Die Gemeinde Messenkamp steht vor dem Ausbau des künftigen Dorfplatzes in Altenhagen II. Neben der Wendeschleife für Linienbusse soll auch ein Stück der Straße „Zum Kalkofen” eine neue Oberfläche mit Pflaster erhalten. Die über den Altenhäger Bach führende Brücke wird erneuert: Betonfertigteile ersetzen dann den vorhandenen gemauerten Rundbogen. Ein paar Stufen neben diesem Durchlass sind jetzt auf die Aufmerksamkeit von Bürgermeister Frank Witte und einiger geschichtsinteressierter Einwohner gestoßen: Sie wollen diese ins Bachbett führende sogenannte Waschtreppe erhalten. Bereits vor einigen Wochen, als die Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Vereine zum jüngsten Abend mit „Altenhäger Dorfgeschichte(n)” eingeladen hatte, kamen die steinernen Tritte zur Sprache. Heute werden sie zwar nur noch von Anwohnern genutzt, die eine Kanne Wasser aus dem Bach schöpfen wollen. Aber früher hatte die Treppe eine weitaus größere Bedeutung. So wurden dort unter anderem Kartoffeln oder Rüben vor der Einlagerung oder der weiteren Verarbeitung gewaschen. Nachbarin Anita Wille erinnert sich noch lebhaft an einen Drahtkorb, den ihre Eltern für diesen Zweck nutzten. Sie weiß auch noch von etlichen Altenhägern, die einst vor dem Dorf ein Stück Gartenland besaßen. Wenn sie abends auf dem Heimweg waren, spülten sie mitunter an der Waschtreppe Spaten, Harke, Eimer oder andere Arbeitsgeräte ab. Nur das Alter der Treppenstufen ist ihr ein Rätsel. „Die waren aber nicht immer da”, vermutet sie. Nachbar Friedrich-Wilhelm Reinecke stimmt dieser Aussage zu. Er meint, dass die Abstiegshilfe erst in den fünfziger Jahren gelegt worden sind, nachdem die Straße über die Brücke befestigt worden war. Vorher befand sich da noch ein offener Graben. Die in Hameln ansässige Heimatforscherin Annemarie Rein-Piepho hat sich vor einiger Zeit auf die Suche nach Waschtreppen im Weserbergland gemacht. Zwar gebe es nicht mehr viele davon, schreibt sie in einem Beitrag für eine Hamelner Tageszeitung. Darin zählt sie auch die Orte auf, bei denen historische Stufen noch liebevoll erhalten werden; unter anderem an der Emmer in Hämelschenburg, am Dorfbach im Hessisch Oldendorfer Ortsteil Bensen und am Nährenbach in Fischbeck. Ein Musterbeispiel sei Oldendorf nahe der Gemeinde Salzhemmendorf. Dort seien am Flüsschen Saale bereits zwei Treppen instandgesetzt worden; zwei weitere sollen demnächst folgen. Rein-Piepho: „In der Straße ‚An der Saale’ besaß sogar jeder AnAlieger einen eigenen Zugang zum Wasser. Den Hinweis des SW, dass auch in Altenhagen II eine Waschtreppe die Zeiten überdauert habe, nahm die Forscherin aufmerksam zur Kenntnis. Ob allerdings wie in Hämelschenburg auch in Altenhagen II die Frauen das Wasser aus dem Bach schöpften, um die zu bleichende Wäsche zu besprengen, weiß heute niemand mehr. Aber das ist Bürgermeister Witte egal: „Die Treppe muss bleiben”, hat er die Verwaltung bereits gebeten, die gerade den Ausbau von Dorfplatz, Brücke und Straße in Auftrag gab. Er will dies auch überwachen und notfalls selbst Hand anlegen: Wenn die Sanierung zu viel Geld erfordern würde, werde er selbst die Stufen erneuern. Auch das Material dafür hat der gelernte Fliesenleger schon im Auge: Die alte Straßenbrücke ist aus steinernen Quadern gemauert. Foto: al
Notfalls will er selbst Hand anlegen: Bürgermeister Frank Witte setzt sich für den Erhalt der alten Waschtreppe ein.