Ich habe den Eindruck, der gesellschaftliche Hype um das Gendern mit Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt hat in Deutschland etwas nachgelassen. „Man“ geht das Thema etwas emotionsloser an. Vorgaben oder gar Vorschriften sind in unserem Heimatland sehr unterschiedlich. Die bayerische Landesregierung hatte im April des gerade vergangenen Jahres verfügt, dass an Schulen, Hochschulen und in Behörden die Verwendung der Sonderzeichen untersagt ist. Die Verwendung der weiblichen und männlichen Form wird weitgehend genutzt, schließt aber wiederum die „LGBT-Gruppe“ aus. Die Geschlechter-Diskussion hat der vermutlich in den USA (und wahrscheinlich nur dort) heiß ersehnte neue Präsident – jedenfalls haben die dortigen Wähler es so entschieden – zum Jahresende mit seiner unnachahmlichen Art neu befeuert. Er macht nach der Übernahme der Präsidentschaft „… Schluss mit dem Transgender-Wahnsinn…“ und es gibt dann nur noch männlich und weiblich in den USA. Übrigens hätte ich mich an seiner Stelle schon längt beim Hersteller meines Solariums beschwert und den Frisör hätte ich auch schon gewechselt – sorry - ist aber jetzt sehr persönlich! Wie ich überhaupt wieder auf dieses Thema komme, hat mit einer der tollsten Spenden-Veranstaltungen im Landkreis Schaumburg zu tun – Matjes mit Musik (MmM). In geselliger Runde – ausdrücklich seit vielen Jahren mit männlichen UND weiblichen Teilnehmenden (!) – kam die Frage auf, wie denn wohl altdeutsches Liedgut unter Genderaspekten zukünftig aussehen muss. Das beginnt mit dem Singen der Nationalhymne:“ Einigkeit und Recht und Freiheit für das Deutsche VATERLAND!“ Und weiter:“ … BRÜDERLICH mit Herz und Hand!“ Wann werden wohl die 2018 im Bundestag begonnenen Diskussionen darüber, ob „man“ Vaterland in Heimatland umdichten muss, neu aufgelegt? Oder brüderlich in geschwisterlich? Auch wenn ich jetzt einigen auf die Füße trete, ich weiß nicht, ob ich dann noch mitsinge. Ist aber nicht so schlimm – ich kann wirklich nicht singen! Weiter geht es mit dem ebenfalls in der Veranstaltung gesungenen Niedersachsenlied. „… stehen Niedersachsens SÖHNE eine feste Burg und Wehr…“. Und weiter:“ … wenn Stürme brausen übers Deutsche VATERLAND…“. Wird über den blutrünstigen Liedtext bald ebenso kritisch gesprochen, wie seit über 160 Jahren über den pädagogischen Nutzen des Kinderbuches „Der Struwwelpeter“? Das dritte mitgesungene Lied beim MmM ist das Schaumburglied. Den richtigen „Erbsenzählern“ passt dann ganz bestimmt nicht die Textpassage:“ … wo bei Spiel und Tanze, sich rote Röcke drehn…“. Stichwort: Trachtenröcke? Auch die Männer tragen Tracht! Das gehört für mich dann in die Kategorie der „Verbote“ von „Lumumba“ für Kakao mit Rum und auch des historischen „Zigeunerschnitzels“ für Schnitzel mit Paprikasoße. Begehren bald die Jäger auf und darf es dann nur noch ein Schnitzel mit Pilzsoße sein? Um auf die Gendersprache zurückzukommen. Heißen zukünftig alle Beamtinnen und Beamte „Verbeamtete“? Und was wird aus dem Tankwart? Tankwartende können es ja wohl nicht werden – das sind eher diejenigen, die an der Zapfsäule stehen. Sie merken schon, es sind auch im neuen Jahr viele „schwerwiegende“ Fragen zu beantworten. Hoffentlich bleibt einer neuen Bundesregierung Zeit genug für Klima, Wirtschaft, Verteidigung, Migration und natürlich den Umgang mit der „Wundertüte“ von jenseits des Atlantiks. Ein letzter Wunsch – hoffentlich liest er meine Kolumne nicht - wir wollen im Frühjahr die USA besuchen. Wenn ich meine Kolumne ab Sommer aus Guantanamo Bay schreibe, wissen wir es. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes und erfolgreiches 2025 – und verlieren Sie bitte nicht Ihren Humor!
Ihr Axel Bergmann