Udo Hormann, der sich vor vier Jahren mit Ehefrau Sabine einen Traum verwirklicht hat, schüttelt immer noch den Kopf. „Nie hätte ich gedacht, dass das so gut anläuft”, sagt er im Rückblick. Schon gleich nach der Eröffnung seien sie regelrecht überrannt worden. Inzwischen verfügen sie über hinreichend Erfahrung, auch was Nachfrage und Vorratshaltung betrifft. Hormann, der aus einer Gastronomen-Familie stammt, hatte bereits vor 25 Jahren, als er den Resthof erwarb, die Idee eines Lokals unter dem hohen Dach: „Hier machen wir mal eine Kneipe auf”, schlug er damals seiner Frau vor. Es folgten Um- und Ausbauten in der Freizeit – immer mit dem Ziel, möglichst viel Historisches zu erhalten. Den Schritt in die Selbstständigkeit bezeichnet er immer noch als „mutig”, weil er doch ganz gegen den Trend gehandelt hat: „Überall schließen die Dorfgasthäuser – und wir machen hier was Neues auf.” In der Tat: Bis auf die beiden Hotels und deren Versammlungsräume gibt es keine Treffpunkte an Stammtischen oder Tresen in den sechs Ortsteilen der Gemeinde Apelern mehr. „Außerdem sind wir das einzige Hofcafé in der ganzen Samtgemeinde Rodenberg”, fügt der jetzt 61-Jährige hinzu. Dass immer mehr auswärtige Besucher das eigentlich versteckte Ziel im nur gut einhundert Einwohner großen Lyhren entdecken, liegt aus seiner Sicht auch am Ambiente, das er geschaffen hat. „Wir müssen doch stolz sein, das wir auf dem Land anders leben als die Städter”, philosophiert er gern mit Blick auf die große Ziegenherde vor dem Haus und auf die gackernde Hühnerschar, die natürlich die Eier für die Küche liefert. Diese ist des Hausherrn Reich: Weil die Nachfrage groß ist, bringt er solide Hausmannskost auf den Tisch, während Ehefrau Sabine für den Service sorgt. Ist der Andrang gar zu groß, helfen Familienangehörige mit. Die Werbung für das Sonntagsessen erfolgt übrigens nach modernsten Gesichtspunkten mit SMS-Service und Facebook-Eintragungen. Aber Hormann weiß auch von privaten Kühlschränken und Pinnwänden, an denen das regelmäßig in der „Tu Hus”-Beilage des Schaumburger Wochenblatts veröffentlichte Monatsprogramm hängt. In ihm sind nicht nur Speisen wie „Falscher Hase”, Rouladen und Haxe enthalten. Der selbst musikbegeisterte Gastwirt freut sich über gelegentliche Auftritte von Gruppen und Solisten. Ständiger Gast ist der Reservisten-Musikzug, dem er selbst als Trompeter angehört. Und wenn er Zeit hat und es seine Gäste hören wollen, sitzt er mit dem Akkordeon hinter dem Mikrofon und stimmt Schlager und Seemannslieder an. Nur seine Idee, den Nebenraum als gelegentlichen Kinosaal für kleine Gäste anzubieten, hat er mangels Interesse wieder aufgegeben. Dafür flimmern gleich vier Fernsehapparate im „Anno 1869” pünktlich zur bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft: Von jedem Tisch aus ist ein ungehinderter Blick auf eine der Mattscheiben möglich. Das hätte sich Hoferbauer und -besitzer Oltrogge vor jetzt fast 150 Jahren wohl nie vorstellen können. Foto: al