Proviant für mich und meine siebenjährige Tochter Olivia, Wechselkleidung, Sonnencreme: So ausgerüstet erreichen wir den Bahnhof in Schötmar und sind damit am Ausgangspunkt unserer Tour angelangt: dem Kanutouristikunternehmen „Rio Negro”. Wir haben uns für die acht Kilometer lange Tour von Bad Salzuflen nach Herford entschieden. Bevor es aber auf die Bega geht, gibt uns Geschäftsführer Guido Schmidt eine Einführung. Er erklärt uns anhand einer Karte den Weg und weist uns auch auf diverse Stromschnellen und eine Staustufe hin, die wir passieren werden. Der Geschäftsführer vergisst nicht, auf den Umweltschutz und die Sicherheit einzugehen: „Die Schwimmwesten immer anlassen und keinen Müll ins Wasser werfen.” Gerade der letzte Punkt sei ein wirkliches Ärgernis. Das Unternehmen hat aber auch nach Aussagen des Geschäftsführers schwer unter der Corona-Krise zu leiden. „Wir haben ein Saisongeschäft, umso härter trofft uns der Lockdown”, so Guido Schmidt. Für uns geht es jetzt aber erst einmal los. Nach einer abschließenden Einweisung in diverse Paddeltechniken hilft Guido Schmidt noch, den Zweisitzer aufs Wasser zu lassen. Die erste kleine Stromschnelle vor der Brücke Lockhauser Straße ist schnell gemeistert und wir gleiten sanft durch die Flusslandschaft. Wir durchqueren die Hoffmannswiesen und können uns einen Eindruck vom Wasser aus verschaffen, wie sich die Flora an der kurvenreichen Neugestaltung entwickelt hat. Am Ufer sehen wir ein junges Pärchen, das nach eigenen Angaben einen guten Platz zum Baden sucht. Etwas, das gefährlich sein kann, denn: die Bega ist an manchen Stellen bis zu drei Meter tief, an anderen Stellen extrem flach. Das beachten die meisten nicht. Und auch für den Naturschutz ist das Baden abträglich. Die Fische, die sich an den Rändern aufhielten, ziehen sich zurück, wenn sie gestört werden. Wir passieren mittlerweile die nächsten Stromschnellen ohne größere Schwierigkeiten und befinden uns nun auf der Werre. Ein Eisvogel fliegt vor uns her oder weg. Dafür ist eine Bisamratte umso neugieriger und schwimmt auf unser Kanu zu. Glücklicherweise taucht sie kurz vorher ab, und ich hüte mich, in diesem Augenblick meine Finger ins Wasser zu stecken. An der Uferböschung unübersehbar ist der giftige Riesen-Bärenklau, gegen den die Stadt vorzugehen versucht – mit mäßigem Erfolg. „Viele Samen sind im Sand und gehen auf. Es ist schwierig, dagegen anzukommen”, erklärte uns Guido Schmidt vor Anbeginn der Fahrt. Jedes Jahr werde die Pflanze bekämpft. Nach einer kurzen Rast geht es für Olivia und mich weiter. Nach einer weiteren Stunde haben wir es geschafft und steigen an der Anlegestelle am H2O aus, wo uns ein Mitarbeiter von Rio Negro bereits wie verabredet in Empfang nimmt. Fazit: Die Natur ist absolut sehenswert, die Tour für Einsteiger gut geeignet. Wiederholungsfaktor: 100 Prozent. Rio Negro Das Kanutouristikunternehmen organisiert seit 1994 Touren in Ostwestfalen. Acht unterschiedliche Strecken sind normalerweise im Programm. Weitere Infos finden sich im Internet: www.rio-negro.de Foto: gw