Der Faurecia-Konzern plant an seinem Standort in Stadthagen die Streichung von rund vier Fünftel der Stellen. Die Zahl der Arbeitsplätze soll von derzeit 285 auf 49 sinken. Die Betroffenheit ist groß, Gewerkschaft sowie Vertreter der heimischen Politik sprachen von einer katastrophalen Entwicklung.
Die auf einer Mitarbeiterversammlung verkündete Entscheidung habe für große Betroffenheit unter den Angestellten gesorgt, wie Arbeitnehmervertreter berichteten. Fred Hartmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Nienburg-Stadthagen, betonte, dass Faurecia, heute Forvia, damit eine für Stadthagen „fatale Entscheidung“ verkündet habe.
Dies schätzte auch die heimische Politik so ein. Heiko Tadge, Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat sprach darüber hinaus von einem empörenden Verhalten des Automobilzulieferers. „So sieht keine verbindliche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Mitarbeiter und Stadt aus“, betonte Tadge. Dies sei bereits der zweite Tiefschlag, nachdem vor zwei Jahren die Bereiche Entwicklung und Zentralverwaltung aus Stadthagen in die Region Hannover verlegt worden seien, obwohl die Stadt alle Voraussetzungen für die Ansiedlung am Standort geschaffen habe. Nun werde die Masse der Arbeitsplätze gestrichen in Teams, die sich in der Vergangenheit eine hohe Expertise aufgebaut hätten, die auch anderen Standorten des Konzerns zugutegekommen sei. Es sei jetzt an den heimischen Landtagsabgeordneten, ihren Einfluss bei Faurecia-Auftraggeber VW stark zu machen zu Gunsten einer strukturschwachen Region.
Jan-Philipp Beck, Chef der Stadthäger SPD und Landtagsabgeordneter, sprach ebenfalls von „der nächsten Negativnachricht nach dem Weggang der Entwicklungsabteilung nach Marienwerder”. „Besonders ärgerlich macht, dass trotz guter Arbeit im Produktionswerk keine Folgeaufträge nach Stadthagen gegangen sind”, so Beck. Jeder Arbeitsplatzverlust in der Region sei schmerzlich. Gerade auch, weil es trotz sich überlagernder Krisen bisher gelungen sei, die Arbeitslosenquote in der Region mit 5,7 Prozent relativ stabil zu halten. „Ich fordere die Betriebsführung auf, in ergebnisoffene Gespräche mit Stadt, Landkreis und Land zu gehen“, so Beck. Mit der IG-Metall habe er bereits über eine Kontaktaufnahme zum Wirtschaftsministerium und Minister Olaf Lies gesprochen. Zwar gäben die letzten Entscheidungen von Faurecia wenig Grund zum Optimismus, es sollte jedoch die Chance auf mögliche Folgeaufträge ausgelotet werden, um Arbeitsplätze vor Ort zu sichern.
Martin Wrede, Leiter des Büros Stadthagen der IHK-Hannover erklärte, dass die IHK eine solche betriebliche Einzelentscheidung nicht kommentiere. „Ganz persönlich empfinde ich es als harten Schlag für die Region auf einmal so viele qualifizierten Arbeitsplätze zu verlieren”, so Wrede.
Friedrich Hartmann von der IG-Metall unterstrich, dass sich die Mitarbeiterteams in Stadthagen ein großes Fachwissen erarbeitet hätten. Teils hätten sie in anderen Werken bei Problemen unterstützt. Entsprechend habe man Hoffnung auf Anschlussaufträge gehabt.
Das Auslaufen des in Hannover produzierten T6 bedeutete das Ende des zentralen Großauftrages. Nun solle das eine Werk am Standort von 135 Mitarbeitern aus 49 Beschäftigte heruntergefahren werden, wie Faurecia in der Versammlung mitteilte. Die verbleibenden Kräfte sollten sich dem Ersatzteilgeschäft widmen. Das andere Werk mit 150 Mitarbeitern solle gänzlich aufgelöst werden. Geplant seien die Maßnahmen für den 30. Juni 2024, so Hartmann.
Betriebsräte und Gewerkschaft hätten Faurecia Planungen für eine Entwicklung in der Zukunft vorgelegt und immer wieder das Gespräch dazu gesucht. Das Verfahren befinde sich nun noch in einer Phase der Information. Der Betriebsrat gehe ins Gespräch mit der Unternehmensleitung, um die Details der Planungen zu erfahren. Davon ausgehend würden die weiteren Schritte von Arbeitnehmerseite eingeleitet.
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