Nach einem Zugversuch im Bürgerpark (wir berichteten) muss eine etwa 200 Jahre alte Buche gefällt werden. Das ergibt sich aus dem Gutachten des beauftragten Instituts für Baumkunde, das dem Stadtanzeiger vorliegt. Darin heißt es, dass sich der ortsbildprägende Baum derzeit zwar insgesamt in einem vitalen Zustand befindet, die Daten des Zugversuches aber klar zeigen, dass gerade im unteren Stamm- und Stammfußbereich die Stand- und Bruchsicherheit nicht mehr gegeben ist.
”Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen eine umfangreiche und großräumige Fäule im Wurzelstock”, heißt es im Gutachten. Trotz der guten Vitalität sei demnach nicht davon auszugehen, dass die Buche den vorhandenen Schaden kompensieren und ihre derzeitigen Sicherheitswerte weiter einhalten könne. ”Aus sachverständiger Sicht ist mit einer weiteren deutlichen Abnahme, gefördert durch die Klimaveränderungen, zu rechnen”, so das Gutachten weiter. Über das Ergebnis ist am Montag auch der Verwaltungsausschuss informiert worden.
Als Empfehlung wird daher die Fällung der Buche vorgeschlagen. Dies sei unter Beachtung von Verkehrssicherheitsaspekten sogar als unverzügliche Maßnahme vertretbar. Die Stadt teilt mit, dass das am 6. Mai auch geschehen wird. Eine Fachfirma aus Neustadt ist bereits mit der Fällung beauftragt. Alternativ wäre auch eine Reduzierung der Baumhöhe um sieben Meter auf eine Endhöhe von 22 Meter sowie eine Anpassung der seitlichen Bereiche möglich. Der Gutachter rät davon aber ab. ”Aus fachlicher Sicht ist nicht zu erwarten, dass die Buche die Fäuleerreger in ihrer Ausbreitung effektiv eingrenzen und abschotten kann. Darüber hinaus führt ein starker Rückschnitt von sieben Metern bei der Buche zu weiteren Folgeschäden (Sonnenbrand), welche die Bruchsicherheit in der Krone erheblich beeinträchtigen”, erklärt der Experte.
Während des Zugversuches vor Ostern ist der Stamm der Buche bis in eine Höhe von rund vier Metern begutachtet und mit Hilfe der Klopfprobe eingehend untersucht worden. Die Wurzelanläufe wurden mit einer Hippe freigelegt, in Augenschein genommen und ebenfalls per Klopfprobe untersucht. Dabei ist aufgefallen, dass im unteren Stammbereich wie auch auf den Wurzelzuläufen ein diffuser Hohlklang feststellbar ist. In diesen Bereichen ist äußerlich der Fruchtkörper des Lackporling zu erkennen, ein holzzersetzender Porenpilz.
Vor der Fällung wollen die Baumkontrolleure des Baubetriebshofes den Baum untersuchen. Dabei geht es um Fragen des Artenschutzes. Die Entnahme der Buche hat Auswirkungen auf den dortigen Lebensraum (Habitat). Der Eingriff und die Folgen werden daher dokumentiert, um daraus die richtigen Schlüsse für eine Ersatzanpflanzung oder Ausgleichsmaßnahme zu ziehen. ”Vor einer Fällung ist zum Beispiel zu überprüfen, ob Brut- oder Nisthöhlen oder andere Lebensräume vorhanden sind”, sagt Stadtsprecher Daniel Pfingsten. Gibt es eine Höhlung mit Nest in einem Stammstück, so würde man dieses großzügig herausschneiden, um es an einem Nachbarbaum zu befestigen, bis die Jungtiere ausgeflogen sind und die Höhlung nicht mehr bewohnt ist.
Der betroffene Baum steht in unmittelbarer Nähe der Stadtschule sowie stark frequentierter Wege im Bürgerpark. Aufgrund der fortgeschrittenen Schädigung und der daraus resultierenden Instabilität besteht insbesondere bei Sturm oder starkem Wind ein erhöhtes Risiko des Umsturzes. Um die Sicherheit der Schüler sowie aller Besucher des Parks zu gewährleisten, ist eine zeitnahe Fällung leider unumgänglich. „Wir bedauern sehr, einen so alten und bedeutenden Baum entfernen zu müssen“, sagt Bürgermeister Carsten Piellusch. „Doch der Schutz der Menschen hat oberste Priorität.“ Die Region Hannover als untere Naturschutzbehörde und der Naturschutzbeauftragte wurden ebenfalls über die notwendigen Schritte informiert.