Der Bauausschuss kommt am 16. Januar zu seiner ersten Sitzung in diesem Jahr zusammen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Themen, die sich mit dem Radverkehr in Wunstorf befassen. Das Radverkehrskonzept der Stadt Wunstorf soll beschlossen werden. Es wurde ergänzt um Stellungnahmen zu den ergänzenden Anregungen aus den Ortschaften. Wünsche gab es reichlich, gefolgt wird ihnen aber nur in Einzelfällen. Ein Vorschlag des Ortsrates Kolenfeld gehört dazu. So soll ein Abschnitt zwischen Wetterschacht und Deponiestraße bevorzugt ausgebaut werden, da dieser eine höhere Nutzung aufweist und bislang eine Netzlücke auf dem Weg zur Deponie darstellt. Die bestehende alternative Trassenführung (Koppelweg, Bültenstraße) sei als erheblicher Umweg vor dem Hintergrund der Steigerung des Alltagsradverkehrs nicht geeignet, schreibt die Verwaltung.
Allerdings bedeutet das Vorhaben aufgrund von Planfeststellungsverfahren einen Mehraufwand und ist daher etwas schwierig umzusetzen. Das bemängelt daher auch der ADFC Wunstorf in einer Stellungnahme. Der hält eine Priorisierung dieses Abschnitts nicht für sinnvoll, da es eben eine Alternative über die Bültenstraße gibt, die durchgehend asphaltiert und gut befahrbar ist. Der ADFC hält die Sanierung und Verbreiterung des Radwegs an der L392 dagegen für deutlich wichtiger.
Von der Verwaltung abgelehnt werden dagegen Vorschläge aus Luthe. Der Ortsrat regte an, die sogenannte Radvorrangroute (Leuchtturmtrasse) entlang der Hauptstraße über die Sternkreuzung und Meisterstraße bis hin zu den Wirtschaftswegen nach Schloß Ricklingen zu verlängern. Damit könnte man eine interkommunale Verbindung nach Garbsen schaffen. Derzeit endet die Leuchtturmtrasse mitten in Luthe an der Straße Im Blenze/Hauptstraße. Das soll nach dem Willen der Verwaltung auch so bleiben, da eine Verlängerung der Radvorrangroute aufgrund des geringen Nutzerpotenzials nicht geboten ist. Jenseits der Leuchtturmroute ist die Wegeverbindung von der Hauptstraße über die Meisterstraße und Bünteweg zum Wirtschaftsweg Richtung Schloß Ricklingen aber trotzdem Bestandteil des Radverkehrskonzeptes. Die Streckenabschnitte werden als Vorrangroute eingestuft ohne notwendigen Handlungsbedarf, heißt es in einer Mitteilung an den Ortsrat.
Der wünscht sich auch die Realisierung eines Gehweges inklusive Radweg entlang des nördlichen Bereichs der Straße Im Stadtfelde. Ortsratsherr Heiner Heimberg (CDU) führte als Begründung an, dass sich gerade im Dunkeln viele Radfahrerinnen auf der Leuchtturmtrasse, die direkt parallel an den Bahngleisen entlang führt, unsicher fühlen könnten. Eine Wegeverbindung Im Stadtfelde brächte dagegen aus seiner Sicht eine höhere soziale Kontrolle mit sich. Die Stadt sieht es anders. So ein Radweg würde sicherlich genutzt, jedoch fahren schon heute zwei Drittel an der Bahn entlang. Diese Quote würde auch noch zunehmen, wenn die Qualifizierung der Trasse erfolgt, heißt es in einer Antwort der Verwaltung. Darüber hinaus biete die Strecke entlang der Bahn weniger Konfliktpotenzial und sei damit insgesamt sicherer. Der ADFC sieht es ähnlich.
