Schule und Europa | Schaumburger Wochenblatt

Schule und Europa

Chance verpasst. 100 Schüler erlebten keine Diskussion zu Europa. (Foto: gk)
Chance verpasst. 100 Schüler erlebten keine Diskussion zu Europa. (Foto: gk)
Chance verpasst. 100 Schüler erlebten keine Diskussion zu Europa. (Foto: gk)
Chance verpasst. 100 Schüler erlebten keine Diskussion zu Europa. (Foto: gk)
Chance verpasst. 100 Schüler erlebten keine Diskussion zu Europa. (Foto: gk)

Zu einem Projekttag „Europa“ wurden die Landtagsabgeordneten Colette Thiemann (CDU) und Jan-Philipp Beck (SPD) zu einer Podiumsdiskussion mit rund 100 Schülerinnen und Schüler in das Gymnasium Bad Nenndorf eingeladen. Sie kamen gerne, um sich den Fragen der Oberstufenschülerinnen und -schüler zu stellen. Schüler aus dem Politikleistungskurs hatten hierzu einen Fragenkatalog vorbereitet, zu dem beide Politiker abwechselnd „brav“ antworteten und Auskunft gaben.

Hierbei schienen die Fragen aber eher als Fleißarbeit kurzfristig beim Durchblättern der Tageszeitung, in einer Mischung aus Landes- und Bundespolitik, entstanden zu sein. Fragen, die wissen wollten, was die beiden Abgeordneten aus ihren Wahlprogrammen „lieber streichen würden“, wie sie den Schienenverkehr, die Migration, Sozialleistungen und Haushaltslage sowie die Bürokratie beurteilen. Zur Bundespolitik wurde zum Beispiel nach der Munitionsversorgung und der Meinung zu Auslandseinsätzen der Bundesswehr gefragt.

Doch wo blieb nach 90 Minuten, in dem für die Schüler sichtlich zunehmend ermüdenden „Fragespiel“, das Thema Europa? – Es blieb auf der Strecke. Die Pausenglocke sorgte für ein jähes Ende der Politiker-Schüler-Diskussion, bevor sie überhaupt eine wurde. Die Zeit war um, das Thema war verfehlt. Schnell noch grätschte eine Lehrkraft mit einer eigenen Frage dazwischen, um zu erfahren, wie die Politiker zur Vermögenssteuer stehen: „Sind Sie dafür, ja oder nein?“ – Dem folgten nur knappe Reaktionen von beiden Abgeordneten, mehr war gar nicht möglich – denn die Zeit war ja um, woran Schüler aus dem Plenum lautstark erinnerten: „Können wir jetzt gehen? Wir haben Schulschluss.“ Die Einladung einer Lehrerin, doch bitte noch etwas zu bleiben, zog nicht. Während die entsprechenden Schüler ihre Sachen packten und die „Diskussion“ verließen, leitete die Lehrerin einen neuen Anlauf in die Diskussion ein und sagte: „Jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema, zu Thema Europa.“ Lediglich zwei Fragen konnten noch von Schülern gestartet werden, bevor die Lehrkräfte offenbar selbst einsahen, dass es kaum noch eine sinnvolle Diskussion mit den noch verbliebenen Schülerinnen und Schüler geben würde.

Mit einem freundlichen Dank an die Politiker entließen sie somit die Schüler, mit der Einladung, ihre Fragen doch noch persönlich beim Gehen an die Abgeordneten zu richten. „Am 9. Juni ist Europawahl. Wer von euch schon wählen darf, den bitte ich zur Wahl zu gehen“, rief Colette Thiemann den Schülern zu. Die Diskussionsrunde war sicherlich gut gemeint. Aber sicherlich keine gute Motivation, um sich vor allem für die Europapolitik oder Politik an sich zu interessieren. Übrigens: Das Gymnasium Bad Nenndorf ist eine Europaschule.


Winfried Gburek
Winfried Gburek

Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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