Geschäftsführerin Diana Fortmann betonte, dass sich die Krankenhauslandschaft bundesweit in einer „dramatischen Lage“ befinde, dies sei auch am Agaplesion evangelischen Klinikum Schaumburg nicht spurlos verbeigegangen. Das Jahresergebnis in 2022 wies ein Minus von rund 4,75 Millionen Euro auf. Betrachtet man das rein operative Ergebnis des eigentlichen Krankenhausbetriebes, ohne Abschreibungen und Kreditaufwendungen, liegt das Minus mit rund 890.000 Euro deutlich niedriger. Diana Fortmann wies darauf hin, dass der Trend in den Vorjahren eigentlich positiv gewesen sei und sich das noch junge Klinikum auf dem Wege der Konsolidierung befunden habe. Die aktuelle Entwicklung habe diese jedoch wieder ein Stück weit ausgebremst. Gemeinsam mit dem Technischen Direktor Dirk Hahne und dem Ärztlichen Direktor Doktor Söhnke Theiß schilderte Diana Fortmann die Rahmenbedingungen, die dem Team des Klinikums Schaumburg wie auch vielen anderen Häuserin in der Bundesrepublik zu schaffen machten.
Da seien „die gestiegenen Kosten in den meisten Wirtschaftsbereichen des Klinikums, die wir nicht weitergeben können, da wir keinen Einfluss auf die gesetzlichen Vorgaben zur Preisbildung haben. Die Schere zwischen Kosten und Einnahmen wird immer größer. Es muss dringend ein Inflationsausgleich erfolgen“, hielt die Geschäftsführerin fest. Zudem habe sich die Corona-Pandemie auch 2022 noch ganz erheblich ausgewirkt, wie Dirk Hahne ausführte. So seien 2022 noch 914 Covid-Patienten behandelt worden. Dies bedeutet eine deutliche Steigerung gegenüber 2021 mit 325 und 2020 mit 165. Wirtschaftliches Problem dabei: Wegen Maßnahmen wie der Isolierung sei der Aufwand pro Patient etwa doppelt so hoch wie bei einem „Durchschnittspatienten“ die Vergütung bleibe jedoch die gleiche. Mit entsprechenden Folgen für den Wirtschaftsplan.
So sei bei den Patientenzahlen in 2022 nicht die angestrebte Zahl von rund 19.500 erreicht worden, tatsächlich kam das Klinikum auf rund 18.600. Im Trend zeige sich jedoch, dass es zunehmend gelinge, dass Vertrauen der Schaumburger für das Klinikum zu gewinnen. Das erste Quartal 2023 stimme zuversichtlich, hier zeichne sich eine merkliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr ab. Ebenso erhöhen sich die Zahlen in der zentralen Notaufnahme. Rund 31.100 wurden in 2022 hier behandelt nach rund 28.300 im Vorjahr. Seit dem Start 2018 seien hier insgesamt rund 160.000 Notfall-Patienten behandelt worden, rein rechnerisch also jeder Schaumburger einmal. Dies sei einer der Punkte, in dem sich der Vorteil der Fusion der Krankenhäuser im Kreis zeige, wie Diana Fortmann und Doktor Theiß ausführten. Eine solche Aufgabe wäre in der alten Struktur nicht zu bewältigen gewesen, wie sie betonten.
Das Führungstrio wies auf die Leistung des Krankenhausteams hin, das bei Aufbau nach der Fusion und den folgenden Krisen und Herausforderungen außergewöhnliches Engagement zeige. Das operative Ergebnis mit einem Minus von rund 900.000, also nicht so weit entfernt von „Plus-Minus-Null“, sei unter den herausfordernden Umständen außergewöhnlich und von kaum einem anderen Haus erreicht worden, so Doktor Söhnke Theiß.
Sehr wichtig sei der erfolgreiche Aufbau des Personals. Das Pflegepersonalteam sei von 2018 mit umgerechnet 205 Vollkräften auf mittlerweile 320 gestiegen, so Fortmann. Wichtig sei hier insbesondere die Ausbildung am Standort, die mittlerweile neun Berufe umfasse. Bei der Personalgewinnung insgesamt wirke sich die Fusion positiv aus.
Mit personellen Veränderungen im ärztlichen Leitungsbereich stelle sich das Klinikum zudem für die Zukunft auf. So habe Razvan Ioan Medrea die Chefarztfunktion in der Neurologie übernommen, wie Söhnke Theiß ausführte. Medrea erweiterte hier das Facharztteam, die Abteilung könne nun Patienten vollumfänglich rund um die Uhr auf hohem medizinischen Niveau versorgen. Besonders hervorzuheben sei die „Stroke Unit“ zur Versorgung von Schlaganfallpatienten, so Medrea.
Hinzu kommt zum 1. Oktober eine Veränderung in der Fachabteilung für Kardiologie. Doktor Christian Heer steigt hier ein und wird gemeinsam mit Söhnke Theiß die große Fachabteilung Kardiologie leiten. Zu danken sei Vorgänger Doktor Lutz Dammenhayn, der seinen Übergang in den Ruhestand um einige Monate verschoben habe, um den Übergang zu begleiten, so Diana Fortmann. Heer betonte, dass ihn zum Wechsel nach Vehlen gerade auch die Struktur des neu geschaffenen Klinikums bewegt habe. Die Fusion in Schaumburg sei die richtige Entscheidung gewesen, das Klinikum verfüge nun über eine „robuste und belastbare Struktur“, wie der Mediziner betonte. Foto: bb