Als ich Stadtsprecher Alexander Stockum um eine abschließende Stellungnahme zu unserer Serie ‚Meine (unsere) saubere Stadt‘ bat, schlug er mir vor, mir doch selbst ein Bild beim Mülleinsammeln zu machen. Denn nichts sei besser, als einmal die Praxis kennen zu lernen. An einem Montagmorgen traf ich um 6 Uhr beim städtischen Baubetriebshof ein, mir wurde eine rote Warnweste gereicht. Es sollte sich für mich ja auch lohnen, denn gerade nach einem Wochenende läge viel Müll herum. Aber, um es vorwegzunehmen, so schlimm war es nicht, es hielt sich an diesem Tag alles in Grenzen.
Jörg Behnecke begrüßte mich, er übt den Job seit sechs Jahren aus, bei der Stadt ist er seit elf Jahren tätig. Seine Tour am Montag beginnt am Spielplatz Emanuel-Grund-Straße und am Regenwasserrückhaltebecken. Weiter geht es nach Luthe, in die Oststadt, nach Blumenau, Liethe und Klein Heidorn sowie den Außenbereich in Großenheidorn. Wie viele Müllbehälter ausgeleert werden müssen, fragte ich Behnecke. Es sind über 90. Ich stieg das erste Mal am Spielplatz in der Emanuel-Grund-Straße aus, das Gelände ist weitläufig, natürlich lag dort Müll verstreut, aber so schlimm fand ich es nicht. Was mir auffiel waren kleine Ecken, in denen gegrillt wurde, auch lagen dort Schnapsflaschen. Noch kurz am Regenwasserrückhaltebecken vorbei und dann nach Luthe. Behnecke fuhr in enge Straßen und Wege und zu Spielplätzen. Die lagen versteckt, machten auf mich einen verträumten, aber nicht schmutzigen Eindruck. Nun fahre ich nicht jeden Tag nach Luthe, aber die zahlreichen Spielplätze beeindruckten mich.
Was mir jetzt schon auffiel und auch nervte, waren das ständige Ein- und Aussteigen nach wenigen Metern Fahrt. Der Sprinter ist zu hoch, dazu kommt noch das ständige Anlegen des Sicherheitsgurtes. Wie es besser geht, beweisen einige Postfahrzeuge in Sachen Sicherheitsgurte anlegen. Behnecke meckert nicht, der Körper habe sich daran und auch an die einige Kilogramm schweren Müllbehälter gewöhnt. In Luthe sind es 40 Müllbehälter. ‚Viel Betrieb‘ gab es am tollen Teich, die ersten Hundebesitzer führten ihre Lieblinge zum Gassigang aus. Es lagen nur wenige Hundehaufen, ansonsten war es sauber. Behnecke sah nach, ob noch genug Hundekotbeutel in den Spendern lagen und füllte nach. Es gibt auch Hundebeutelspender, die von Bürgern gefüllt werden, dann bringt der Bauhof-Mitarbeiter die Beutel selbst an die freundlichen Bürger. Mir fielen unterschiedliche Behälter auf, einige waren auch total offen, da passte auch bequem Hausmüll rein. Und was ich gar nicht verstehen konnte, waren die Stellplätze für die Müllbehälter. Manche konnten gar nicht aus ihrer Halterung gelöst oder gekippt werden, weil sie zu dicht an einem Zaun oder einer Mauer standen. Auch konnte unter Müllbehältern kein Korb zum Entleeren gestellt werden, weil der Kippvorgang aufgrund des niedrigen Abstandes zum Boden nicht klappte. Hier konnte nur mit der Hand der Müll rausgenommen werden.
Luthe war fertig, es ging in die Oststadt. ”Besonders am Montag sieht es hier oft schlimm aus”, sagte Behnecke. Doch an diesem Tag war alles sehr entspannt und auch sauber. Aufgefallen war mir, dass an vielen Bänken ein Müllbehälter steht. Auf dem Weg nach Klein Heidorn bog Behnecke auf den Blumenauer Kirchweg ein, dort waren die Behälter recht gut gefüllt. Dann noch nach Klein Heidorn, auch hier lernte ich einen versteckten Spielplatz kennen. Nichts Dolles, aber sauber war alles. Überhaupt war bei fast allen besuchten Spielplätzen eine Wasserpumpe mit einem Matschbereich eingerichtet. Alle habe ich ausprobiert, nur einer ging nicht. ”Das melde ich den zuständigen Fachbereich”, sagte Behnecke. Die Tour war zum Mittag fertig, wir fuhren nach Großenheidorn und luden den Müll mit dem Kipper an der Außenstelle des Baubetriebshofes in einen großen aha-Container ab.
Meine Tour als Aushilfsmüllwerker war beendet. Der Rücken machte sich bemerkbar, doch sonst konnte ich nicht klagen. Es war für mich interessant, einen Mitarbeiter beim Saubermachen der Stadt zu begleiten. Vielleicht habe ich einen Tag erwischt, der nicht so schlimm wie prophezeit gewesen ist. Natürlich ist jeder Bürger für unsere saubere Stadt mit verantwortlich. Doch sollte die Verwaltung aufgeschlossen sein, wenn Bürger Wünsche in Sachen Aufstellen eines Müllbehälters oder Hundekotbeutelspenders äußern. Es ist immer besser gemeinsam nach einer Lösung zu suchen als zu sagen, machen wir nicht, ist zu teuer.