Die Samtgemeinden Bad Nenndorf und Rodenberg sind bereit, für die Energiegewinnung aus PV-Anlagen einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Weg zu gehen, der aber durchaus Schule machen könnte. In Planung ist ein Konstrukt aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Energieversorger Nordschaumburg, den Kommunen und einer Bürgerenergiegenossenschaft. Die Gemeinden schreiben die vorher zwecks Eignung geprüften Dachflächen aus, die Bürgerenergiegenossenschaft bewirbt sich um diese Dachflächen und die Bürgerinnen und Bürger können dann durch Genossenschaftsanteile und Beteiligungen die auf den Dächern per PV-Anlagen erzeugte Energie mit fester Rendite in der ganzen Gemeinde nutzen.
„So kann man es machen, mit Bürgerbeteiligung“, so Henning Radant, Geschäftsführer der Stadtwerke Wunstorf. Er erläutert weiter, dass die Energie Nordschaumburg eine Tochter der Wunstorfer Stadtwerke ist. Weitere Gesellschafter sind die Samtgemeinden Bad Nenndorf, Rodenberg und Sachsenhagen sowie die Bürgerenergiegenossenschaft Schaumburg. Da stellt sich die Frage, ob dieses Modell nicht auch etwas für die Stadt Wunstorf wäre.
Situation in Wunstorf
Neben Fragen der Finanzierung von PV-Anlagen auf öffentlichen Dächern ist vorab die Eignung kommunaler Dächer für solche Anlagen zu klären. Hierbei können die Kommunen finanzielle Unterstützung bei der Region Hannover beantragen. Von 2023 bis 2025 stellt die Region insgesamt 275.000 Euro bereit, um den Kommunen die Planung von PV-Anlagen zu erleichtern. Auf Nachfrage des Wunstorfer Stadtanzeigers hat die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass sich die kommunalen Dachflächen derzeitig in der Prüfung befinden und innerhalb des städtischen PV-Konzeptes auf Eignung und Umsetzungsmöglichkeiten untersucht werden.
Die Kosten zum Errichten einer PV-Anlage liegen dann aber bei den Kommunen selber. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob das Modell aus dem Landkreis Schaumburg auch für Wunstorf ein Thema wäre. „Wir haben das Modell der Stadtverwaltung gemeinsam mit der Bürgerenergiegenossenschaft vorgestellt. Es wird nun politisch beraten, ob es umgesetzt werden kann”, so der Geschäftsführer der Stadtwerke auf Nachfrage .
Politik wünscht sich Modelle
Beteiligungsmodelle wie Energiegenossenschaften und Bürgersolaranlagen bieten sich gerade in Zeiten knapper kommunaler Kassen an, so Anne Dalig, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Ähnlich sieht es auch Martin Ehlerding, Fraktionsvorsitzender der SPD, der neben der Aktivierung von Kapital und schnellere Umsetzung durch solche Modelle auch die Entlastung des städtischen Haushaltes in seiner Stellungnahme für den Wunstorfer Stadtanzeiger anführt. Anne Dalig ist sogar davon überzeugt, dass man mit solchen Modellen die Energiewende vor Ort schafft, da der Strom lokal erzeugt und auch verbraucht wird. Außerdem bieten sie Bürgerinnen und Bürgern auch ohne eigenes Dach wie etwa Mietern die Möglichkeit, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen und von der so erzeugten Energie zu profitieren. Einen entsprechenden Antrag für die PV-Anlage auf dem Neubau der Sporthalle in der Barne hat ihre Fraktion bereits in die städtischen Gremien eingebracht.
Antrag in Vorbereitung
Wie SPD und CDU auf entsprechende Nachfrage des Stadtanzeigers mitteilten, werden sie in Kürze einen Antrag in die städtischen Gremien einbringen, mit dem die Verwaltung beauftragt wird, ein Betreibermodell für Bürgersolaranlagen zu entwickeln. Dabei geht es grundsätzlich um die Prüfung, ob eine Genossenschaft, an der sich Bürger aus Wunstorf beteiligen können sinnvoll ist oder eher ein Anknüpfen an eine bestehende Struktur wie etwa die der Bürgerenergiegenossenschaft Schaumburg. Denkbar wäre auch eine Zusammenarbeit mit den Stadtwerken.
Fest steht, dass die Stadt nicht selber als Betreiber der Anlagen auftreten soll, sondern Dachflächen für entsprechende Anlagen zur Verfügung stellen oder vermieten soll. „Mit Bürgersolaranlagen leistet die Stadt als Ganzes einen Beitrag zur Energiewende“, so Martin Ehlerding. Foto: pixabay