”Einen Zweirichtungs-Radweg auf der Nordseite der Straße Im Stadtfelde halten wir für sehr problematisch und daher nicht geeignet zur Förderung des Radverkehrs. Die Kreuzung Bahnhofstraße/Im Stadtfelde/Zufahrt Trinkgut wäre für Radfahrer von einem Radweg auf der Nordseite der Straße Im Stadtfelde äußerst schwierig zu befahren und das in beiden Fahrtrichtungen”, so die beiden Sprecher Erwin Marquard und Heiner Kassack. Zudem gäbe es Konflikte an der für Lkw großzügig dimensionierten Grundstückszufahrt der Spedition. ”Hier fahren nach unseren Beobachtungen Lkw recht zügig hinein und heraus. Daher ist die Führung über die Bahnhofstraße richtig. Da es hier nur sehr geringen Anlieger-Kfz-Verkehr gibt, ist die Strecke angenehm befahrbar, und man gelangt direkt zu den Radabstellanlagen am Bahnhof.”
Aus Mesmerode kamen Anfragen zum baulichen Zustand von Radwegen. An der K329 (Bokeloher Straße) zwischen Mesmerode und Bokeloh sei der Zustand des Radweges schlecht. Der Ortsrat wollte daher wissen, wann die Region als zuständige Baulastträgerin beabsichtige, den Weg instand zu setzen oder auszubauen. Geplant ist laut Bauprogramm der Region bis 2028 nichts, wie die Verwaltung mitteilt. Dafür wurden für den Wirtschaftsweg zwischen Mesmerode und Altenhagen zwei verschiedene Varianten geprüft. Die Stadt unterstützte dabei und übermittelte an die Samtgemeinde Sachsenhagen eine Kostenschätzung unter Einschluss von Fördermöglichkeiten. Die Samtgemeinde konnte allerdings aus personellen Gründen das Vorhaben noch nicht weiterverfolgen. Momentan sei daher nicht absehbar, wann der Weg fertig gestellt wird.
Der Ortsrat Idensen wollte einen weiteren Wirtschaftsweg gegenüber der Straße Im Busche in das Radverkehrskonzept aufnehmen lassen. Das lehnt die Verwaltung ab. Die Forderung betreffe eine reine Freizeitstrecke, heißt es zur Begründung, die sich auch auf eine Einschätzung des ADFC beruft. ”Das Radverkehrsnetz mit dem Fokus Alltagsradverkehr ist in Idensen nachvollziehbar und erschließt die gesamte Anwohnerschaft.” Der Ortsrat Blumenau wünscht sich hingegen eine Entschärfung der Querung Mannhorner Straße (Alter Fritz). Diese Bitte wurde an die Regio weitergeleitet. Aus Großenheidorn wird die Anregung aufgenommen, eine Beleuchtung bis zum Fliegerhorst vorzunehmen und die Radwegeführung der Vorrangroute am Ortseingang zu optimieren. Außerdem soll die Befestigung der Parkplätze am Friedhof erfolgen. Das ist auch Bestandteil der Leuchtturmtrasse. Wann die Maßnahme umgesetzt wird, ist aber noch offen.
Außerdem besteht der Wunsch, die Wegeseitenränder der Leuchtturmtrasse nicht mit Buschwerk, sondern mit Bäumen zu bepflanzen, um die Sichtbeziehungen zu erhalten. Die Stadt will hingegen noch keine Festlegung vornehmen, da erst noch Aspekte von Ausgleichsmaßnahmen und Ersatzpflanzungen zu berücksichtigen sind.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wollen die gesamten Radwege in Wunstorf auf ihre Verkehrssicherheit überprüfen lassen und fordert die Entwicklung eines Sanierungskonzepts. In der Vergangenheit hätten Bürger mehrfach auf den teilweise unzureichenden baulichen Zustand der Radwege hingewiesen, Oberflächen seien rissig und teilweise uneben. Radwege könnten daher häufig nur eingeschränkt genutzt werden. ”Die zielgerichtete Erhaltung der Radwege ist für die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität von großer Bedeutung. Dafür sind neben einem geeigneten Managementansatzes insbesondere auch Daten zum Bestand und Zustand der Infrastruktur erforderlich”, heißt es zur Begründung im Antrag. Das derzeit im Entstehen befindliche Kataster zum Zustand der Fußwege soll deshalb um die sanierungsbedürftigen Radwege erweitert werden. Das schaffe Synergieeffekte und binde keine zusätzlichen Ressourcen in der Verwaltung, so die Erklärung.