Dankbarkeit | Schaumburger Wochenblatt

10.04.2025 15:20

Dankbarkeit

Christian Floß. (Foto: privat)
Christian Floß. (Foto: privat)
Christian Floß. (Foto: privat)
Christian Floß. (Foto: privat)
Christian Floß. (Foto: privat)

Wir leben in unruhigen Zeiten. „Jeder macht, was er will, keiner macht, was er soll, aber alle machen mit“. Unsere Welt scheint in vielerlei Hinsicht völlig aus den Fugen geraten zu sein. Verlässliche Partnerschaften, die lange Zeit Bestand hatten, sind offensichtlich obsolet geworden. Manche Menschen in weltpolitisch exponierten Positionen bemühen sich gar nicht mehr, Anstand und ein gewisses Maß an Seriosität an den Tag zu legen. Narzissmus und Machogehabe, desaströse und zum Teil menschenverachtende Handlungsweisen werden durch blind folgende und glühende Anhänger jener Personen und Strömungen zum Maßstab aller Dinge gemacht.

Wertschätzung anderen gegenüber, rücksichtsvolle Zurückhaltung, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit im gegenseitigen Umgang miteinander scheinen weitgehend auslaufende Modelle zu sein und werden eher als Dummheit, zumindest aber als Schwäche, angesehen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass diese Entwicklung in der letzten Zeit eine erschreckende Eigendynamik entwickelt und bei vielen Menschen ein gewisses Maß an Unwohlsein und vor allen Dingen eine große Unzufriedenheit hervorgerufen hat. Stehen wir nun dieser Entwicklung hilflos gegenüber und sind ihr völlig ausgeliefert? Müssen wir eventuell besser auf dieser Welle mitschwimmen, um nicht unterzugehen? Oder ist uns einfach alles egal?

Dankbarkeit statt Unzufriedenheit

Beim Blick auf die Um- und Zustände in der Welt um uns herum überkommt mich mehr und mehr ein ganz großes Gefühl der Dankbarkeit, trotz aller Unzulänglichkeiten, die es auch hier bei uns gibt. Dankbarkeit für Frieden und Freiheit einer gelebten Demokratie, Recht auf Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit, relativer Wohlstand, Rechtsstaatlichkeit. Natürlich ist mir klar, dass auch hier bei uns in Deutschland nicht alles Gold ist was glänzt. Dennoch macht es mich oftmals schon traurig, wie sehr gerade bei uns über manches, was wir vielleicht nicht haben oder was nicht so gut funktioniert, so heftig geschimpft wird, anstatt auch mal für so viel Gutes, was wir haben, was wir als so selbstverständlich ansehen und um das uns viele Menschen in der Welt beneiden, von Herzen dankbar zu sein.
In der Bibel ermahnen und stärken der Apostel Paulus und seine Mitstreiter in einem seelsorgerlichen Brief die noch junge Gemeinde in Thessalonich (1. Thessaonicher 5, 12-18) mit Worten, die, wie ich meine, an Aktualität bis heute nichts verloren haben und die somit unverändert für uns alle auch heute Gültigkeit haben, wie folgt:
„Wir bitten euch aber, Brüder und Schwestern: Achtet, die sich unter euch mühen und euch vorstehen im Herrn und euch ermahnen; 13 ehrt sie in Liebe umso höher um ihres Werkes willen. Haltet Frieden untereinander. 14 Wir ermahnen euch aber: Weist die Nachlässigen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig mit jedermann. 15 Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann. 16 Seid allezeit fröhlich, 17 betet ohne Unterlass, 18 seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“.
Ich denke, die Achtung, die hier gegen die Verantwortlichen in den Kirchen und den Gemeinden angemahnt wird, kann sicher auch auf die Menschen übertragen werden, die beruflich aber insbesondere auch ehrenamtlich ihre Arbeitskraft, Zeit und Leidenschaft in ihre Ämter in der Politik, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft investieren. Die Zutaten für das „Rezept“ für ein gutes Miteinander setzen sich laut dem Apostel Paulus zusammen aus -Frieden halten, -Achtsamkeit und Rücksicht gegen jedermann, -Hilfe für Menschen auf Abwegen, -Geduld und Trost für Kleinmütige und Schwache, - nicht Böses mit Bösem vergelten, -das Gute suchen, -Fröhlichkeit, -mit Gott im Gespräch bleiben und, last but not least, die Dankbarkeit in allen Dingen, also auch mal für das Scheitern.
So zu leben im Umgang miteinander ist also der erklärte Wille Gottes für uns in Christus Jesus, unserem Herrn. Gottes Liebe ist so groß, dass er in seinem Sohn, Jesus Christus, selbst zu uns in diese Welt gekommen ist.

Jesus Christus hat alle unsere Schuld, für die wir uns alle einmal vor Gott verantworten müssten, stellvertretend für uns auf sich genommen und am Kreuz ein für alle Mal mit sich in den Tod gerissen. Daran gedenken wir am Karfreitag. Aber er ist nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden zum Ewigen Leben und vertritt uns vor Gott, unserem Himmlischen Vater. Das feiern wir Ostern.

Der Evangelist Johannes bringt genau das in einem wunderbaren Satz auf den Punkt (Johannes 3, 16): „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“. Das ist doch Grund genug, um dankbar zu sein; auch und gerade heute in diesen so unruhigen Zeiten.


Dirk Sassmann
Dirk Sassmann

DS

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