Für aufmerksame Beobachter der politischen Szene kam der Schritt nicht ganz unerwartet: Die Unzufriedenheit von Dahle, Klein und Schellhaus über eine ihrer Meinung nach mangelhafte Loyalität einiger Parteikollegen in der CDU-Fraktion im Stadtrat war schon lange kein Geheimnis mehr. Die Tatsache, dass ein vom CDU-Ortsverein präsentierter Neubau einer Betreuten Wohnanlage neben dem Rathaus schließlich im Verwaltungsausschuss gescheitert ist – mit ablehnenden Stimmen aus der CDU-Fraktion - war für eine weitere einvernehmliche Zusammenarbeit zwischen Partei und Fraktion nicht gerade förderlich (wir berichteten darüber).
„Uns ist dieser Schritt nicht leicht gefallen”, erklären Dahle, Klein und Schellhaus mit Nachdruck. „Ich bin seit fast 30 Jahren in der CDU und daher habe ich mir die Entscheidung bestimmt nicht leicht gemacht”, fährt Schellhaus fort.
„Aber seit anderthalb Jahren kaspern wir hier ´rum und laufen mit unseren Vorstellungen und Wünschen in der Fraktion gegen die Wand”, schildert er weiter die für ihn mehr als unbefriedigende Situation in Rodenberg. Klärende Gespräche mit Kreisvorstand, Fraktion und CDU-Ortsvorstand habe es genug gegeben. Dem Wunsch des CDU-Vorstandes nach mehr Transparenz in Bezug auf die Entscheidungen im Verwaltungsausschuss war nie entsprochen worden, nennt Schellhaus ein Beispiel. Der Informationsfluss zwischen Verwaltung, Verwaltungsausschuss, Fraktion und der Ebene der CDU-Mitglieder in Rodenberg sei nachhaltig gestört gewesen, setzt er nach. „Die Fraktion hat es nicht für nötig gehalten, uns ausreichend in Kenntnis zu setzen”.
Im Herbst sei die Situation weiter eskaliert. Bei einem Gespräch mit Christopher Wuttke, CDU-Bundestagskandidat, dem CDU- Kreisverbandsvorsitzenden Klaus –Peter Drewes, Bürgermeister Günter Altenburg und Matthias Schellhaus sei mit der Absichtserklärung beendet worden, zu Beginn des neuen Jahres das Thema „Ratsöffentlichkeit im Verwaltungsausschuss” noch einmal im Stadtrat auf die Tagesordnung bringen zu wollen, erinnert sich Schellhaus weiter. „Passiert ist aber nichts”.
Mit der Einladung zur öffentlichen Vorstandssitzung Mitte dieser Woche sei der Streit dann weiter hoch gekocht. Fünf CDU-Mitglieder erklärten vor der Zusammenkunft, nicht daran teilnehmen zu wollen. Per Unterschrift verwahrten sich Fraktionssprecher Carsten Schulz, Marina Gellermann, Andreas Koppitz, Friedrich Hardekopf und Günter Altenburg „gegen den Versuch des CDU-Ortsverbandes, direkten Einfluss auf die Entscheidungen der Mitglieder des Rates der Stadt Rodenberg zu nehmen”. Lediglich Bürgermeister Altenburg hat schließlich an der Vorstandssitzung am Dienstag teilgenommen. „Die anderen haben sich der Auseinandersetzung entzogen”, so Dahle.
Schellhaus vermutet dahinter ein „Verbot von höher Stelle” und zeigt sich entsetzt über das „schleimige Verhalten vom Kreisvorsitzenden Drewes”. Dieser habe zwar mehrfach versucht, als Schlichter auf die beiden Seiten einzuwirken. „Doch letztendlich wollte der wohl nur seine Ruhe haben”, vermutet Schellhaus. In einem letzten Gespräch sei es dann zum endgültigen Bruch mit Drewes gekommen, schildert der Rodenberger weiter. Er habe dem Kreisvorsitzenden gesagt „So kann es nicht weiter gehen. Es wäre wohl besser, wenn ich aus der CDU austrete!” Darauf soll Drewes geantwortet haben „Das ist vielleicht besser so”. Mit dieser Äußerung ist das Tischtusch zwischen den beiden endgültig zerschnitten.
Volker Dahle setzt noch einen drauf: „Ich hatte von einem Gespräch am selben Tag mit Drewes den Eindruck, dem ist egal, was wir hier inhaltlich für Politik machen. Der möchte nur keine Bad Eilsener Verhältnisse und sonst nur Friede, Freude, Eierkuchen”. Auch für Dahle gibt es nichts mehr zu diskutieren. „Das ist nicht meine Auffassung von Politik”. Per e-Mail haben er, Schellhaus, Klein und Horst Jahns am Donnerstag den Kreisvorstand mit ihren Austritten konfrontiert. Foto: pd