Ein Antrag der AfD Niedersachsen und der Vortrag von AfD-Finanzpolitiker Peer Lilienthal im März-Plenum im Niedersächsischen Landtag hat für Aufregung nicht nur im Landkreis Schaumburg gesorgt. Lilienthal möchte prüfen lassen, ob die Steuerakademie, die derzeit in Bad Eilsen und Rinteln beheimatet ist, nicht nach Hannover umziehen könne. “Der Landtag fordert die Landesregierung auf, zu prüfen, ob die Steuerakademie mit beiden Standorten geschlossen in Hannover aufgenommen werden kann.” Damit – so die Hypothese – solle die Attraktivität der Ausbildung in der Steuerverwaltung attraktiver werden. Eine Immobilie hat die AfD für den Umzug schon im Blick, es handelt sich um die ehemalige TUI-Zentrale in der Karl-Wiechert-Allee in Hannover. Überregionale Medien sind bereits auf das Thema angesprungen. Dieser riesige Büro-Komplex war bei der Politik bereits im Gespräch, um die Hannoveraner Finanzämter dort zusammenzulegen. Die Pläne scheiterten aus diversen Gründen, unter anderem ging es um die schlechte Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel und um hohe Umbaukosten. Nun birgt der in Barsinghausen beheimatete Lilienthal die Ex-TUI-Zentrale erneut ins Spiel – eine neue Prüfung müsste nun ganz andere Aspekte berücksichtigen, als das beim Umzug der Finanzämter der Fall war. Was dabei alles nicht auf der Agenda stand, und was der Weggang für Bad Eilsen und Rinteln bedeuten würde, erläuterte der Leiter der Steuerakademie Stefan Rechlin in einem Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt. Es sei dabei der Seriosität geschuldet, so Rechlin, dass man bei dem Antrag sowohl die Motive für den Umzug hinterfragt, als auch den bisherigen Bestand richtig bewerte. Für die Steuerakademie ist die Diskussion um den möglichen Umzug dabei nicht neu. „Täglich grüßt das Murmeltier”, so Rechlin. Schon im Dezember vergangenen Jahres kam die Frage durch den Landtagsabgeordneten Lilienthal auf – dementsprechend ist man jetzt in Bad Eilsen und Rinteln gut vorbereitet.
Die Steuerakademie wurde 2006 gegründet und ist in zwei Teile getrennt in Bad Eilsen und Rinteln untergebracht. In Bad Eilsen finden die Ausbildung für den mittleren Dienst sowie Fortbildungen statt. In Rinteln werden duale Studierende für den gehobenen Dienst ausgebildet. Dort hat die Landesregierung erst rund 400.000 Euro investiert, um die Aula zu modernisieren, damit dort optional auch parallel drei Unterrichtseinheiten ablaufen können. Von Seiten des Trägers gab es bisher auch keine Zeichen, dass man einen der beiden Standorte nicht mehr für attraktiv halte. Auch mit der Nachwuchsgewinnung hat man keine Probleme. Für Stefan Rechlin ist klar: Der Antrag ist unausgegoren und abwegig. Es gibt zu viele Punkte, die dabei bisher nicht bedacht wurden, angefangen mit den immensen Umbaukosten in Hannover, da man dort dann auch eine Beherbergung aufbauen müsste und den Bürokomplex komplett umgestalten müsse. Die Mitarbeiter der beiden aktuellen Standorte müssten mit umziehen, denn in Hannover können man andersherum auch nicht von Null neu anfangen. Es sind dabei über 100 Fest- und Teilzeitangestellte tätig. Die Teilnehmerzahlen schwanken über das Jahr, es gibt dabei unter anderem Blockunterricht. Im Schnitt sind es bis zu 300 Steuer- und Finanzanwärter. Ohne im Einzelnen darauf einzugehen, was es für die Städte selbst alles an Nachteile hätte, wenn die Steuerakademie geschlossen werde: In den letzten Jahren ist dabei sowohl in Rinteln als auch in Bad Eilsen ein gutes Netzwerk entstanden, ohne das die Arbeit so gar nicht möglich wäre. Es gibt Vermieter, die Wohnungen kurzfristig für Seminarzeiträume anbieten. Das alles wäre in Hannover nur sehr viel schlechter denkbar, da die Lage auf dem Wohnungsmarkt dort angestrengter ist. Die heimischen Restaurants, Kioske und Läden ganz allgemein profitieren von den vielen jungen Leuten, die zur Steuerakademie für ihre Ausbildung kommen. Der Weggang sei das Gegenteil von der Stärkung des ländlichen Raums, so Rechlin.
Die Entscheidung wird letztlich in Hannover gefällt - und das gilt derzeit als recht unwahrscheinlich. Dennoch sorgt die Diskussion in Schaumburg für viel Unverständnis.