Die bisherigen Zusagen der Regierung seien nicht das, was die Bauern voranbringe, erklärte Achim Pohl, Vorsitzender im Landkreis Schaumburg im Vorstand des Landvolkes Weserbergland. Mit Trecker-Kolonnen, Blockaden und der Teilnahmen an Kundgebungen unter anderem in Hannover hatten sich Landwirte aus Schaumburg intensiv an den Protesten beteiligt.
„Es ist schön, dass ihr den Anfang gemacht habt und auf die Straße gegangen seid“, solche Kommentare hätten die Landwirte öfter gehört, berichtete Achim Pohl im Rückblick auf die Demonstrationen der vergangenen Woche. Sicher habe es auch Personen gegeben, welche die Aktionen nicht so als gerechtfertigt empfunden hätten. Im Gros hätten die Landwirte jedoch positive Rückmeldungen erhalten. Es hätten sich zudem nicht nur Spediteure, Handwerker, Mittelständler und Gastronomen angeschlossen, auch viele „einfache Bürger“ seien dabei gewesen.
Wie er das bisher erreichte bewerte? Die Regierung hatte erklärt, die Befreiung von der KFZ-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge doch aufrecht zu erhalten. Die Pläne zur Erhöhung der Mineralsteuer für Agrardiesel wurden bisher beibehalten, sollen jedoch schrittweise und nicht wie ursprünglich geplant, auf einen Schlag kommen.
„Das ist ja nicht das, was wir wollen“, betonte Achim Pohl. Ohnehin hätten die Vertreter der Landwirte stets gesagt, dass die jetzigen Erhöhungen der Belastungen lediglich die Tropfen seien, die das Fass zum Überlaufen bringen würden. Eine Vielzahl von Auflagen und Vorschriften, die sehr tief in die Wirtschaftsweise der Höfe eingreifen würden, führten zu erheblichen Problemen. Dabei habe sich die Bürokratie, die Anzahl und die Komplexität der Vorschriften in den vergangenen 20 Jahren immer mehr erhöht. Gleichzeitig stünden die hiesigen Bauern in Konkurrenz zu Landwirten in anderen Nationen, die teils nicht unter solchen Auflagen wirtschaften müssten. Die Konsequenz sei in der Praxis, dass zum Beispiel Teile der Viehhaltung in andere Länder verlagert würden, wo die Tierwohlvorschriften weit laxer wären als hier.
Der schwankende Kurs in der Landwirtschaftspolitik habe in den vergangenen Jahren oftmals dazu geführt, dass teure Investitionsentscheidungen für die Betriebe wieder umgeworfen hätten werden müssen. Es brauche einen verbindlichen, gangbaren Plan für die Landwirtschaft, so Pohl. Die Landwirte würden nun die angekündigten Vorschläge der Bundesregierung abwarten.
Das Sterben der Höfe:
Die Landwirtschaftsverbände heben hervor, dass die Betriebe unter einem hohen wirtschaftlichen Druck stehen würden. Tatsächlich findet in der Landwirtschaft ein Konzentrationsprozess hin zu weniger und größeren Betrieben statt. Dies eigentlich seit Jahrzehnten. Die Tendenz scheint sich nun jedoch noch zu verstärken.
Das Landvolk Weserbergland verweist auf Angaben des Landesamtes für Statistik, welches die Reduktion der Höfe in Schaumburg in der Vergangenheit umschreibt.
Über 20 Jahre ist also eine massive Abnahme festzustellen.
Diese wird sich nach Studien der DZ-Bank aus dem Jahr 2020 beschleunigt fortsetzen. Die Zahl der Bauernhöfe dürfte in den nächsten zehn Jahren noch stärker sinken als bisher, so die Prognose. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Zahl der Höfe in Deutschland von knapp 270.000 in 2020 auf rund 100.000 in 2040 sinken wird. Die überlebenden Höfe würden deutlich größer, spezialisierter und effizienter, so die Annahme (Veröffentlichung in „Kommune heute“).
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