Auf eigene Faust in die Welt | Schaumburger Wochenblatt

Auf eigene Faust in die Welt

Der junge Bäcker Pelle ist als Wandergeselle unterwegs.  (Foto: bb)
Der junge Bäcker Pelle ist als Wandergeselle unterwegs. (Foto: bb)
Der junge Bäcker Pelle ist als Wandergeselle unterwegs. (Foto: bb)
Der junge Bäcker Pelle ist als Wandergeselle unterwegs. (Foto: bb)
Der junge Bäcker Pelle ist als Wandergeselle unterwegs. (Foto: bb)

Durch große Teile der Bundesrepublik und manche Nachbarländer haben den Gesellen Pelle seine Wanderjahre bisher geführt, kürzlich machte er Station bei Verwandten in Rodenberg. Heute eher ungewöhnlich für die jahrhundertealte Tradition der Walz oder Wanderschaft: Der junge Mann erlernte das Handwerk des Bäckers.

Es müssen einige Tausend Kilometer sein, die Pelle seit dem Start seiner Wanderschaft im Sommer 2022 zurückgelegt hat, und zwar ohne eigenes Fahrzeug. Als Gepäck muss das genügen, was er über der Schulter tragen kann. Die Entscheidung des Bäckergesellen, auf die Walz zu gehen, bedeutete eine Rückbesinnung auf eine sehr urtümliche Art zu reisen, und auch zu leben.
Der Austausch mit einem reisenden Gesellen in seinem Ausbildungsbetrieb habe sein Interesse geweckt, berichtete der Handwerker. Ohnehin habe es ihn immer interessiert, verschiedene Bäckereien kennenzulernen. Ein Reiz sei es gewesen, dabei an die jahrhundertealte Tradition der Wanderschaft anzuschließen. Wie früher bedeutet der Schritt auch heute, auf eigene Faust in die Welt zu gehen.

Wenig Gepäck und kein Handy

Pelle startete in Beckum seine Wanderschaft. Mindestens drei Jahre und einen Tag muss er anschließend unterwegs sein. Die Bannmeile von 50 Kilometern um seinen Heimatort verwehrt in dieser Zeit den Weg zurück in den Heimatort. Stattdessen zieht der Bäcker von Ort zu Ort und bietet seine Mitarbeit jeweils befristet bei den ansässigen Betrieben an. Viel passt nicht in die Reisebündel, die er auf den Strecken gebunden an seinen Stock oder über der Schulter mit sich führt. Ein Handy ist bewusst nicht dabei. Dies gehört zu den Regeln für die reisenden Gesellen. So ist er von den Verwandten daheim auch nicht erreichbar. Umgekehrt darf er ab und an Kontakt aufnehmen, einen Brief schreiben oder anrufen. „Ich bekomme den Kopf frei dafür, mich ganz darauf zu konzentrieren, wo ich gerade bin“, so Pelle zum Hintergrund dieser Kommunikationseinschränkung.

Per Anhalter und zu Fuß unterwegs

Vorwärts kommt der Geselle vor allem per Anhalter, was sich automatisch stets mit längeren Fußmärschen verbindet. Fast durch ganz Deutschland ging es, aber unter anderem auch durch Teile Dänemarks, der Schweiz, Österreichs und Italiens. „Ein Tag im Regen am nächsten Tag geht man wieder in der Sonne“, so Pelle zu dieser Form des Arbeitens und Reisens. Sie bringe eine Vielzahl sehr intensiver Erlebnisse mit sich. Die Einblicke hätten seinen Horizont sehr erweitert, erklärte der Bäckergeselle. Dies gelte einerseits handwerklich, mit dem Kennenlernen vieler verschiedener regionaler Spezialitäten, unterschiedlicher Betriebsformen und Zubereitungsarten. Hinzu komme der enge Kontakt zu den Menschen und damit auch zur Kultur in den von ihm bereisten Landschaften. Kurz ins Internet zu schauen und die Bäckereibetriebe im Ort anrufen, ist ja nicht möglich. Stattdessen gilt es, die Menschen anzusprechen und sich wie früher durchzufragen. Eigentlich habe ihm das anfangs gar nicht so gelegen. Er habe sich jedoch daran gewöhnt und empfinde dies als Bereicherung, so Pelle. Ganz grundsätzlich würden sich die Menschen freuen über das Zusammentreffen, in Deutschland wie im Ausland. Die Kluft wecke Neugier, entsprechend würden Fragen gestellt.

Nachnamen abgelegt

Zur Tradition der Wanderzeit gehört es, für dies Frist auch den Nachnamen abzulegen. „Pelle, Feier Bäcker im Freien Begegnungsschacht“ stellt sich der junge Handwerker nun bis zum Ende dieser Phase vor. Vielen sind vor allem wandernde Gesellen aus den Baugewerken präsent. Pelle trägt entsprechend seines Berufes die Bäckerkluft.

    Wanderschaft geht noch weiter

    In Rodenberg nutzte Pelle die Gelegenheit, bei Verwandten zu übernachten und Mutter und Großmutter zu treffen. Außerhalb der Bannmeile ist dies erlaubt.
    Bis zu einem längeren Wiedersehen mit den Verwandten wird es noch etwas dauern. Pelle will die Mindestdauer der „Walz“ etwas überschreiten. Die Pläne sehen noch eine Tour über Frankreich, England, Irland, eventuell nach Norwegen vor. Wie man wandernde Gesellen unterstützen könne? „Wir freuen uns natürlich, über jeden Autofahrer, der uns mitnimmt. Auch wenn es nur bis zum nächsten Dorf geht, das bringt uns auch voran“, erklärte der junge Bäcker lächelnd.
    Foto: bb


    Bastian Borchers
    Bastian Borchers

    Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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