Jeder Mähdrescher derzeit im Einsatz | Schaumburger Wochenblatt

10.08.2023 10:01

Jeder Mähdrescher derzeit im Einsatz

Den Landwirten bleiben nur sehr schmale Zeitfenster, um die Getreide-Ernte einzubringen. (Foto: Borchers, Bastian)
Den Landwirten bleiben nur sehr schmale Zeitfenster, um die Getreide-Ernte einzubringen. (Foto: Borchers, Bastian)
Den Landwirten bleiben nur sehr schmale Zeitfenster, um die Getreide-Ernte einzubringen. (Foto: Borchers, Bastian)
Den Landwirten bleiben nur sehr schmale Zeitfenster, um die Getreide-Ernte einzubringen. (Foto: Borchers, Bastian)
Den Landwirten bleiben nur sehr schmale Zeitfenster, um die Getreide-Ernte einzubringen. (Foto: Borchers, Bastian)

Viele landwirtschaftliche Maschinen würden dieser Tage an der Leistungsgrenze laufen, erklärte der Stadthäger Nebenerwerbslandwirt Christian Wehling. Während er dieses ausführte, saß er im Führerhaus seines Mähdreschers, um ein Weizenfeld abzuernten. Geschwindigkeit ist gefragt, denn es bleibt nur ein denkbar schmales Zeitfenster, um die Getreideernte einzubringen. Als Wehling am Mittwochabend die Landmaschine über das Feld steuerte, sind für Sonnabend schon die nächsten Regenfälle angesagt. Ein denkbar enges Zeitfenster, das es zu nutzen gilt.
Hintergrund ist das wechselhafte, von sehr großen Niederschlagsmengen geprägte Wetter der letzten Wochen. Dieses droht den Bauern in Schaumburg wie in praktisch ganz Norddeutschland, die Ernte zwar nicht zu verhageln, aber doch in großen Teilen ins Wasser fallen zu lassen. Das sei nicht falsch zu verstehen, so Wehling, nach den trockenen Jahren seien die Niederschläge nun grundsätzlich ein Segen. Sie kamen allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, nämlich mitten in der Phase der Getreideernte. Zu feucht lässt sich dieses nicht einbringen, hohe Qualitätsverluste und erheblicher Aufwand bei der Lagerung drohen.

Auf Regenpausen warten:

Entsprechend mussten die Landwirte mit dem Erntestart warten. Das Getreide hat seinen Reifepunkt längst erreicht, muss jedoch vielfach noch auf den Feldern stehenbleiben. Was ebenfalls zu Qualitätsverlusten führt, die angestrebte Backqualität steht so in Frage. Die Gefahr der Auskeimung bereits am Halm sei da, wenn das Getreide geknickt sei ohnehin, wie Christian Wehling erklärte. An manchen Feldern in Schaumburg lässt sich diese Auskeimen in den Ähren beim genaueren Blick schon erkennen. Wilde Feldkräuter beginnen unter dem Getreide heranzuwachsen. Auf manchen Flächen sind auch Totalausfälle zu befürchten.
„Die Qualität wird jedenfalls ein Problem sein“, betonte Christian Wehling, im Haupterwerb Lehrer an der agrarwirtschaftlichen Justus-von-Liebig-Schule der Region Hannover. Noch hätten die Landwirte die Chance, „mit einem dicken, blauen Auge davonzukommen“. Dazu müsse es allerdings nun tatsächlich eine gewisse Regenpause her. Es gelte, die Daumen zu drücken für höhere Temperaturen, Sonne und etwas Wind, um die Felder abtrocknen zu lassen. Die nun eingetretene zwischenzeitliche Entspannung der Lage führe dazu, dass jeder Mähdrescher in Schaumburg der rollen könne, unterwegs sein werde. Entsprechend auch Traktoren-Gespanne, um Getreide und Stroh einzufahren. Von den Autofahrern wird also ein ums andere Mal Geduld erforderlich sein. Die verspätete Ernte wirkt sich auf die nachfolgenden Arbeitsgänge aus. Das Bestellen der Felder, das Einbringen der nächsten Saat, alles verzögere sich. Zudem würden nun alle Maschinenbewegungen durch die durchfeuchteten, tiefen Böden erschwert. Auch wird die Lagerung deutlichen Mehraufwand unter anderem durch Trocknung nach sich ziehen.
Über Monate Vorbereitung und Arbeit in das Feld gesteckt, „und dann stehst du da, und kannst nichts tun, weil es schon wieder regnet“, umschreibt Christian Wehling die Gefühlslage vieler Bauern in den letzten Wochen. Trotz aller moderner Technik, unterliege man als Landwirt letztlich den natürlichen Vorgängen der Natur. Kein Verständnis könne er für die EU-Vorgabe aufbringen, vier Prozent der Flächen aus der Produktion zu nehmen, betonte Wehling. Angesichts der weltweiten Versorgungslage, geprägt nicht zuletzt durch den Lieferrückgang aus der Ukraine, gelte es doch jede Möglichkeit zu nutzen, Lebensmittel zu produzieren. Ertragsstarke Feldflächen wie in Schaumburg unbearbeitet zu lassen, sei für ihn vor diesem Hintergrund ethisch nicht vertretbar, so Christian Wehling.
Für die weiteren Feldfrüchte gelte es nun die Zeit abzuwarten. Beim Mais beispielsweise ist die Aussicht derzeit günstig.
Foto: bb


Von Borchers, Bastian
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