Gegen 2.30 Uhr war die Verwalterin des dem Hülseder Wasserschloss angegliederten landwirtschaftlichen Unternehmens von einem plätschernden Geräusch wach geworden. „Es regnet doch nicht”, weckte sie ihren Mann Heinrich, der sofort nach der Ursache fahndete. Zu diesem Zeitpunkt müssen schon Unmengen der dunkelbraunen Brühe geflossen sein. Sofort alarmierte Gröling den Eigentümer Hans-Wilhelm von Bronsart. Gemeinsam schichteten sie mit einem Bagger künstliche Erddämme im Seitengraben der Zufahrt auf, um ein weiteres unkontrolliertes Abfließen zu verhindern. Trotzdem hatte, wie die Polizei bei einsetzender Dämmerung feststellen musste, die Gülle weite Strecken des Meinser Bachs und der Rodenberger Aue erfasst. Die dunkle Färbung war bereits in Höhe des nördlich von Lauenau gelegenen Gut Lübbersen angekommen. Um ein weiteres Nachfließen zu vermeiden, schloss der Eigentümer der früheren Meinser Blankschmiede das Flütschütt, um das kontaminierte Wasser im Mühlteich zurückzuhalten. Von dort wurde es in große Tankbehälter geppumpt und auf nahegelegenen Ackerflächen ausgebracht.
Am frühen Morgen nahmen auch Polizei und ein Vertreter der Unteren Wasserbehörde ihre Arbeit auf. Fest steht, dass der oder die Täter sich durch den hinteren Bereich Zugang auf das Gelände verschafft haben müssen. Sie machten sich nicht nur gewaltsam an Schloss und Stutzen zu schaffen, sondern öffneten auch ein eigens installiertes Fluttor. Das hätte normalerweise bei einem Störfall den unkontrollierten Abfluss in das in diesem Bereich abschüssige Gelände verhindert. So aber nahm der offenbar orts- und sachkundige Frevler die Folgen seines Tuns vorsätzlich in Kauf: Wäre die Verwalterfamilie nicht so aufmerksam gewesen, hätte sich der gesamte Inhalt des großen Tanks ins Tal und seine natürlichen Wasserläufe ergossen. So aber konnte zumindest ein Teil noch zurückgehalten werden.
Vertreter von Polizei und Unterer Wasserbehörde lobten das sofortige Handeln und besonnene Vorgehen von Eigentümer und Verwalter noch während der Nachtstunden zur umgehenden Schadensbegrenzung. Vor allem die künstlichen Dämme in den Seitengräben hätten Schlimmeres verhütet. Den ganzen Tag über dauerten die Renigung von Oberflächen und das Abpumpen des Wassers an. Die Polizei setzt ihre weiteren Ermittlungen fort. Die Höhe des Schadens ist derzeit überhaupt noch nicht abzusehen.
Für Eigentümer von Bronsart ist das ganze Ereignis völlig unverständlich. Vor 16 Jahren übernahm er das damals leerstehende ehemalige Nato-Munitionsdepot und seine Bunker und verlagerte den bis dahin auf dem Gelände des Wasserschlosses untergebrachten Betrieb. „Wir stören hier niemand”, verweist er auf die völlig abseitige Lage ohne öffentliche Zufahrtsstraße, rund 1,5 Kilometer vom Hülseder Ortsteil Meinsen entfernt. Um so schlimmer sei der jetzt angerichtete Schaden: Er treffe weniger das Unternehmen, sondern die Umwelt. „Das ist schon ein schlimmes Zeug”, kommentiert er die für die betriebene Biogasanlage vorgehaltene Menge. Die unkontrolliert abgelaufene Flüssigkeit dürfte von erheblichen Folgen unter anderem für den Fischbestand in der Aueniederung sein.
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