„Gemeinsam für Gerechtigkeit eintreten“ | Schaumburger Wochenblatt

„Gemeinsam für Gerechtigkeit eintreten“

Die Teilnehmer der Interreligiösen Begegnung stellen Friedens- und Hoffnungslichter auf. (Foto: bb)
Die Teilnehmer der Interreligiösen Begegnung stellen Friedens- und Hoffnungslichter auf. (Foto: bb)
Die Teilnehmer der Interreligiösen Begegnung stellen Friedens- und Hoffnungslichter auf. (Foto: bb)
Die Teilnehmer der Interreligiösen Begegnung stellen Friedens- und Hoffnungslichter auf. (Foto: bb)
Die Teilnehmer der Interreligiösen Begegnung stellen Friedens- und Hoffnungslichter auf. (Foto: bb)

Eine Annäherung an die Antwort auf die Frage „Was ist gerecht?“ haben die Teilnehmer der „Interreligiösen Begegnung“ am Vorabend des Reformationstages in der St. Martini-Kirche in Stadthagen versucht. Dafür konnten die einladende Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe, die St. Martini-Kirchengemeinde und der Landrat die Islam- und Religionswissenschaftlerin Doktor Hamideh Mohagheghi als Hauptreferentin gewinnen.

Was gerecht, was Gerechtigkeit sei, lasse sich kaum in einen Satz fassen, so Mohagheghi am Ende ihres mit viel Beifall bedachten Vortrages. Einfacher falle es, an einem Beispiel aufzuzeigen, was ungerecht sei. Wie viele Menschen stürben heute täglich an Hunger und Not, so die Wissenschaftlerin, während gleichzeitig Unsummen für Waffen ausgegeben würden, um Menschen zu töten. Dies sei aus ihrem Verständnis ein großes Unrecht.
Zuvor hatte sie aufgezeigt, dass die Gerechtigkeit schon in der Antike ein zentrale Grundtugend gewesen sei, sie leitete über muslimische und christliche Denker fort, die sich mit dem Begriff beschäftigten.
Den Schwerpunkt bildete dabei die Idee der Gerechtigkeit im Islam. Gott habe die Welt, so sei es im Koran dargelegt, in gerechter, ausbalancierter Weise erschaffen, wie die Wissenschaftlerin erklärte. Der Mensch stehe nach islamischen Glauben in der Verantwortung, diese Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten und sie wieder herzustellen, wenn diese gestört sei, so Hamideh Mohagheghi. Dies sei verbunden mit dem Gebot der Barmherzigkeit, Menschen, die sozial schlecht gestellt seien, zu unterstützen.
Die Wissenschaftlerin wies auf die Bedeutung der Gerechtigkeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hin. Fehle sie, würden Krisen drohen. Sie sei ein menschliches Anliegen und wohl in allen Religionen ein Gebot. „Da können wie zueinander finden“, es gelte, auch interreligiös für Gerechtigkeit einzutreten, hielt sie fest.
Eingeführt in den Abend hatte Landesbischof Doktor Oliver Schuegraf, angelehnt an den 85. Psalm. Dessen Vers „dass Gnade und Wahrheit einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“, setze ein starkes Zeichen, gerade in Zeiten, in denen Gesellschaften vielen Zerwürfnissen ausgesetzt seien. Für die Begegnung, wenn sie nicht nur oberflächlich sein solle, brauche es Klarheit und Wahrhaftigkeit. Mit einem solchen offenen Umgang machen man sich jedoch auch angreifbar. Deshalb sei die Gnade wichtig, Mitgefühl und Vergebungsbereitschaft im Umgang miteinander. Die Gerechtigkeit, die Überzeugung, dass jedem Menschen dieselbe Würde zukomme, bilde die Grundlage für die Begegnung auf Augenhöhe. Das Streben nach Frieden sei vielen Religionen eigen, und zwar nach einem Frieden, der mehr bedeute als die Abwesenheit von Gewalt. Für einen solchen Frieden sei wiederum die Gerechtigkeit grundlegend.
Der stellvertretende Landrat Jan-Philipp Beck unterstrich in seinem Grußwort, dass es wichtig sei, das Verbindende zu suchen und zu pflegen. Vor dem Hintergrund, dass sich die Demokratie in Gefahr befinde, sei das Einstehen für Gerechtigkeit umso wichtiger.
Es folgten Friedenswünsche, vorgetragen von Vertretern der christlichen Gemeinden des Landkreises, der muslimischen Gemeinden, der jüdischen Gemeinde, der alevitischen Gemeinde, der jesidischen Gemeinde sowie der Bahai, und das Entzünden von Friedenskerzen.
Nach Abschluss des offiziellen, musikalisch von Jugendband- und Jugendchor der St. Martini-Gemeinde sowie Stella Perevalova gestalteten Teils, blieb Zeit zum persönlichen Austausch. Hierzu hatten die teilnehmenden Religionsgemeinschaften Speisen sowie Informationsstände zum Thema Gerechtigkeit vorbereitet.
Foto: bb


Bastian Borchers
Bastian Borchers

Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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