Bergmanns Plauderecke
Nein – ich habe nicht vor, in meiner Kolumne der spirituellen, religiösen oder weltanschaulichen Frage nachzugehen. Vielmehr brachte mich die Bemerkung der Tochter eines älteren Ehepaares auf die Idee dieser Überschrift. Den Senioren war eine ziemlich unglaubliche Geschichte passiert. An dieser Stelle ist nicht meine Phantasie mit mir durchgegangen, sondern ich habe die Story aus erster Hand. Das Ehepaar eines Städtchens in Schaumburg, beide in den 80ern, sie, körperlich etwas eingeschränkt, aber geistig top in Schuss. Auch das Autofahren macht dem Ehemann keinerlei Probleme. An einem Freitag machten sich beide auf, um den Wochenendeinkauf zu erledigen. Wie so häufig, nahm das Paar lediglich die Geldbörse der Frau mit ihrer EC-Karte mit. An der Kasse passierte dann, was vermutlich schon vielen von uns schon einmal passiert ist – die eingegebene PIN war falsch und der Vorgang wurde abgebrochen. Trotz intensiven Überlegens fiel beiden die richtige PIN nicht ein und eine weitere Falscheingabe wollten sie nicht riskieren. Statt Gemurre und Gezetere von wartenden Kunden, beruhigte sie der nächste Mann in der Schlange und bestätigte, dass auch ihm das schon passiert sei. Um die Situation noch zu retten, schlug der „vergessliche“ Ehemann vor, mit dem Auto nach Hause zu fahren um Bargeld zu holen, während seine Frau mit dem vollen Einkaufswagen vor der Kasse wartete. Nicht die Ideallösung für die bewegungseingeschränkte Seniorin, aber so wurde es gemacht. Gerade aus der Parklücke herausgefahren, stoppte ein junger Mann den Pkw. Mit den Worten:“ Es ist alles bezahlt. Nehmen Sie Ihre Frau mit,“ schockte dieser den Fahrer. Auf die Frage des Seniors, wer er denn sei, antwortete der Mann lediglich: „Rettungsdienst!“ In dem Augenblick erschien die wartende Ehefrau mit dem Einkaufswagen und einem zweiten Mann. Dieser hatte ihr bereits im Markt ebenfalls mitgeteilt, dass der Einkauf bezahlt sei und ihr Ehemann draußen warten würde. Mitten auf dem Parkplatz wurde der Einkauf in den Kofferraum verladen und die beiden jungen Männer verschwanden spurlos, nicht ohne den Kunden zuvor noch den Einkaufsbon auszuhändigen. Erinnern kann sich das Ehepaar lediglich an zwei jüngere Männer, bekleidet mit dunklen Jacken mit der Aufschrift „Rettungsdienst“ – ohne die bekannten Patches oder Aufnäher einer mit dem Rettungsdienst beauftragten Organisation. Noch etwas überfordert von der Gesamtsituation, fuhr das Ehepaar zunächst nach Hause. Am nächsten Tag versuchte der Beschenkte im Supermarkt herauszufinden, wer den Einkauf bezahlt hatte. Niemand konnte ihm eine Auskunft geben und die Marktleitung weigerte sich mit dem Hinweis auf den Schutz aller Kunden und den Datenschutz, den Einkauf zu überprüfen. Wer nun glaubt, die Geschichte sei der Phantasie seniler älterer Menschen entsprungen – ich habe den Bon in den Händen gehalten – alle Angaben treffen zu und die Bezahlung erfolgte fünf Minuten nach Eingabe der falschen PIN. Während der Unterhaltung brachte die Tochter der beiden den Gedanken auf die vielen amerikanischen Filme, bei denen Engel durch die Lande ziehen und Gutes tun. Man könnte nach dieser Geschichte fast an solche Engel glauben. Ich will natürlich auch die Identität der Engel schützen und recherchiere nicht weiter. Die Stadt Los Angeles (spanisch: Die Engel) ist nach einer Heiligen benannt worden. Wir könnten das Städtchen in Schaumburg aufgrund der Größe jetzt in „Los Angelitos“ (Die Engelchen) umbenennen. Noch ein paar Zahlen zum Thema Spenden. Im Jahr 2006 betrug die Spendensumme in Deutschland 3,852 Milliarden Euro. Den Höchststand erreichten die Spenden im Jahr 2021 mit 5,766 Milliarden Euro. 2023 kratzte die Spendensumme knapp an den fünf Milliarden. Diese Summen veröffentlichte „Statista“ nach einer Studie „Bilanz des Helfens“ des GfK Charity Panels. Es wurden dabei nur Spenden an gemeinnützige Organisationen etc. unter 2.500 Euro berücksichtigt. Eine andere Quelle (Deutsches Zentralinstitut für Soziale Fragen) kommt sogar auf eine Spendensumme von über 12 Milliarden Euro im Jahr 2023. Ob nun die eine oder die andere Summe stimmt, Spenden sind wichtig für das Gemeinwohl. Egal, ob es der kleine Fünf-Euro-Schein oder die Großsumme ist, entscheidend ist der Empfänger. Immer wieder nutzen Betrüger die Gutherzigkeit der Menschen in unseren Städten und sammeln angeblich für einen wohltätigen Zweck. Oft genug wandert das Geld in die eigene Tasche. Spenden sollten wohl überlegt gemacht werden. Die beiden „Engel“ haben jedenfalls alles richtig gemacht. Ich wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg bei ihrer Mission!