Dabei sah es beim Start eigentlich ganz gut aus. Im Dachgeschoss eines ehemaligen Fabrikgebäudes hätten statt Archivalien des Heimat- und Museumsvereins die jungen Musiker ein eigenes Reich finden können. Voller Euphorie packten sie mit an und halfen beim Aufräumen – und waren hinterher enttäuscht, dass unter anderem aus Brandschutzgründen alle Pläne wie Seifenblasen zerplatzten.
Froh waren die Verantwortlichen über die verschiedenen Hilfsangebote: im evangelischen Gemeindehaus, in der im Winter verwaisten Gaststätte im Sportpark sowie in den Schulungsräumen des Apelerner Musikvereins. Seit einigen Wochen nun üben die Jugendlichen in einem etwa 20 Quadratmeter großen Raum im ehemaligen Rathaus.
Das kleine Zimmer ist vollgestellt mit Instrumenten, Boxen und Verstärkern. Für den Fotografen drängeln sich alle Akteure für einen Moment in das vorübergehende Domizil. „Einen Vorteil hat das ja”, kann Vorstandsmitglied Renate Droysen von Hamilton dem Provisorium abgewinnen. „Hier werden nebenbei echte Grundlagen im Gruppendenken erlebt”, bemerkt sie, „dass sich die Jugendlichen diese winzige Möglichkeit teilen müssen, fördert Disziplin, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit”.
Trotzdem: „So kann das nicht weitergehen”, meint Bruhne. Ideen für einen Rock-Chor haben bereits konkrete Formen angenommen, weil mit Britta Süreth eine fachkundige Leiterin zur Verfügung steht und mit einer Handvoll Jugendlichen glatt anfangen könnte. Immer näher rücken außerdem die disesjährige Fleckenfete, zu dessen Gelingen das Jugendforum etwas beisteuern möchte, sowie das Lauenauer Jubiläum in 2009, wo es gleich eine ganze Musikrevue über die letzten 50 Jahre geben soll. Vor diesem Hintergrund wollen sich Workshops in Rock’n Roll und Clownerie bilden. Aber dafür braucht es Platz. Lauenaus Bürgermeister Heinz Laufmöller räumt auf Anfrage ein, dass die Gegebenheiten im alten Rathaus wirklich nur „als ein Provisorium” anzusehen seien.
Es gebe konkrete Überlegungen, das Jugend- und Kulturforum auf Dauer im Gewerbepark unterbringen zu wollen. Doch das erfordere Zeit, schränkt er ein; erkennt zugleich aber die erfolgreiche Arbeit der Gemeinschaft an: „Wir wollen schon helfen.” Am vergangenen Wochenende war das Jugendforum mit 15 jungen Musikern, fünf Betreuern und etlichen Fans in Dänemark. Die Lauenauer beteiligten sich am „Havefest” in Skelde – zunächst in drei Einzelformationen und dann als Gesamtgruppe „L.A. project”. Es war nicht nur der Auftritt selbst, den Bruhne als wichtiges Ereignis ansah. Der Ausflug habe das gegenseitige Kennenlernen gefördert. Eine andere Beobachtung erfüllt ihn mit einem gewissen Stolz. Beim abendlichen Musik-Training im ehemaligen Rathaus nehmen bereits die ersten „ZOB-Jugendlichen” teil. So bezeichnet er die Heranwachsenden, die bislang regelmäßig nahe der Bushaltestelle und auf dem angrenzenden Marktplatz herumgammeln und zum Ärger von Gemeinde und Einwohnern lärmen oder Unrat hinterlassen.
Drei von ihnen haben dem Herumhängen offenbar den Rücken gekehrt: Zwei erlernen ein Instrument; eine dritte wird gesanglich ausgebildet.
Vier weitere treibt bereits regelmäßig die Neugier: Sie kommen zum Zuhören. „So haben wir es doch gewollt”, kommentiert Bruhne diese Entwicklung und sieht damit noch einen Grund mehr, dass die räumlichen Wünsche seiner Gemeinschaft endlich in Erfüllung gehen. Foto: al
Wenn alle musizierenden und zuhörenden Mitglieder des Jugendforums zum Übungsabend kommen, ist es in dem winzigen Raum bedrohlich eng.