Wird historischer Brunnen dem Verfall preisgegeben? | Schaumburger Wochenblatt

Wird historischer Brunnen dem Verfall preisgegeben?

Auf dem Abstellplatz wartet der Brunnen auf seine Zukunft. (Foto: gk)
Auf dem Abstellplatz wartet der Brunnen auf seine Zukunft. (Foto: gk)
Auf dem Abstellplatz wartet der Brunnen auf seine Zukunft. (Foto: gk)
Auf dem Abstellplatz wartet der Brunnen auf seine Zukunft. (Foto: gk)
Auf dem Abstellplatz wartet der Brunnen auf seine Zukunft. (Foto: gk)

Einst war er ein Schmuckstück auf dem Wunstorfer Marktplatz vor der St. Bartholomäuskirche – bis er auf dem Baubetriebshof abgeschoben wurde: Der historische Sandsteinbrunnen. Seit sechs Jahren steht er dort, weil es der damalige Wunstorfer Ortsrat so beschlossen hat. Leider hat er im Laufe der Jahre auch den eigenen Beschluss dazu offenbar aus dem Auge verloren: „Der Brunnen solle, wenn möglich, auf einem anderen Standort der Südstraße versetzt werden“, hieß es im Beschluss. Das war am 11. April 2018.

Der Ortsrat konnte sich zu diesem Zeitpunkt nicht auf einen alternativen Strandort verständigen. Ortsratsmitglied Manfred Gröne (CDU) wandte sich noch vor dem Beschluss dagegen, den Brunnen nur auf einem Abstellplatz zu lagern. Der Brunnen sollte in der Nähe einer historischen Wasserstelle aufgestellt werden und nicht da, wo Platz ist, so Gröne. Auch vor den notwenigen Kosten für die Reparatur des Brunnens – von 6.000 Euro war damals die Rede – schreckte man zurück.

Prüfung ohne Ergebnis

Es gab zwischenzeitlich keine weitere Initiative aus dem Ortsrat, um das zu klären. „Bis heute nicht“, erklärt Alexander Wollny, Stadtbaurat Wunstorf. „Wenn ein schriftlicher Antrag dazu gekommen wäre, hätten wir dies auch aufgegriffen.“ Und das auch nicht, nachdem der Autor dieses Artikels vor zwölf Monaten Ortsbürgermeister Thomas Silbermann (SPD) darauf hinwies. Er sei dankbar für diesen Hinweis und werde sich gleich darum kümmern, versprach er. „Wir prüfen jetzt gerade einen Standort für den Brunnen. Ich habe dazu Vorschläge gemacht“, so Silbermann zwischenzeitlich, auf erneute Nachfrage nach mehreren Monaten. Noch im Dezember sagte er fest zu, sich dieser Sache anzunehmen. Eine Antwort blieb bis heute aus.

Nicht der Zahn der Zeit hinterließ Spuren am historischen Objekt der Stadtgeschichte, sondern der nicht gerade sanfte Umgang mit dem Brunnen, wie Mitarbeitende des Baubetriebshof sagen. Rangierende Marktstände trafen ihn wiederholt. Bei Großveranstaltungen „störte“ er, so hieß es. Daher wurde der Brunnen immer wieder zu Veranstaltungen abgebaut, auf dem Baubetriebshof eingelagert und nach der Veranstaltung wieder auf dem Marktplatz aufgebaut. Auch das ist ihm nicht gut bekommen, wie der Brunnenkörper deutlich zeigt.

Schwierige Standortsuche

Wollny hat sich dieser Sache jetzt angenommen und auch mit dem Ortsbürgermeister darüber gesprochen. Die Standortsuche ist ein Problem, so Wollny. „Wir haben noch einen weiteren Brunnen. Der wird immer gerne auch als großer Mülleimer missbraucht.“ Jetzt müsse man schauen, wo man ihn aufstellen kann. Wollny: „Wenn man wirklich möchte, dass dieser Brunnen, der historisch mal einen Standort in der Wunstorfer Innenstadt hatte, einen neuen Standort bekommen soll, dann wäre es super geeignet, wenn man im Rahmen eines Wettbewerbs zur neuen Ausgestaltung der Wunstorfer Innenstadt – was ja Teil der Städtebausanierung ist, die wir jetzt beginnen werden – dass wir diesen Brunnen in diese Planungen mit einbringen. Vielleicht besser, als jetzt ad hoc einen Standort zu finden. Das würde gar keinen Sinn machen.“

Der Ortsbürgermeister hätte zunächst Bedenken dazu geäußert, „da aus seiner Sicht dieser Zeitpunkt zu weit in der Zukunft liegt.“ Als er Silbermann gegenüber betonte, dass die Stadt relativ zeitnah mit dem Wettbewerb starten möchte, der Rahmenplan und der Wettbewerb parallel bearbeitet wird, konnte sich der Ortsbürgermeister mit der Vorgehensweise anfreunden, so Wollny. Welche Rolle der Ortsrat hierbei spielen wird, bleibt ebenso offen, wie die Zukunft vom zweiten Brunnen, der in der Nordstraße steht. Über ihn müsste vor dem anstehenden Abriss der dortigen Häuserzeile entschieden werden. Bleibt zu hoffen, dass er nicht vergessen wird.


Winfried Gburek
Winfried Gburek

Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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