Termingerechte Umsetzung der Ganztagsschule kaum noch möglich | Schaumburger Wochenblatt

Termingerechte Umsetzung der Ganztagsschule kaum noch möglich

Wie Platz für neue Pädagogik im alten Rodenberger Schulgebäude schaffen? (Foto: gk)
Wie Platz für neue Pädagogik im alten Rodenberger Schulgebäude schaffen? (Foto: gk)
Wie Platz für neue Pädagogik im alten Rodenberger Schulgebäude schaffen? (Foto: gk)
Wie Platz für neue Pädagogik im alten Rodenberger Schulgebäude schaffen? (Foto: gk)
Wie Platz für neue Pädagogik im alten Rodenberger Schulgebäude schaffen? (Foto: gk)

Äußerst schwere Kost wurde den Mitgliedern des Schulausschusses der Samtgemeinde Rodenberg aufgetischt. Eine von ihr in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie eines Planungsbüros, zur Umsetzung der Ganztagsbetreuung in den Grundschulen. Sie sollte Antworten auf die Frage geben, ob die diesbezüglichen Anforderungen in den Grundschulen der Samtgemeinde machbar sind. Dieser Herausforderung muss sich jede Kommune stellen. Denn der Bundestag hat die Ganztagsbetreuung in den Grundschulen ab dem Schuljahr 2026/27 beschlossen.

Die Planer kamen in ihrem Ergebnis für die Grundschule in Rodenberg und Lauenau auf Umbau- beziehungsweise Baukosten in Höhe rund 30 Millionen Euro. Das Land würde der Samtgemeinde lediglich einen Zuschuss in Höhe von 650.000 Euro zur Verfügung stellen. Nachdem sich die Kommunalpolitiker vom Schock über die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie erholt hatten, war allen klar, dass man sich in der Samtgemeinde in einem dreifachen Dilemma befindet: Zum einen gab die Studie nicht den Auftrag wieder, den die Politik dazu erteilt hatte. Zweitens musste niemand lange überlegen, um klar zu haben, dass die Vorschläge des Planungsbüros für die Samtgemeinde nicht annähernd finanzierbar sind. Und drittens führte die Aussage über die „minimalste Umsetzungszeit“ von drei Jahren, wie das Planungsbüro betonte, nahezu zur „Schnappatmung“ unter den Politikerinnen und Politikern. Denn ab August 2026, also bereits im nächsten Jahr, können die Eltern mit ihren Grundschülern der ersten Klasse vor den Schulen stehen, und ihren Anspruch auf ganztägige Betreuung einfordern. In den Folgejahren wird der Anspruch auf die Klassenstufen 2 bis 4 erweitert, so dass ab dem Schuljahr 2029/2030 allen Kindern der ersten bis vierten Klasse der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung zusteht.

Empört meldete sich Börries von Hammerstein (CDU) zu Wort: „Wir haben es nicht nötig, dass wir uns als Politik ein Denkmal setzen. Der Auftrag zur Machbarkeitsstudie war, den Gebäudebestand der Grundschulen daraufhin zu überplanen, wie der Ganztagsschulbetrieb in ihnen mit möglichst wenig Geld umgesetzt werden. Und es sollte keine Wünsch-mir-was-Studie sein. Der aufgeführte Raum- und Finanzbedarf ist nicht machbar.“ Auf Ablehnung stießen die Planerinnen auch, wie sie offenbar selbst erwarteten, mit dem Vorschlag, die Grundschulaußenstelle „Apelern“ mit dem Hauptstandort in Rodenberg zusammenzulegen. Hierbei würde sich ein Raumbedarf von 55 Räumen ergeben; einschließlich sogenannter Nebenräume wie Krankenzimmer, Hausmeisterraum oder Lehrerruheraum. So gäbe es in Rodenberg eine Vierzügigkeit, statt bisher dreizügig zu fahren. Insgesamt 77 Räume wären notwendig, wenn Apelern eigenständig bleiben soll. Doch Apelern allein wäre für den Ganztagsbetrieb zu klein, da 15 Räume fehlen würden. Die Planerinnen favorisierten eine vierzügige Variante für den Ganztagsbetrieb in Rodenberg.

Für entsprechende Planungen zogen die Planerinnen alle Register des Möglichen. Sie beschrieben Chancen, durch Einbeziehung von Fluren zusätzlichen Raum als „pädagogisch nutzbare Flächen“ zu erhalten. Eine Art Campus könne nach ihren Vorstellungen entstehen, wenn gegenüber der Rodenberger Schule, auf dem Grundstück einer ehemaligen Fabrik, das bereits der Stadt gehört, ein zweigeschossiger Erweiterungsbau entstehen könnte. Dort sollten dann Ganztagsklassenräume sowie Küche und Mensa untergebracht werden. Dies sei ein „Gedankenspiel“, betonten die Planerinnen, was angesichts der zusätzlichen Kosten zwischen 12 und 16 Millionen Euro sicherlich der richtige Begriff für die Kommunalpolitiker war. Vor allem, da hierbei die Außenstelle Apelern noch unberücksichtigt ist.

Nach dem ersten Teil der Studienvorstellung merkten auch die Planerinnen, dass kaum ein Ausschussmitglied noch die Expertise für die Grundschule Lauenau hören mochte. Hier hieß der Vorschlag: Abriss der Mehrzweckhalle – unter anderem aus Gründen der Statik und des Brandschutzes, eventuell auch ein Rückbau des Altbaus. Das würde Platz schaffen für einen Erweiterungsbau. Ein Ersatzgebäude für die Mehrzweckhalle wäre demnach eine weitere Möglichkeit. Hierfür würde man mit Gesamtkosten zwischen 12 und 18 Millionen Euro rechnen müssen. Eine Variante mit dem Erhalt des Altbaus wurde noch teurer werden.

Von Hammerstein erinnerte daran, dass parallel zur Machbarkeitsstudie auch Gespräche mit der Evangelischen Kirche in Apelern geführt werden sollten, inwieweit dort Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden könnten. „Das ist offenbar nicht geschehen“, beanstandete er. „Vielleicht wären wir dann in der Planung schon weiter. Wir wollen, dass die Kinder gut beschult werden“, fügte er hoffnungsvoll an. Auf jeden Fall sei vom Grundsatz her die Grundschule für Apelern „ein wichtiger Bestandteil für den Ort“. Allgemein wurde in der anschließenden Diskussion beanstandet, dass das Raumkonzept eine zu große Rolle bei der Machbarkeitsstudie gespielt habe. Warum, so wollte Daniela Kastning (WGSR) von der Verwaltung wissen, habe man den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht. Gäbe es doch die Möglichkeit eine kostenlose Bauberatung vom Regionalen Landesamt zu bekommen. Dann hätten auch die jetzt anstehenden 50.000 Euro Planungskosten eingespart werden können. Zwischenlösungen würden auch einiges bringen, hieß es weiter. Nur bis zum 31. Dezember 2025 können Mittel angefordert werden – wurde ein zusätzliches Dilemma in die Diskussion eingeworfen.

Was nun? – Auf Vorschlag von Christina von Jaminet (SPD) beschloss der Ausschuss einstimmig, einen Runden Tisch zu bilden, an dem die Verwaltung, Politik, das Regionale Landesamt für Schule und Bildung sowie die Schulleitungen teilnehmen. Gute Lösungen findet man in der Demokratie nur, wenn man bereit zu Kompromissen ist – hierbei sowohl die Kommune wie auch das Land.


Winfried Gburek
Winfried Gburek

Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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