagen ein, lösen die junge Frau ab und setzen die Wiederbelebungsmaßnahmen fort. Es dauert rund eine Stunde, bis der ASB-Mitarbeiter stabilisiert ist, dann geht es für ihn ins Krankenhaus.
Anna-Maria Hanc bleibt an der Tankstelle, setzt sogar ihren Dienst bis zum Feierabend fort. „Als alle weg waren, musste ich mich erst einmal setzen und habe meine Eltern angerufen“, sagt die junge Frau. Ihre Gedanken sind bei Thilo Fischer, für sie bleibt die bange Frage, ob er überleben wird. Inzwischen sind ASB-Kollegen zufällig vorbeigekommen und haben das Auto erkannt. Schnell lassen sie sich von Anna-Maria Hanc über die Situation informieren, tauschen Telefonnummern aus und versprechen, in Kontakt zu bleiben.
Und so können sie ihr nicht nur berichten, dass Thilo Fischer zwar künftig mit einem Herzschrittmacher leben wird, er dafür aber wieder völlig gesund wird.
Sie hatte die Lebensretterin und Thilo Fischer zu einem kleinen Treffen eingeladen, um sich im Namen des ASB mit einem Geschenk zu bedanken und auch allen die Gelegenheit zu geben, ein bisschen auszutauschen. „Es ist ganz merkwürdig hier zu hören, was mit mir passiert ist und ich bin glücklich, jetzt den Menschen zu treffen, dem ich mein Leben verdanke“, sagte Thilo Fischer. Für Anna-Maria Hanc war es eine Erleichterung, „ihren“ Patienten wohlauf zu sehen. „Ich musste in den ersten Tagen immer daran denken, wie es ihm wohl geht. Und jetzt bin ich so froh, dass er überlebt hat“, strahlte sie.
Für den ASB ist die junge Frau das beste Beispiel für Erste Hilfe. „Sie hat nicht weggeschaut, sondern sofort begonnen, einem anderen Menschen zu helfen. Dabei kann man nichts falsch machen – nur nicht zu helfen ist falsch“ betont das ASB-Team unisono.