Vom neuen Jahr an übernimmt Jutta Janaschke die Praxis. Den meisten dürfte sie schon bekannt sein, teilt sie sich die Behandlungsräume doch bereits seit drei Jahren mit Urban. „Sie kennt die Patienten, die Patienten kennen sie”, sagte er. „Ich freue mich sehr darüber, dass ich die Praxis vertrauensvoll in die Hände der Kollegin geben kann.” Im Oktober 1997 gründete Urban die Praxis in der Langen Straße. Sein Weg dorthin verlief aber über kleine Umwege. „Ich musste fünf Jahre auf meinen Medizin-Studienplatz warten”, erzählt er. Darum machte er zunächst eine Ausbildung zum Krankenpfleger, arbeitete dann in Frankreich und der französischen Schweiz. „In der Schule habe ich Französisch gelernt. Das Land hat eine wunderbare Sprache und Kultur.” Auch sein Lebensgefährte stammt aus dem Nachbarland. Zum Studium zog es Urban aber dennoch wieder nach Deutschland, nach Berlin. „Meine Studienzeit war sehr bereichernd”, sagt er. Trotzdem folgte darauf erst einmal die Arbeitslosigkeit, bis er auf eine Stelle in einem englischen Krankenhaus aufmerksam wurde. „Davon zehre ich heute noch”, erzählt Urban. „Der menschliche Umgang mit den Patienten hat mich tief beeindruckt und als damaliger Anfänger sehr geprägt.” Wieder in der Heimat, machte Urban in der Kinderklinik Herford seinen Facharzt. „Ich wollte immer Kinderarzt werden, wusste anfangs aber nicht, ob ich das überhaupt kann”, erzählt er. „Ich habe dann aber gemerkt, dass der besondere Umgang mit den jungen Patienten und die non-verbale Kommunikation mir sehr liegt. „Insbesondere zwei Dinge hat der Mediziner während seiner Laufbahn festgestellt. „Heute gibt es bei einigen Eltern so etwas wie eine ‚Vollkasko-Mentalität‘”, so Urban. „Sie wollen jedes erdenkliche Risiko ausschalten. Das führt dazu, dass die Kinder in einer künstlichen Umwelt leben. Ein Kind muss sich aber auch mal in den Finger schneiden dürfen.” Außerdem sei der Leistungsdruck auf den Nachwuchs über die Jahre deutlich gestiegen. „Ich habe mich dann ganz oft vor diese Kinder gestellt.”Doch unabhängig von solchen Fragen zeichnete Urban etwas anderes aus, worin auch seine Beliebtheit begründet sein dürfte: „Es ging mir immer darum, gemeinsam mit den Eltern Lösungen zu finden, über Gespräche und persönlichen Kontakt. Ich habe versucht, die elterliche Kompetenz und das Gefühl für ihr Kind zu fördern”, sagte Urban. „Es ist wichtiger, auf das eigene Gefühl zu hören, als sich von außen reinreden zu lassen.” So wie ihm sein eigenes Gefühl nun eben den Ruhestand nahelegte. Wie Urban seine Zeit nun nutzen wird, weiß er bereits. „Mit der einen Seele bin ich Arzt, mit der anderen Gärtner”, sagt er. Darum will er sich einen Lebenstraum erfüllen: einen Garten im Süden. Im Süden Frankreichs, selbstverständlich. Foto: tr