Das junge, heimische Unternehmen „Klavant“ hat sein grundlegend neues Verfahren zur Unterstützung von Herzoperationen bedeutend vorangetrieben, bereits 2025 könnten erstmals Patienten von der Anwendung profitieren. Die Start-Up-Stadthagen-GmbH hatte vor zwei Jahren in die Gründung investiert und unterstützt diese seitdem durch Beratung und das Knüpfen von Verbindungen (wie berichtet).
„Die Operateure warten darauf, das Verfahren anwenden zu können“, wie „Klavant-Geschäftsführer“ Michael Bogatzki berichtete. Das Team des Gründungsunternehmens zielt darauf ab, den Medizinern beim chirurgischen Eingriff an der Aorta beziehungsweise Aorten-Herzklappe Werkzeug ganz neuen Standards an die Hand zu geben. Wobei Werkzeug ein stark vereinfachender Begriff ist. Seit der Gründung 2019 entwickelt „Klavant“ ineinandergreifende Komponenten eines Gesamtsystems bestehend unter anderem aus Kameratechnik für eine sehr genaue Vermessung sowie der Darstellung in einer dreidimensionalen Bildgebung. Rund 300.000 Messpunkte werden in dem KI-gestützten Verfahren erfasst.
Für die Chirurgen soll die Anwendung einen entscheidenden Fortschritt bringen, wenn es darum geht, die hauchfeine, komplex geformte Struktur der Herzklappe zu operieren. Bisher ist hier vor allem Erfahrungs-Wissen des Operateurs und manuelles Messen in einem ungleich gröberen Bereich gefragt, wie Michael Bogatzki erklärte. Entscheidender Vorteil des neuen Verfahrens zudem: Während der Operation am offenen Herzen wird der Blutdruck auf die Herzklappe simuliert. So ist eine Überprüfung der Funktionsweise direkt im Zuge der Operation möglich. Ist das Ergebnis nicht befriedigend, kann der Chirurg umgehend noch einmal eingreifen und korrigieren. Bisher ist dies nicht möglich. Bei unbefriedigendem Ergebnis muss der scherwiegende Eingriff mit Öffnung des Brustkorbes in einigen Monaten komplett wiederholt werden oder der Patient muss Medikamente einnehmen.
Mit dem neuen Verfahren soll die Zahl der Nach-Operationen deutlich verringert und die Sterblichkeit gesenkt werden. Vielen Patienten und ihren Angehörigen würde so Leid erspart werden. Ebenso würde das Gesundheitssystem insgesamt entlastet.
Dieses Grundkonzept überzeugte auch Axel Sendke und Axel Bergmann, Geschäftsführer der Start-Up-Stadthagen GmbH und die weiteren Gesellschafter des Beteiligungsunternehmens, zu denen auch die Stadt Stadthagen gehört. Die rund ein Jahr zuvor gegründete Start-Up-Stadthagen GmbH investierte 2022 nahezu ihr gesamtes Kapital in das junge Unternehmen. Bei einem Besuch bei „Klavant“ machten sich Bergmann, Sendke und Jessica Lietzau von der Wirtschaftsförderung der Stadt Stadthagen ein aktuelles Bild von der Situation des Unternehmens. Wobei ohnehin ein enger Austausch zwischen „Klavant“ und der „Start-Up-Stadthagen GmbH“ bestehe, so Michael Bogatzki.
Sendke und Bergmann betonten, dass sie neben der Geschäftsidee auch das Team von „Klavant“ überzeugt habe. Nicht wenige Gründungsunternehmen würden sich nach kurzer Zeit wieder auflösen, weil sich die Geschäftspartner über den weiteren Kurs uneinig seien. Hier habe man bei „Klavant“ offenbar das richtige Gespür gehabt. Der Mitarbeiterstamm wurde stetig ausgebaut. Fachleute aus verschiedenen Bereichen mit internationalem Hintergrund wirken an dem Projekt mit.
Bemerkenswert sei auch die Zielstrebigkeit, mit der das jungen Unternehmen die Vielzahl der Zulassungsverfahren durchlaufe, die auf dem Weg zur Marktzulassung liegen, so Sendke und Bergmann. Dies sei gerade in der Branche der Medizintechnik höchst aufwändig. Begleitend sei es immer wieder nötig, die Finanzierung sicherzustellen. Dazu fließe sowohl Geld von weiteren privaten Partnern, die sich wie die Start-Up-Stadthagen-GmbH an dem Unternehmen beteiligen, als auch öffentliche Fördergelder (so zum Beispiel aus dem BMBF Förderprogramm KMUi Medizintechnik).
Michael Bogatzki erklärte, dass in beiden Bereichen die Unterstützung von „Start-Up-Stadthagen“ eine wichtige Rolle spiele. Deren Netzwerk knüpfe immer wieder wertvolle Kontakte, wie Bogatzki festhielt.
Unter anderem vermittelten die Partner aus Stadthagen über den Schaumburger Landtagsabgeordneten Jan-Philipp Beck ein Gespräch mit dem niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs. Dies wiederum eröffnete Kontakte zum Beispiel zum Innovationszentrum Niedersachsen.
Das in Minden gegründete Unternehmen „Klavant“ hat eine Zweigstelle in Stadthagen eröffnet. Bedingung für die Unterstützung durch die „Start-Up-Stadthagen GmbH“ ist der Firmensitz in der Kreisstadt ober eben eine Zweigstelle. Diese muss dort mindestens zehn Jahre bestehen bleiben. Schließlich ist es ein Ziel der Gesellschafter, den Wirtschaftsstandort Stadthagen zu stärken. Auch gehe es darum, ein für die Gesellschaft bedeutendes Verfahren voranzubringen. Dazu erhoffen sich die Beteiligten einen Gewinn aus dem Engagement, wie Axel Sendke und Axel Bergmann ausführten. Wobei es sich hier um ein Investment im Risikobereich gehe. Bisher habe sich „Klavant“ allerdings so entwickelt, dass viel Grund zur Zuversicht bestehe.
Weitere potenzielle Gesellschafter für die „Start-Up-Stadthagen GmbH“ könnten gern Verbindung aufnehmen, so das Geschäftsführer-Duo. Auch ist das Team offen dafür, weitere Gründungkonzepte zu prüfen und eine Unterstützung in Betracht zu ziehen.
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