Rintelns Geschichte im Dritten Reich ist zwar nicht geprägt von ausgeprägten Kriegshandlungen, von umfangreicher Zerstörung, von einer Vielzahl von Toten auf den Straßen oder ständiger Angst der Menschen vor Luftangriffen, aber in Sachen Verfolgung von Juden, Deportation, Vertreibung, Zerstörung von Geschäften und öffentlichem Hass gegen Menschen, die zuvor Nachbarn, Freunde, Geschäftsleute waren, ist auch Rinteln nicht verschont geblieben. Daran wollen die Stiftung „Spuren“ von Gunter Demnig, Lizenz und Herstellung der „Stolpersteine“, die Familien Böttcher aus Leipzig und Begemann aus Maintal erinnern und sie finanzieren auch die „Stolpersteine“, klären die biografische Sachverhalte. Die Stadtverwaltung Rinteln sorgt für die erforderlichen bürokratischen Erlaubnisse und die technische Umsetzung und Thomas Weißbarth setzt mit Schülern der 13. Klasse des Gymnasium Ernestinum im Leistungskurs Geschichte die Ablaufgestaltung um. In Rinteln liegen bereits etwa 30 dieser „Stolpersteine“ und am Donnerstag wurden neue Steine in der Seetorstraße am Haus Nummer 4 verlegt. Dort lebten Ida und Bernhard Stamfort, die nach Recherche von Herbert Begemann am 20. Juli 1942 einen Bus eines Obernkirchener Unternehmens bestiegen, der sie und die mitfahrenden Thekla Schlüter, Louis Katz und Rosa Wetzel zur Israelitischen Gartenbauschule Ahlem bei Hannover bringen sollte. Als registrierte Juden waren sie auf Weisung des „Reichssicherheitshauptamtes“ in Berlin verhaftet worden und wurden nun, begleitet von zwei Rintelner Polizisten, für den Weitertransport ins Ghetto Theresienstadt zur Sammelstelle Ahlem befördert. Es war die zweite und abschließende Deportation Rintelner Juden, nachdem vier Monate zuvor bereits 21 Personen über Ahlem nach Warschau verschleppt worden waren. Das verschleiernd als „Altersghetto“ charakterisierte Konzentrationslager Theresienstadt war kein Ort zum Leben. Noch vor Jahresende, am 22. November 1942, starb Ida Stamfort. Ihr Ehemann Bernhard folgte ihr am 27. Januar 1943 (Quelle: Herbert Begemann aus Maintal, früher selbst Rintelner). Die jetzt verlegten „Stolpersteine“ sollen an die Familie Stamfort erinnern und immer wieder sollen hier die Gedanken der vorbeiziehenden Menschen über die Geschichte und die Geschichten der Menschen „stolpern“.