Die langen Bearbeitungszeiten in der Führerscheinstelle der Region Hannover sorgen weiter für Kritik. Zuletzt hatten auch die Feuerwehrkameraden aus Luthe über unzumutbare Wartezeiten geklagt. Das führe dazu, dass einige Einsatzkräfte keine Fahrzeuge mehr bewegen dürfen, obwohl sie sich rechtzeitig um die Verlängerung bemüht haben. Auch beim verlangten Umtausch alter Führerscheine in neue fälschungssichere EU-Fahrerlaubniskarten hat es in der Vergangenheit erhebliche Wartezeiten gegeben. Auch Fahrschulen ärgern sich über lange Wartezeiten bei Führerscheinanträgen.
Der Stadtanzeiger hat deshalb noch einmal bei der Region nachgefragt und wollte auch wissen, was denn aus einer Ankündigung geworden ist, die Kommunen um Hilfe zu bitten, um die Führerscheinstelle, Zitat: „bürgerfreundlicher” werden zu lassen. Das Ergebnis: Eine Kooperation wird von Seiten der Region inzwischen nicht mehr verfolgt. Hintergrund dürfte der personelle Mehraufwand sein, der in den Bürgerbüros vor Ort erst hätte organisiert werden müssen. Mehr als eine Art Briefkastenaußenstelle für die Region wäre am Ende wohl auch nicht herausgekommen, so Stadtsprecher Alexander Stockum auf Nachfrage. Ernsthafte Verhandlungen hat es demnach zwischen Region und Stadt nicht gegeben.
Vielmehr will die Region das Mengenproblem selbst bewältigen. Zufrieden sei man nicht mit der aktuellen Situation, wie Regionssprecher Christoph Borschel auf Nachfrage sagt. Vor allem weil die Mitarbeiter damit beschäftigt sind, Rückstände aufzuarbeiten. ”Aktuell reden wir von rund 3000 Anträgen, die pro Monat bearbeitet werden müssen. Für diesen konkreten Bereich im Führerscheinwesen sind aktuell zehn Stellen in der Führerscheinstelle zuständig”, so Borschel. Derzeit laufe noch eine Organisationsuntersuchung, aus der unterschiedliche kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen hervorgehen sollen.
So werden unter anderem Expertenteams aus Mitarbeitern gebildet, die sich beispielsweise vornehmlich um den Service oder die Antragsbearbeitung kümmern. Darüber hinaus soll die Führerscheinstelle im Servicecenter künftig selbstständige Kundentermine wahrnehmen, um eingehende Anträge ohne Verzögerung abzuarbeiten. Dort können dann beispielsweise Führerscheinverlängerungen oder die Ausstellung von internationalen Führerscheinen direkt erfolgen, so der Sprecher. Die Führerscheinstelle selbst hätte dann mehr Freiraum, um sich um die Ersterteilung von Führerscheinen, begleitetes Fahren ab 17 oder Berufskraftfahrer zu kümmern.
Darüber hinaus werden sich künftig 16 Stellen um Anträge kümmern, sagt Borschel. Als Ad-Hoc-Maßnahme unterstützen derzeit bereits neun Mitarbeiter eines anderen Teams die Kollegen der Führerscheinstelle, um den Rückstau möglichst schnell abzuarbeiten. ”Feuerwehrleute werden wie Berufskraftfahrer nach Möglichkeit prioritär behandelt. Die Kollegen haben hier ein eigenes Postfach eingerichtet, an das sich Berufskraftfahrer aktiv wenden können”, sagt Borschel.
Kommentar: Imageprobleme
Der Regionspräsident ärgert sich über das schlechte Image Hannovers. Das war vor zwei Jahren und bezog sich auf den Wirtschaftsstandort. Mehr Geld für Werbung war die Antwort. Doch der Ruf leidet vor allem dann, wenn einfache Dinge des Alltags nicht funktionieren und die Kernkompetenzen aus dem Blick geraten. Die Probleme in der Führerscheinstelle bestehen schon seit Jahren und man hat den Eindruck, dass der Verwaltungsspitze zwar immer viel einfällt, wie man den Missstand beseitigen könnte, aber an den Zuständen ändert sich nichts. Im Gegenteil. Die Liste der Klagenden wird immer länger. Vielleicht sollte der Regionspräsident weniger ans Image denken, als mehr an die einfachen Dinge. Denn wenn der Inhalt nicht stimmt, nutzt auch die schönste Verpackung nichts.