Am Sonnabend um 15.30 Uhr wird die Frontzeck-Elf in der ersten Partie der neuen Bundesligasaison bei Aufsteiger Darmstadt 98 auf dem Platz stehen. Im Umfeld ist Unsicherheit bis Skepsis ob der Schlagfähigkeit des Teams spürbar. Vermied die Mannschaft den Gang in die zweite Liga nicht schon in der vergangenen Serie denkbar knapp und zwar mit einigen Akteuren, die 96 nach ihrem Wechsel nun fehlen werden? Gerade Ex-Kapitän Lars Stindl ist kaum zu ersetzen, Jimmy Briand steuerte im Abstiegskampf manches Tor und manche Vorlage bei. Joselu spielte in der Endphase keine Rolle mehr, hatte jedoch in der Hinrunde oft getroffen. Mit Leonardo Bittencourt wurde zudem ein junger Spieler abgegeben, der noch kein Leistungsträger war, von dem sich einige Beobachter jedoch noch einen Durchbruch erhofften. Trainer Micheal Frontzeck zeigt sich von den Diskussionen im Umfeld gänzlich unberührt, strahlt dieselbe Ruhe aus wie im Nichtabstiegskampf. Obwohl der Club noch einiges Geld in der Schatulle hat, um auf dem Transfermarkt aktiv zu werden, signalisiert der Coach, mit dem vorhandenen Personal zufrieden zu sein. Mit Mevlüt Erdinc hat der Club einen erfahrenen Mittelstürmer verpflichtet, von dem eine Reihe von Treffern erwartet wird. Charlison Benschop hat in der zweiten Liga viele Tore erzielt und will sich bei 96 weiterentwickeln. Mit Felix Klaus und Uffe Bech wurden zwei Talente verpflichtet, die als offensive Außen für Tempo sorgen sollen. Hinzu kommt der ausgeliehene 18-jährige Allan Saint-Maximin, der offensiv zentral als auch auf den Flügeln agieren kann. Ihm wird ein ganz erhebliches Potential bescheinigt. Oliver Sorg ist ein gestandener Bundesligaspieler, der für einen Qualitätszuwachs auf den Außenverteidigerpositionen sorgen soll. Mit den verlässlichen Defensivkräften Marcelo und Salif Sané vereinbarte der scheidende Manager Dirk Dufner eine Vertragsverlängerung und band so zwei wichtige Eckpfeiler längerfristig. Kenan Karaman erhielt zuletzt deutlich mehr Einsatzzeiten, agierte als zentraler Offensivspieler. Hiroshi Kiyotake, erster Kandidat für diese Position, begann jedoch nach Mittelfußbruch schon wieder mit ersten Trainingseinheiten. Im Pokalspiel gegen den Viertligisten Hessen Kassel hat sich Frontzecks Truppe gewiss nicht mit Ruhm bekleckert. Allerdings langte der 2:0-Erfolg, um die nächst Runde des Wettbewerbs zu buchen. Und vielleicht ist dies genau die Marschroute von Michael Frontzeck. Die Stärke des Kaders scheint in einer kompakten Defensive zu liegen, die auch einigermaßen eingespielt ist. Sie könnte dem Team eine gewisse Grundstabilität verleihen. Am Angriffsspiel muss mit den vielen neuen, entwicklungsfähigen Akteuren noch kräftig gefeilt werden. Eine besonders attraktive Spielanlage ist so zumindest in der Auftaktphase der Serie kaum zu erhoffen. Es gilt, überzogene Erwartungen zu ignorieren und möglichst rasch Punkte gegen den Abstieg zu sammeln, um in keine Drucksituation zu geraten. Und vielleicht gelingt so in einem ruhigen Umfeld einem der Talente ein Entwicklungssprung, der schließlich auch das Team insgesamt voranbringt. Ansonsten wird Martin Kind die Geldschatulle in der Winterpause noch einmal weit öffnen. Foto: archiv bb