Die MPU wurde 1954 eingeführt und diente damals dazu, festzustellen, ob jemand überhaupt in der Lage war, einen Führerschein zu machen. Nach dreimaligen Nichtbestehens der theoretischen Prüfung wurde man zur MPU geschickt. Möglicherweise stammt der im Volksmund gebräuchliche Begriff „Idiotentest“ aus dieser Zeit. Im www kann man eine Reihe weiterer Erklärungsversuche finden. Bernd Junk, Leiter der Führerscheinstelle beim Landkreis Schaumburg und der Leiter des Straßenverkehrsamtes, Wilhelm Sieker, brachten im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt Klarheit in die herrschenden Vorurteile, Mythen und Halbwahrheiten rund um das Thema MPU.
Die MPU wird von der Führerscheinstelle angeordnet
Hier, bei der Führerscheinstelle des Landkreises Schaumburg beginnt in der Regel der „Leidensweg“ eines Verkehrsteilnehmers, dem aus sehr unterschiedlichen Gründen der Gang zur MPU angeordnet wurde. Zum Verständnis – der Führerschein ist lediglich der Nachweis über eine bestehende Fahrerlaubnis. Diese ist dem Verkehrsteilnehmer zuvor entzogen worden. Bernd Junk erhält über verschiedene Wege, beispielsweise über eine Fahrt unter Alkohol – oder Drogenmissbrauch, Kenntnis von der Straftat und die entzieht die Fahrerlaubnis. Der ehemalige Inhaber der Plastikkarte kann einen Antrag auf Neu-Erteilung stellen und muss eine Einverständniserklärung zur Untersuchung abgeben. Aus einer Liste mit über 20 zertifizierten Prüfstellen in der Region, kann sich der Antragsteller ein Institut aussuchen, kann aber auch jede andere zugelassene Prüfstelle auswählen. Nach Mitteilung an den Landkreis beauftragt dieser dann die Prüfstelle. Die Verwaltungskosten, die der Landkreis berechnet, belaufen sich nach Aussage der beiden Fachleute auf circa 170 Euro.
Die Gesamtkosten können schon einmal 3.000 Euro betragen
Die Kosten für die Untersuchung belaufen sich auf weitere 350 bis 800 Euro, je nachdem, welchen Umfang die Maßnahme umfasst. Dazu kommen weitere Kosten für Abstinenznachweise bei Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Vorbereitungskurse kosten zusätzlich und eine gar nicht so seltene Wiederholung der Untersuchung schlägt erneut zu Buche. Nach Aussage von Bernd Jung können da schnell einmal 3.000 Euro zusammenkommen. Apropos Vorbereitung. Der erfahrene Leiter der Führerscheinstelle empfiehlt dringend, einen seriösen Vorbereitungskurs zu besuchen. Nach einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) von 2012, beträgt die Durchfallerquote bei Personen ohne vernünftige Vorbereitung etwa 80 Prozent, bei guter Vorbereitung lediglich circa 20 Prozent. Die Gründe für das Nichtbestehen liegen häufig in der mangelnden Aufarbeitung der Problematik, der Entwicklung von Vermeidungsstrategien, der Verharmlosung des Problems sowie dem mangelnden Nachweis über mehrmonatige Abstinenz. Die Einstellung des Prüflings wird von Psychologen in einem strukturierten Gespräch überprüft und beurteilt, nachdem in der Regel zuvor eine ärztliche Untersuchung und ein Reaktions- und Leistungstest absolviert wurde. Bernd Junk hatte noch eine Reihe von weiteren, sehr interessanten Informationen, die vermutlich die wenigsten Menschen wissen. Eine MPU wird auch angeordnet, wenn ein Antrag auf Befreiung vom Mindestalter für eine Führerscheinklasse gestellt wird – beispielsweise im Rahmen einer Berufsausbildung.
Acht Punkte in Flensburg bedeuten MPU
Und weiter: Wer als Verkehrsteilnehmer acht Punkte im der Fahreignungsregister (Flensburg-Punkte) erreicht hat, dem entzieht der Landkreis die Fahrerlaubnis und ordnet eine MPU an. Bei einer Fahrt unter Alkoholeinfluss mit einem Wert zwischen 0,5 und 1,09 Promille, begeht man eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld und einer Führerscheinsperre geahndet wird. Stellt Bernd Junk in einem Zeitraum von 10 Jahren wiederholte Ordnungswidrigkeiten-Verstöße dieser Art fest, entzieht er die Fahrerlaubnis und ordnet ebenfalls eine MPU an. Selbst ohne den Zusammenhang mit einem Kraftfahrzeug, muss der Konsument von harten Drogen mit der Entziehung der Fahrerlaubnis rechnen, wenn er unter dem Drogeneinfluss Straftaten begeht, und da reicht schon eine Anzeige wegen Körperverletzung. Bei ständigen Auffälligkeiten wegen Alkohol- und Drogenmissbrauchs, kann die Führerscheinstelle ein komplettes Verbot zum Führen von Fahrzeugen aussprechen. Das gilt dann bis zum Tretroller. Etwa 25 Prozent macht die Verwaltungsarbeit des Leiters der Führerscheinstelle rund um das Thema Entzug und Neuerteilung von Fahrerlaubnissen mittlerweile aus. Nach 158 Vorgängen 2015 und 525 im Jahr 2019, sind es im Schnitt etwa 450 Vorgänge pro Jahr. Erst ein einziges Mal verlor die Behörde eine Klage gegen die Nichterteilung einer Fahrerlaubnis nach einer nicht bestandenen MPU. „Ein sehr rechtssicheres Verfahren“, beurteilen Junk und Sieker die Gesetzeslage. Das Schaumburger Wochenblatt dankt den beiden Verwaltungsfachleuten für das ausführliche Gespräch.