Dialog aneinander vorbei | Schaumburger Wochenblatt

15.05.2024 19:20

Dialog aneinander vorbei

Wird wohl eine Kulisse bleiben: Bislang nutzt die Polizei das ehemalige Industriegelände für Übungszwecke. (Foto: tau)
Wird wohl eine Kulisse bleiben: Bislang nutzt die Polizei das ehemalige Industriegelände für Übungszwecke. (Foto: tau)
Wird wohl eine Kulisse bleiben: Bislang nutzt die Polizei das ehemalige Industriegelände für Übungszwecke. (Foto: tau)
Wird wohl eine Kulisse bleiben: Bislang nutzt die Polizei das ehemalige Industriegelände für Übungszwecke. (Foto: tau)
Wird wohl eine Kulisse bleiben: Bislang nutzt die Polizei das ehemalige Industriegelände für Übungszwecke. (Foto: tau)

Eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen der Eigentümerin des Vion-Geländes und der Stadt zwecks Wohngebietsentwicklung ist nicht zustande gekommen. Die Deutsche Siedlungsbau/Neue Mitte Wunstorf (NMW) und das Rathaus ziehen es vor, über Pressemitteilungen zu kommunizieren. Aber nicht miteinander, sondern aneinander vorbei.

So war die Einladung zu einem Dialog Forum in dieser Woche am Montag Thema im Verwaltungsausschuss. Dort sitzen auch Vertreter der Fraktionen des Stadtrates. Es ist demnach beschlossen worden, das Gesprächsangebot des Investors auszuschlagen. ”Es steht nicht zu erwarten, dass dabei Fortschritte erzielt werden können”, heißt es in der Pressemitteilung des Rathauses. Der Verwaltungsausschuss empfiehlt außerdem dem Stadtrat, eine Bauvoranfrage des Investors über die Teilbebauung des Vion-Areals für ein Jahr zurückzustellen und die Verwaltung zu beauftragen, eine Veränderungssperre vorzubereiten.

Bauvoranfrage mit vielen Fragezeichen

Die NMW möchte auf einem Teil des Geländes sozialen Wohnraum schaffen. ”Dem Antrag ist stattzugeben, da sich das Bauvorhaben in die direkte Umgebung harmonisch einfügen lässt und den Grundzügen jedweder, neuer Planung auf dem restlichen Gelände nicht entgegensteht”, sagt Björn Hiss, Geschäftsführer der Deutschen Siedlungsbau. Die Stadt hingegen spricht von einem ”rhetorisch durchaus geschickten” Manöver, sieht aber viele Fragezeichen. So war die Schaffung sozialen Wohnraums ohnehin vorgesehen und Bestandteil eines städtebaulichen Vorvertrags, den der Investor aber nicht unterzeichnet hat. Der drang bei den Verhandlungen zudem darauf, als Bezugsgröße nicht mehr die Gesamtanzahl der Wohneinheiten im Quartier zu nehmen, sondern nur die Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern. Dies hätte laut Stadt zur Folge gehabt, dass sich die Zahl auf 20 bis 25 Wohneinheiten im gesamten Quartier und damit auf etwa die Hälfte reduziert hätte.

In der Bauvoranfrage rücke die NMW auch von der Idee ab, die Wohneinheiten wie von der Stadt favorisiert im Quartier zu verteilen und möchte stattdessen eine Konzentration von rund 90 Wohneinheiten in fünf Gebäuden. ”Dies kann zu einer Ghettoisierung führen”, schreibt die Stadt. Hiss erwidert wiederum, dass eine Veränderungssperre nur als Mittel zur weiteren Verhinderung von Bautätigkeit auf dem Gelände genutzt werden solle. Dann wird es aber unübersichtlich. Denn Hiss behauptet, dass sich ein gefördertes Wohnen in nachhaltiger Holzbauweise, so wie es die NMW beantragt habe, wirtschaftlich und schnell realisieren ließe. Wenn die Stadt konstruktiv mitarbeite, könnten demnach 80 bis 90 Wohnungen mit günstigen Mieten innerhalb von anderthalb Jahren bereitgestellt werden.

Es mangelt an Vertrauen

Warum aber ausgerechnet dieser Plan wirtschaftlich sein soll, die bestehende Variante auf Basis des städtebaulichen Wettbewerbs, an der die Verwaltung wiederum festhält, dagegen nicht, bleibt unklar. Fest steht nur: Die Positionen liegen immer noch weit auseinander. Darin sind sich auch beide Parteien einig. Die Stadtverwaltung zieht für sich daraus den Schluss, dass ein Dialog Forum keinerlei neue Ansätze bringt und verweist auf ihre bisherigen Äußerungen zum Thema. Demnach ruhen die Gespräche, auch wenn zwischendurch trotzdem miteinander geredet wird, wie zuletzt am 8. Mai. Eine Annäherung, so ist von beiden Seiten zu hören, gab es aber auch hier nicht, eher unterschiedliche Wahrnehmungen im Nachgang darüber, was denn nun den Fakten entspricht.

Die Stadt verweist beispielsweise auf weitere interessierte Investoren, die bereitstünden, aber durch unannehmbare finanzielle Forderungen des jetzigen Eigentümers abgeschreckt würden. Hiss wiederum erklärt, dass die NMW immer klargestellt habe, dass sie das Grundstück nicht unterhalb der Einstandskosten veräußern würde, die Stadt das aber bei ihren Einzelgesprächen mit anderen offenbar nicht weiter kommuniziere. Diese vielen Erklärungen und Reaktionen zeigen vor allem, dass es an Vertrauen mangelt. Auf Seiten der Stadt klingt das dann so: ”Die NMW möchte zudem eine vollständige Neuplanung, bei der offen ist, ob sie diese – unterstellt sie würde erfolgen – akzeptieren und umsetzen wird. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen bestehen daran erhebliche Zweifel.” Und Hiss schreibt über die Stadt: ”Mit dieser Haltung des Wunschdenkens wird nichts erreicht und der Status Quo lediglich auf Jahre hinaus zementiert.” Eine Einigung in Zukunft bleibt daher mehr als ungewiss.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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