Gabi Hedler sitzt bereits hinter dem Steuer des Bürgerbusses Lindhorst, einem robusten Mercedes Sprinter, der über 322.000 Kilometer auf dem Tacho hat, als ich sie für ein Interview besuche. Seit Mai 2019 fährt sie die Bürgerbuslinie und hat in dieser Zeit nicht nur viele Kilometer, sondern auch unzählige Geschichten gesammelt. „Ich fahre so gern Auto“, sagt Hedler, als ich sie frage, warum sie sich ausgerechnet für dieses Ehrenamt entschieden hat. Doch es ist schnell klar, dass es ihr um weit mehr geht. Der Bürgerbus ist für sie nicht nur ein Fahrzeug, sondern eine wichtige Verpflichtung mit der Verbindung in der Samtgemeinde.
Ehrenamt in einer Männerdomäne
Bei der Frühschicht ist die erste Haltestelle für 8.11 Uhr eingeplant, doch der Tag startet weit früher. „Zuerst hole ich den Wagen ab und prüfe, ob alles in Ordnung ist“, erzählt sie mit einem Lächeln, das verrät, wie sehr sie ihre Aufgabe liebt. Der Bürgerbus Verein besteht seit 2013 und startete 2015 den Linienverkehr. Gabi Hedler stieg 2018 in den Verein ein und fand sich bald in einer Männerdomäne wieder. Von den 14 aktiven Fahrern ist sie eine von nur zwei Frauen. Doch das war für sie nie ein Hindernis. „Die Kollegen haben mich von Anfang an sehr gut aufgenommen und integriert“, erinnert sie sich. „Ich habe mich sofort wohlgefühlt.“
Bevor Gabi Hedler jedoch hinter dem Steuer Platz nehmen durfte, musste sie, wie alle neuen Fahrer, einige Hürden überwinden. Dazu gehört der Erwerb eines Personenbeförderungsscheins, der eine verkehrsmedizinische Untersuchung erfordert – die Kosten dafür trägt der Verein. Anschließend fährt man eine Zeit lang mit einem erfahrenen Kollegen mit, um die Strecke und den Ablauf kennenzulernen. „Das war eine spannende Phase“, erzählt sie. „Man merkt schnell, wie viel Verantwortung man trägt, wenn man andere Menschen sicher von A nach B bringt.“
Ein typischer Tag als Bürgerbusfahrerin beginnt für Gabi Hedler so: Sie sammelt die Passagiere an den festgelegten Haltestellen ein, doch Flexibilität ist auch gefragt: „Wir können auch Bürger an anderen Stellen abholen oder absetzen, wenn es nötig ist“, erklärt sie. Zweimal pro Woche bietet der Bürgerbus sogar Fahrten nach Stadthagen an. Eine Schicht dauert etwa vier Stunden, und obwohl es in der Samtgemeinde Lindhorst manchmal zu Verzögerungen kommen kann – sei es durch Stau oder andere unvorhergesehene Ereignisse – bleibt Gabi Hedler gelassen. „Ich komme auf jeden Fall“, sagt sie bestimmt. „Und meist sind wir auch pünktlich.“
Doch die Arbeit im Bürgerbus geht über das reine Fahren hinaus. Tanken nach Bedarf, die Innenreinigung und die gelegentliche Fahrt zur Waschanlage gehören ebenso dazu. Ein ehrenamtlicher Helfer unterstützt das Team, indem er den Bus in die Waschanlage bringt, wenn nötig. „Es ist ein schönes Gemeinschaftsprojekt“, sagt Gabi Hedler.
Ein besonderes Highlight ihrer Tätigkeit war im Juni 2023 ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC in Bremen. „Es war aufregend und lehrreich“, berichtet sie begeistert. „Auch als routinierte Fahrerin habe ich dort noch viel dazugelernt.“ Darüber hinaus absolvierte sie im November in Beckedorf beim DRK eine Ausbildung zur Betrieblichen Ersthelferin – eine weitere Fähigkeit, die sie in ihrem Ehrenamt einbringen kann. Sie engagiert sich darüber hinaus auch bei der Tafel und beim ambulanten Hospiz-Dienst. Um diese Ehrenämter zu finden half ihr die Kontaktstelle Ehrenamt Schaumburg, kurz KESS. Die KESS stellt Kontakte her und informiert umfassend (
Telefon 05721-7033264, E-Mail: ehrenamt@schaumburg.de).
So dreht GabiHedler weiterhin ihre Runden durch Lindhorst, immer mit einem offenen Ohr für die Fahrgäste, die sie sicher ans Ziel bringt. „Es ist mehr als nur ein Job“, sagt sie und macht gleich noch „Werbung” für den Bürgerbus: „Neue Fahrer sind bei uns übrigens immer gefragt, umso mehr Mitstreiter, desto besser!”