Bisher war zum Beispiel, vieler Spekulationen zum Trotz, unklar, an welcher Stelle der Brunnen der Burg gelegen haben könnte. Jetzt steht fest: Er befand sich ungefähr mittig auf der Insel, links des Kieswegs kurz vor dem Denkmal, und hatte im Verhältnis „mächtige” Ausmaße. „Die Anlage war einer Burg in jedem Fall würdig”, sagte Zimmermann. Die „Kernburg” Rodenbergs lag den neuen Erkenntnissen zufolge im Südosten der Insel, wo heute noch das Ständehaus steht. Vor der „Bühne” seien Anomalien, vermutlich Bauspuren, erkennbar, die auf ein ehemaliges Gebäude hindeuten könnten. In dem Bereich werden auch das ehemalige Tor und ein Turm vermutet. „Irgendwann platzte die Burg aus allen Nähten und wurde Stück für Stück erweitert”, erklärte Zimmermann. „Solche Gebäude entwickeln sich oft über eine lange Zeit.” So habe nördlich des Ständehauses ein „alter Kornboden mit Küche” gestanden. Die Nordwand des Palas sei jetzt eindeutig erkennbar. Im Norden der Insel hatte ein „neuer Kornboden mit Stallung” Platz. Auch im Westen konnten mehrere Bauten mit Innengliederung erfasst werden. Anomalien in Nord- und Südwesten, möglicherweise verfüllte Keller oder Ähnliches, geben Hinweise auf eine bisher unbekannte Bebauuung. „Es war definitiv eine geschlossene Anlage”, sagte Zimmermann - entgegen der Angaben aus den bisher bekannten Quellen. Zimmermann erläuterte gemeinsam mit dem Kommunalarchäologen Jens Berthold die Röntgen- und geomagnetischen Untersuchungen, an denen auch Elisabeth Rautenberg-Röver und Henning Dormann beteiligt waren. Ohne Grabungen vorzunehmen habe man Erkenntnisse über den früheren Aufbau der Burg gewinnen können, die bis auf das Ständehaus abgerissen wurde, nachdem der Stadtbrand im Jahr 1859 große Schäden angerichtet hatte. Das Bodenradar, mit dem die Untersucher das Inselareal abgefahren hatten, lieferte dabei hochauflösende strukturelle Bilder von verschiedenen „Tiefenscheiben” des oberflächennahen Untergrunds. Die Methode der Geomagnetik beruht derweil auf der hochgenauen Messung des Erdmagnetfeldes, bei der archäologische Objekte im Boden sichtbar werden - zum Beispiel Mauer- oder Fundamentreste, verfüllte Gräben und Gruben sowie Brandstellen. Derzeit werden die gewonnenen Daten noch von einem Fachbüro zu Ende ausgewertet und die Mauerstrukturen detailliert herausgearbeitet. Dennoch zogen die Schaumburger Forscher ein positives Fazit der Untersuchungen: „Der Einsatz hat sich gelohnt”, sagte Zimmermann. Er dankte auch Erich-Karl Schales, der vor rund zehn Jahren die Ausgrabungen am Wall geleitet hatte. Denn „wenn er nicht so hartnäckig gewesen wäre, wären wir heute nicht so weit”. Nun hätten sich die historischen Quellen teils bestätigt, teils seien aber auch neue Erkenntnisse gewonnen worden, um sie ergänzen zu können. Foto: tr