War der lebensgroße Dummy in Form eines Pferdes erst einmal aus dem Transportanhänger herausgebracht, konnte ihn die Übungsgruppe relativ einfach auf einer zuvor ausgebreiteten Schleppe mit vereinten Kräften weiterziehen und so von der „Unfallstelle“ weg- und in Sicherheit bringen. Zuvor an das „Tier“ im Transporter heranzukommen und ihm, nachdem es durch den Veterinär betäubt wurde, fachgerecht Zugriemen anzulegen, war weit kniffliger. Michael Böhler, Trainer für die Großtierrettung, wies die Schaumburger Feuerwehrleute immer wieder auf die Eigensicherung hin. Ein in Panik durchgehendes oder doch aus der Sedierung aufschreckendes und tretendes Pferd stellt mit seinen mehreren Hundert Kilogramm Gewicht schließlich ein erhebliches Gefahrenpotential für seine Retter dar. Ebenso empfahl Böhler bei einer Rettung auf der Autobahn grundsätzlich die Sperrung der Gegenspur. Er wisse, dass dies bei der Polizei auf wenig Gegenliebe treffe. „Aber eine Mittelleitplanke ist für ein Pferd kein Hindernis. Wenn ich Pech habe, entsteht auf der Gegenspur dann gleich der nächste Einsatz“, machte der Fachmann deutlich.
In einem eintägigen Seminar in der Feuerwache sowie auf der Domäne in Rodenberg schulte der aus Schleswig Holstein angereiste Böhler Schaumburger Feuerwehrleute der Wehren aus Lindhorst, Lüdersfeld/Vornhagen, Meerbeck-Niedernwöhren, Rodenberg, Sachsenhagen, Bergkirchen, Hagenburg-Altenhagen, Südhorsten, Schierneichen-Deinsen-Baum, Exten, Stemmen-Levesen, Strücken und Krankenhagen in der Thematik. Diese eigneten sich theoretische Grundlagen an und lernten spezielles Material und Werkzeug kennen. Die Feuerwehrleute erprobten in verschiedenen Szenarien die Rettung von Pferd, Rind und Co. Wie kann ein solche Tier aus dem Anhänger oder aus einem tiefen Graben befreit werden? In der Abschlussbesprechung betonten die Teilnehmer, dass sie das Training deutlich vorangebracht habe. Sie würden nun über grundlegende, systematische Ansatzpunkte verfügen, um solche Einsatzlagen ruhig und geordnet anzugehen und zügig abzuarbeiten, so das übereinstimmende Fazit. Dabei sei auch klar geworden, dass Maschineneinsatz oftmals nicht nötig sei, die Rettung fast immer über Muskelkraft im Team möglich sei.
Arno Fatzler von der Feuerwehr Rodenberg, für das Thema schon seit längerer Zeit durch ein Training qualifiziert, erklärte, dass die Zahl von Einsätze auch in Schaumburg zunehme, in denen Pferd, Rind oder andere Großtiere zum Beispiel aus Gräben, Schlammlöchern, Boxen oder Pferdeanhänger befreit werden müssten. Entsprechend habe die Kreisfeuerwehr schon länger ein solches Training organisieren wollen. Schließlich würden solche Einsätze spezielle Anforderungen stellen. Einerseits ist es das Ziel, das Tier möglichst schonend und tierschutzgerecht in Sicherheit zu bringen, gleichzeitig die Einsatzkräfte nicht zu gefährden. Hinzu komme der Halter, der sich zumeist ebenfalls emotional in einem Ausnahmezustand befindet. Mit der Ausbildung wolle die Kreisfeuerwehr das Thema in die Fläche tragen und eine Reihe von Wehren auf solche Einsätze vorbereiten, so Fatzler. Dazu gehöre auch eine spezielle Ausstattung. Die so vorbereiteten Wehren könnten dann jeweils gezielt bei entsprechenden Einsatzlagen alarmiert werden. Foto: bb