Großes Interesse zur Eröffnung der Vortragsreihe die „Neue Stadt Wunstorf“: Freie Plätze in der Abtei waren rar. Aus ihren Erfahrungen berichteten der ehemalige Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt und jetzige Vorsitzende des Heimatvereins sowie der ehemalige Ratsherr Bernd Heidorn. „Zur Stadt Wunstorf kamen am 1. März 1974 die selbstständigen Gemeinden Blumenau-Liethe, Bokeloh, Idensen mit Niengraben aus dem Landkreis Schaumburg, Klein Heidorn, Kolenfeld, Luthe, Mesmerode und aus dem Landkreis Schaumburg Steinhude und Großenheidorn“, sagte Eberhardt.
Die Stadt wuchs von 17.000 auf 37.000 Einwohner. Eingestellt wurden Spitzenbeamte aus anderen Bundesländern. „Das ist der Stadt nicht gut bekommen“, so Eberhardt. Es gab viel zu tun, in Steinhude gab es Widerstände, es wurde ein Staatssekretär eingesetzt. „Es war eine turbulente und auch spannende Zeit.“ Doch nun seien 50 Jahre vergangen. „Wir sind eine Einheit geworden, die Gebiets- und Verwaltungsreform ist aus heutiger Sicht richtig gewesen“, berichtete der Heimatvereinsvorsitzende. Ein Ortsteil- und Kernstadtdenken gäbe es nicht mehr. Wenn es nicht zu der größeren Gemeinde gekommen wäre, könnte sich Eberhardt nicht vorstellen, dass der Fliegerhorst hiergeblieben wäre, es zu keiner Sanierung des Ortskerns von Steinhude und einer Stadtsanierung in Wunstorf oder der Nordumgehung gekommen wäre. Der Heimatverein plant weitere Vortragsveranstaltungen zu dem Thema, besonders die Ortsteile sollen zu Wort kommen und die Dinge aus ihrer Sicht beurteilen.
Der Wunstorfer Bernd Heidorn war Mitglied des Rates von 1982 bis 2011. „Die 30 Jahre meiner Ratstätigkeit waren geprägt von vielen richtigen und wegweisenden Entscheidungen mit der Unterstützung von allen Mitgliedern des Rates sowie in den Ortsräten zum Wohle der Bürger der Stadt Wunstorf und ihren Ortschaften“, sagte Heidorn. Notwendige Veränderungen durch die Gebiets- und Verwaltungsreform seien von vielen Bürgerinnen und Bürgern und den verantwortlichen Mitgliedern in Stadt- und Ortsräten als gewagte Schritte in die Zukunft angesehen und voll Optimismus kommentiert worden. Nicht wenige aber hätten Zeit gebraucht, sich mit der Umstellung abzufinden.
Als Heidorn in den Rat der Stadt gewählt wurde, waren nach sieben Jahren der Gebiets- und Verwaltungsreform noch einige Vorurteile innerhalb der Ratsmitglieder vorhanden. Die Geburtswehen der Reform „die reichen Dörfer mit der armen Stadt zu vereinen“, seien zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz verheilt gewesen. Die hätten sich jedoch zwischenzeitlich einander an das Zusammenleben zwischen Stadt und Umland gewöhnt und dies auch durch und mit gemeinsamen Veranstaltungen, wie beim Altstadtfest oder dem städtischen Schützenfest bekräftigt.
Ein weiteres Beispiel einer praktizierten Zusammenarbeit seien die zehn Orts-Feuerwehren. Dieser Zusammenschluss im Stadtfeuerwehrverband habe sich immer wieder bis heute bewährt. Das persönliche Fazit von Bernd Heidorn nach 30 Jahren Kommunalpolitik: Die Zeit war spannend, teilweise nervenaufreibend, Hindernisse mussten überwunden und neue Strukturen geschaffen werden.