Im April 2022 hatte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil die „Georgschacht-Halde“ besucht und sich ein Bild von einer zu dem Zeitpunkt möglicherweise zu realisierenden größten Freiflächen-PV-Anlage Norddeutschlands zu verschaffen (Wir berichteten).
Heute steht dieses ehrgeizige Ziel eher in den Sternen (mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben). Im Rahmen der Untersuchungen des gesamten Areals Georgschacht gerieten zwei jahrzehntelang vorhandene Gefahrenstellen am Rand der Halde in den Fokus der Öffentlichkeit. Auf etwa zwei Hektar Fläche war in den 1960ern mit Kohlegrus ein Abfallprodukt der Kohleförderung abgelagert worden. Weiter in Richtung Westen wird seit langem eine unterirdische Teerölfahne beobachtet, die sich in Richtung Norden ausdehnt.
Im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt stellten Landrat Jörg Farr, der Leiter des Amtes für Kreisstraßen, Wasser- und Abfallwirtschaft, Matthias Dornbusch, sowie sein langjähriger erfahrener Mitarbeiter Achim Müller, die konkret geplanten und teilweise bereits umgesetzten Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung vor. Ein von der Firma Matthäi im vergangenen Jahr in Auftrag gegebenes Gutachten zu einem möglichen Sanierungskonzept wurde zwischen dem Auftraggeber und dem Landkreis besprochen und als nicht realisierbar entschieden. Nach Aussage von Achim Müller wird ganz aktuell ein weiterer Untersuchungsauftrag für das erfahrene Ingenieurebüro Röhrs und Herrmann aus Hildesheim vorbereitet, in dem geprüft wird, inwieweit eine Sanierung durch eine fachgerechte Abdeckung vor Ort erfolgen kann. Nachdem ein Verbringen des Kohlegruses auf angrenzende Flächen mit, einer anschließenden Abdeckung und Profilierung für eine evtl. spätere Photovoltaiknutzung durch die Firma Matthäi nicht realisierbar ist, betonte Landrat Jörg Farr ausdrücklich, dass die Beseitigung der Gefahrenstelle nun Priorität bei seiner Behörde genießt. Dornbusch und Müller bestätigen, dass im jetzigen Zustand keine konkrete Gefahr von den jahrzehntealten Ablagerungen ausginge, jedoch durch illegales Betreten, Graben, Buddeln oder sonstiges Verändern, gesundheitliche Gefährdungen nicht auszuschließen seien. Die Umzäunung sei nach einem Hinweis durch das Schaumburger Wochenblatt erneuert worden. Die in unmittelbarer Nähe verlaufende Teerölfahne aus südlicher Richtung wird ebenfalls einer umfänglichen Untersuchung unterzogen. Achim Müller erklärte anhand vorliegender Daten, dass es zurzeit so aussehe, als dass die Fahne stationär verbliebe, sich also nicht weiter ausdehne. Mit einer Vielzahl von zusätzlichen Bohrungen innerhalb der Ausdehnung, an deren Rändern sowie am derzeitigen Ende der Teerölfahne, wollen sich die Fachleute ein noch genaueres Bild davon machen. Die Schadstofffahne selbst wird dabei untersucht, ebenso wie mikrobiologische Vorgänge an den Rändern sowie Sedimente in naheliegenden Gräben. Der Landrat unterstützt die Errichtung von PV ausdrücklich, sieht aber derzeit die Aktivität dazu bei der Stadt Stadthagen als verantwortlich für Änderungen in der Bauleitplanung, sowie bei den Eigentümern der verschiedenen infrage kommenden Grundstücke. Seine Behörde stehe in der Verantwortung zur Sanierung der Kohlegrus-Halde sowie des Monitorings der Teerölfahne.