Verhandlungen über Fusion | Schaumburger Wochenblatt

Verhandlungen über Fusion

Die Stadtsparkasse Wunstorf. (Foto: gi)
Die Stadtsparkasse Wunstorf. (Foto: gi)
Die Stadtsparkasse Wunstorf. (Foto: gi)
Die Stadtsparkasse Wunstorf. (Foto: gi)
Die Stadtsparkasse Wunstorf. (Foto: gi)

Die Stadtsparkasse Wunstorf und die Sparkasse Hannover führen Fusionsgespräche. Das geht aus einer gemeinsamen Presseerklärung hervor. Als Grund für den Schritt werden akute Personalprobleme und ein auch in Zukunft zu erwartender Fachkräftemangel angegeben. Wie lange die Gespräche zwischen zwei Sondierungskommissionen dauern werden, ist noch offen. Das Ziel ist, ein Ergebnis im September den Beschlussgremien vorzulegen.

Zu dem Schritt, die Öffentlichkeit jetzt zu informieren, während die Verhandlungen noch laufen, kam es, weil inzwischen bekannt ist, dass Mitarbeiter der Sparkasse Hannover in Wunstorf aushelfen und dieser Umstand wiederum zu Spekulationen über die Zukunft der Stadtsparkasse geführt haben. In der Pressemitteilung heißt es, dass die Verwaltungsräte der beiden Sparkassen die jeweiligen Vorstände beauftragt haben, ”die Vorteilhaftigkeit einer möglichen Fusion gegenüber der Selbständigkeit beider Institute zu prüfen.” Betont wird, dass aktuell beide Sparkassen aus einer betriebswirtschaftlichen Situation der Stärke heraus handeln. Bürgermeister Carsten Piellusch spricht von einer strategischen Entscheidung, die zum richtigen Zeitpunkt komme.

Mangel an Fachkräften

Demnach bestehe gerade ein Mangel an Fachkräften, von dem insbesondere kleinere Institute betroffen sind. Sie haben Schwierigkeiten, in Spezialbereichen das notwendige qualifizierte Personal zu finden. Gemeint sind Mitarbeiter mit sogenannten Beauftragtenfunktionen, die etwa für Bereiche wie Geldwäsche zuständig sind. Zum 30. Juni hatten vier solcher Mitarbeiter gekündigt und die Stadtsparkasse verlassen, wie der Bürgermeister sagt. Die Probleme bei der Fachkräftegewinnung werden sich in den kommenden Jahren verschärfen, heißt es. Auch sei absehbar, dass ältere Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Der Bürgermeister spricht von rund 30 Prozent der Belegschaft.

Beide Sparkassen wollen daher jetzt gemeinsam ein attraktives Paket für Kunden sowie Mitarbeiter in Wunstorf schnüren. Die durchschnittliche Bilanzsumme der Sparkasse Hannover betrug zum Stichtag 31. Dezember 2023 20,2 Milliarden Euro, die der Stadtsparkasse Wunstorf 726 Millionen Euro. Die Ergebnisse der Gespräche sollen bis Ende September den zuständigen Gremien zur Entscheidung vorgelegt werden.

Komplexes Verfahren

Der Personalmangel habe sich bereits Ende 2023 abgezeichnet, so der Bürgermeister. Er spricht von einer längeren Entwicklung. Der akute Personalnotstand ist allerdings eingetreten, nachdem der Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Wunstorf im Februar entschieden hat, den Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden Heiko Menz nicht mehr über den Januar 2025 hinaus zu verlängern. Diese Entscheidung folgte im Detail einem sehr komplexen und zeitintensiven Verfahren, bei dem sich der Bürgermeister als Vorsitzender des Verwaltungsrates ebenfalls veranlasst sah, sich öffentlich zu erklären, nachdem wiederum Kritik an ihm laut wurde.

Trotz der guten Arbeit, die dem Vorstandsvorsitzenden der Stadtsparkasse in einer Presseerklärung damals bescheinigt wurde, war das Ergebnis, dass sich die Wege trennen. Der Verwaltungsrat hat demnach, auch wenn es bislang nicht kommuniziert wurde, offenbar ganz andere Vorstellungen darüber, wie die Stadtsparkasse in Zukunft aufgestellt sein und welche Dienstleistungen sie anbieten sollte. Nun verhandeln zwei sogenannte Sondierungskommissionen miteinander über die Bedingungen einer Bankenfusion. Bürgermeister Piellusch leitet wiederum die Kommission auf Seiten der Stadtsparkasse. Jede Kommission besteht aus vier Personen. Über den aktuellen Verhandlungsstand gibt es auf Nachfrage keine näheren Auskünfte.

Bedeutende Funktion

Klar ist, dass die Stadtsparkasse bislang eine bedeutende Funktion für die Stadt erfüllt. Zum einen profitiert der städtische Haushalt von Einkommenssteuer und Gewerbesteuer. Die Politik hatte zudem einen gewissen Einfluss, zum Beispiel auf die Standorte von Automaten zur Bargeldversorgung. Doch mit am wichtigsten ist das Engagement der Stadtsparkasse im Bereich des Sponsorings und der Spenden im Volumen von rund 100.000 Euro pro Jahr, wobei die Summe zuletzt nicht erreicht wurde. Viele Vereine, Institutionen und Veranstaltungen profitieren bislang von diesen Zuwendungen. In den Verhandlungen wird es daher auch darum gehen, wie diese Förderpraxis weitergeführt werden kann.

Neben Wunstorf gibt es in der Region Hannover noch eigene Stadtsparkassen in Burgdorf und Barsinghausen mit jeweils deutlich weniger Mitarbeitern als bei den großen Sparkassen, aber den gleichen regulatorischen Auflagen, die zu erfüllen sind. Diese Tatsache ist bereits in der Vergangenheit immer wieder von den kleineren Instituten thematisiert und kritisiert worden. Denn können Stellen nicht besetzt werden, wie das jetzt offenbar der Fall ist, geht es schnell um die Existenz.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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