„Es tut im Herzen weh“ | Schaumburger Wochenblatt

„Es tut im Herzen weh“

Jürgen Henze, Kontaktbeamter des Polizeikommissariats Bad Nenndorf, sieht eine gewisse Verrohung im Umgang von Schülern untereinander. (Foto: bb)
Jürgen Henze, Kontaktbeamter des Polizeikommissariats Bad Nenndorf, sieht eine gewisse Verrohung im Umgang von Schülern untereinander. (Foto: bb)
Jürgen Henze, Kontaktbeamter des Polizeikommissariats Bad Nenndorf, sieht eine gewisse Verrohung im Umgang von Schülern untereinander. (Foto: bb)
Jürgen Henze, Kontaktbeamter des Polizeikommissariats Bad Nenndorf, sieht eine gewisse Verrohung im Umgang von Schülern untereinander. (Foto: bb)
Jürgen Henze, Kontaktbeamter des Polizeikommissariats Bad Nenndorf, sieht eine gewisse Verrohung im Umgang von Schülern untereinander. (Foto: bb)

Eine Verrohung der Sprache und des Umganges stellt Jürgen Henze, Polizei-Kontaktbeamter und im Team des Präventionsrates Nenndorf-Rodenberg, bei seiner Tätigkeit in Workshops an den heimischen Schulen fest. Aus Anlass es „Behaupte-Dich-Gegen-Mobbing-Tages 2025“ am 22. Februar suchte das Schaumburger Wochenblatt das Gespräch mit dem Fachmann.

Eine deutliche Zunahme strafrechtlich relevanter Fälle, die zum Feld des Mobbings gehören, sei nicht feststellbar. Was man jedoch festhalten müsse, sei eine Verrohung der Sprache an den Schulen. Worte wie „H…ensohn“ oder „N…e“ seien schon in höheren Grundschulklassen fester Bestandteil der Gespräche auf dem Schulhof. Hier habe sich gegenüber der Zeit von vor zehn bis fünfzehn Jahren eine klare Veränderung ergeben. „Ich habe das Gefühl, um cool zu sein, müssen immer gewaltigere Wörter genutzt werden“, so Henze. Mancher Schüler empfinde diesen Umgang mittlerweile als normal, „oder tut zumindest so“, erklärte Henze. Was diesen Schülern beim Nutzen abwertender Begriffe nicht bewusst sei: Auf andere würden diese oftmals tief verletzend wirken.

Nach der Schule geht es auf dem Smartphone weiter

Ein weiteres Problem komme seit Verbreitung des Smartphones hinzu. Die Zeit, in der Kinder und Jugendliche Mobbing ausgesetzt sind, verlängert sich auch in den außerschulischen Bereich. „Manche Nachricht wird noch um 24 Uhr oder 2 Uhr nachts geschickt, und zwar auch in der Woche“, berichtete Jürgen Henze. So wache der Betroffene gleich am nächsten Morgen mit einer belastenden Botschaft auf. Nachdem er solche schon möglicherweise schon den Abend zuvor gelesen habe.

Bewusstsein für verletzende Wirkung wecken

In den Workshops des Präventionsrates an den Schulen versuche man das Bewusstsein dafür zu wecken, dass die Worte sehr wohl verletzend auf die Mitschüler wirken. Gerade stetige Hänseleien würden vielen Mädchen und Jungs zusetzen. Dies könne zu viel Leid und den bekannten Folgen führen. Die seelische Belastung, Fehlen in der Schule, im schlimmsten Fall reichen diese bis zum Suizid.
Dies versuche man den Schülern in den Workshops vor Augen zu führen. In den Grundschulklassen bespreche man Situationen mit solchen Beleidigungen und stelle dann oft die Frage: „Wo tut es weh“? Die Antwort sei meist: „Es tut im Herzen weh“. In den älteren Klassen werde anders auf die Folgen hingewiesen. Hier würde er dann unter anderem auch auf die strafrechtliche Bedeutung von Mobbing hinweisen, erklärte Henze. Dies könne in schwerwiegenderen Fällen zu Sozialstunden für die minderjährigen Täter führen. Sind die Kinder noch nicht strafmündig, können jugendamtliche Maßnahmen verfügt werden.

Thema Mobbing immer wieder aufgreifen

Wichtig sei es, das Thema nicht im Rahmen einer einmaligen Aktion sondern wiederkehrend in den Schulen und Klassenverbänden zu behandeln, wie er festhielt.
Wer selbst von Mobbing betroffen ist, solle das Problem ansprechen. Dies nicht nur mit einer kurzen Zurückweisung, sondern mit einer ausführlicheren Begründung, wie man das Verhalten des anderen empfinde. Dies sei auch das Thema in den Workshops. Auch wenn es oft als „uncool“ gelte, sei es wichtig, diese zu äußern. Ebenso, sich Eltern, Lehrern oder sonstigen Vertrauenspersonen mitzuteilen.
Für Eltern, Lehrer und andere Bezugspersonen sei es wichtig, die Augen offen zu halten. Zieht sich das Kinder zurück, oder wirkt es sonst verändert oder bedrückt, gelte es das Gespräch zu suchen.
Foto: bb


Bastian Borchers
Bastian Borchers

Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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